NATO-Chef Jens Stoltenberg liebäugelt mit dem Posten des norwegischen Zentralbankchefs
Jens Stoltenberg, der in den Jahren 2000/01 sowie 2005 bis 2013 norwegischer Ministerpräsident und 1996 für ein Jahr Finanzminister war, wurde neben Ida Wolden Bache, der geschäftsführenden Direktorin für Geldpolitik bei der Norges Bank, sowie 20 weiteren Bewerbern als offizieller Anwärter auf den Posten des Zentralbankchefs benannt. Diese Informationen veröffentlichte das norwegische Finanzministerium am 14. Dezember.
Laut Financial Times galt Bache in Norwegen zunächst als eindeutige Favoritin, aber "Oslo wurde von Gerüchten elektrisiert, dass Stoltenberg den Posten in Betracht zieht". Die Kandidatur dürfte jedoch eine "Debatte über geldpolitische Unabhängigkeit und Aufsicht über Staatsfonds auslösen", so die Analyse der Financial Times.
Stoltenberg wurde laut eigener Aussage gegenüber der größten norwegischen Nachrichtenagentur NTB im November vom Finanzministerium mit der Bitte kontaktiert worden, ob er sich eine Bewerbung für diesen Posten vorstellen könnte. Es handele sich, so Stoltenberg, um einen Job, für den er sehr motiviert sei. Seit Oktober 2014 ist er Generalsekretär der NATO.
Seine Unterstützer reagierten nach der Bekanntgabe mit dem Hinweis, dass "ein politisches Schwergewicht in dieser Funktion wünschenswert" sei und dass "nur wenige die norwegische Wirtschaft so gut kennen wie Stoltenberg". Dieser hatte als Finanzminister die Ausgabenregeln entwickelt, die festlegen, welche Summen die norwegische Regierung jedes Jahr aus dem Ölfonds entnehmen kann.
Kritiker hätten jedoch starke Bedenken, "dass die Glaubwürdigkeit sowohl der Norges Bank als auch des Ölfonds gefährdet würden, wenn ein ehemaliger Politiker und enger Freund und Bekannter des derzeitigen Vorsitzenden der Arbeiterpartei und Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre, diese Leitung übernehmen würde".
Wer Stoltenbergs Nachfolger werden könnte, sei noch unklar, so Börse-Online: "Nach Angaben aus Bündniskreisen soll unter anderen die frühere britische Premierministerin Theresa May Interesse an dem Posten haben. Eine Entscheidung der 30 Bündnisstaaten soll spätestens beim NATO-Gipfel im kommenden Juni getroffen werden."
Der Chef der Notenbank in Norwegen ist nicht nur mit klassischen Themen wie der Zinspolitik beschäftigt, sondern er hat auch die Aufsicht über den weltgrößten staatlichen Investitions-Staatsfonds mit einem Volumen von 1,4 Billionen Dollar.
Der aktuelle Zentralbankchef Øystein Olsen tritt im Februar 2022 ab, zehn Monate vor dem eigentlichen Ende. Olsen trat im Januar 2011 das Amt des Gouverneurs der Norges Bank an und ist nun in seiner zweiten sechsjährigen Amtszeit. Als Erklärung nannte er im August dieses Jahres in einer Mitteilung Altersgründe: "Es gibt für alles eine Zeit. Im Januar nächsten Jahres werde ich 70 Jahre alt. Das ist ein natürlicher Zeitpunkt, um eine lange berufliche Laufbahn abzuschließen."
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