Gleichberechtigung in Schweden: Gewalt gegen Männer als Gewalt von Männern gegen Frauen eingestuft

In den schwedischen Gleichstellungsrichtlinien fällt die Gewalt von Frauen gegen Männer unter die Kategorie Gewalt von Männern gegen Frauen. Sogar Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, in denen keine Männer vorkommen, fällt in diese Kategorie.

"Gewalt von Männern gegen Frauen" umfasst im Sinne der schwedischen Gleichberechtigung nun weit mehr als man anhand der Umschreibung annehmen könnte und soll als Sammelbegriff verstanden werde. Dies wurde seitens der Regierung beschlossen und im Handbuch zum Thema "Gewalt, Gender und Prävention" festgelegt. Hierunter werden auch Fälle von Gewalt zusammengefasst, die von Frauen ausgehen. Sei es in einer heterosexuellen Beziehung oder einer homosexuellen Beziehung, in der kein Mann vorkommt. 

In dem Handbuch heißt es: 

"Indem der Begriff der Gewalt in engen Beziehungen in den übergeordneten Begriff der Gewalt von Männern gegen Frauen aufgenommen wird, wird auch die Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen mit eingeschlossen, oder auch die Gewalt von Frauen gegen Männer in engen Beziehungen."

Die Leiterin der Abteilung für nationale Strategie zur Prävention von Bekämpfung von Gewalt von Männern gegen Frauen, Berit Jernberg, bestätigt, dass Gewalt von Frauen gegen Männer ein reales Phänomen sei: 

"Alle von uns, die sich beruflich mit diesen Themen beschäftigen, sind sich voll und ganz bewusst, dass es Gewalt von Frauen gegen Männer gibt, da gibt es überhaupt keinen Konflikt. Aber für mich und den Rest von uns ist dieses Konzept der Männergewalt gegen Frauen sehr zutreffend, denn das ist das strukturelle Problem."

Laut Jernberg habe die Regierung entschieden, diese Einstufung vorzunehmen. GegenüberKvartal  gesteht sie ein, dass sich diese Art der Formulierung für Laien als nicht nachvollziehbar darstellen könnte. Die Ministerin für Arbeit und Gleichstellung Eva Nordmark wollte diese Einstufung nicht kommentieren.

Im Jahr 2020 verzeichnete die schwedische Statistik 17 Fälle tödlicher Gewalt, bei denen Opfer und Täter in einer Paarbeziehung lebten. Darunter waren vier männliche Opfer. Bei gemeldeten Straftaten gegen eine erwachsene Frau wurde die Straftat in 80 Prozent der Fälle von einer dem Opfer bekannten Person begangen.

Bei Übergriffen auf Männer lag der Anteil der von einem Bekannten begangenen Straftat bei 45 Prozent. In der nationalen Sicherheitserhebung gaben 18 Prozent der Opfer von Übergriffen im Jahr 2016 an, dass der Täter ein naher Verwandter war. In einer nationalen Erhebung über Straftaten in Intimbeziehungen war der Anteil der Frauen, die im Jahr 2012 Opfer einer Straftat in einer engen Beziehung waren, fast genauso hoch wie der Anteil der Männer (7 Prozent der Frauen gegenüber 6,7 Prozent der Männer). Wenn man jedoch die lebenslange Exposition der Straftaten in intimen Beziehungen betrachtet, so sind knapp über 25 Prozent der Frauen und fast 17 Prozent der Männer in der schwedischen Bevölkerung Gewalt ausgesetzt. 

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