Russisches Verteidigungsministerium bestätigt Übernahme der Kontrolle über AKW Tschernobyl
Russische Fallschirmjäger haben am 24. Februar das Gebiet um das ukrainische Kernkraftwerk Tschernobyl vollständig unter ihre Kontrolle gebracht, teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, in einer am Freitag verbreiteten Stellungnahme über den Fortschritt der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine mit. Die russischen Einheiten hätten dabei eine Einigung mit den Vertretern ukrainischer Streitkräfte vor Ort erzielt, um die Bewachung des AKWs gemeinsam zu koordinieren:
"Mit den Soldaten eines separaten Bataillons der ukrainischen Kernkraftwerkswächter wurde eine Vereinbarung getroffen, um gemeinsam die Sicherheit der Blöcke und des Sarkophags des AKW Tschernobyl zu gewährleisten."
Die radioaktive Hintergrundbelastung in der Umgebung des Kernkraftwerks sei normal, erklärte Konaschenkow ferner. Ihm zufolge hält das Personal des AKWs die Einrichtungen der Anlage weiterhin im Normalbetrieb und überwacht die Situation. Der Sprecher fügte hinzu:
"Das gemeinsame Vorgehen der russischen Fallschirmjäger und der ukrainischen Soldaten des Sicherheitsbataillons des Kernkraftwerks bei der Verteidigung der Anlage ist eine Garantie dafür, dass nationalistische Gruppierungen oder andere terroristische Organisationen die Situation im Land nicht für eine nukleare Provokation nutzen können."
Am Donnerstag hatte die ukrainische Nachrichtenagentur UNIAN unter Berufung auf Behörden des Landes gemeldet, dass die russischen Truppen in die Sperrzone von Tschernobyl knapp 70 Kilometer von der Hauptstadt Kiew entfernt eingedrungen seien und das Gebiet angeblich nach schweren Kämpfen eingenommen hätten. Dabei sah Kiew die Anlage in Gefahr und warnte vor möglichen Provokationen vonseiten Moskaus.
Nach der Publikation der Berichte hat sich der Westen über die Entwicklung besorgt geäußert. Unter anderen bezeichnete die Sprecherin des Weißen Hauses Jen Psaki die Einnahme der Sperrzone des früheren Meilers durch die russischen Streitkräfte in Bezug auf die Mitarbeiter des AKWs als eine "Geiselnahme". Sie sagte:
"Diese unrechtmäßige und gefährliche Geiselnahme, die routinemäßige Arbeiten zum Erhalt und zur Sicherheit der Atommüll-Einrichtungen aussetzen könnte, ist unglaublich alarmierend und sehr besorgniserregend."
Am Vortag hatte der russische Präsident Wladimir Putin den Beginn einer militärischen Sonderoperation der russischen Armee im Donbass angekündigt. Damit sei Moskau auf die Bitte der Chefs der von Russland als unabhängig anerkannten Volksrepubliken Donezk (DVR) und Lugansk (LVR) eingegangen, sie vor militärischen Aggressionen der Ukraine zu schützen. Putin versicherte, dass die Pläne Moskaus keine Besetzung der Ukraine vorsehen, sondern lediglich deren Entmilitarisierung und Entnazifizierung.
Das russische Verteidigungsministerium betonte, die russischen Streitkräfte würden keine Raketen-, Luft- oder Artillerieangriffe gegen ukrainische Städte führen, sondern Hochpräzisionswaffen einsetzen, um die militärische Infrastruktur der Ukraine zu zerstören. Eine Bedrohung für die Zivilbevölkerung in dem Land bestehe nicht.
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.