Medienberichte: EU plant Abschaffung langfristiger Gas-Lieferverträge, auch mit Russland
Die Europäische Union (EU) will ihren Mitgliedsstaaten eine strenge Frist setzen, um langfristige Importverträge für Erdgas zu kündigen. Dies berichtet Bloomberg. Nach Angaben der Nachrichtenagentur beabsichtigt Brüssel, die Verlängerung solcher Verträge bis zum Jahr 2049 zu begrenzen.
Einer der Gründe für diese Entscheidung sei die "grüne" Energiewende, die eine vollständige Beendigung von Treibhausgasemissionen durch die Europäische Union nach dem Jahr 2050 vorsieht. Der Entwurf, der der Nachrichtenagentur vorliegt, soll am 15. Dezember offiziell veröffentlicht werden. Um die Energiesicherheit der Europäischen Union dennoch zu verbessern, beabsichtigt man in Brüssel, mehrere neue Normen einzuführen:
- Maßnahmen zur Gewährleistung eines hohen Füllungsgrads der Gasspeicher zu Beginn der Heizperiode. Im September dieses Jahres waren die unterirdischen Gasspeicher in Europa nur zu 72 Prozent gefüllt, der niedrigste Stand seit zehn Jahren. Analysten nannten dies als einen der Gründe für die steigenden Gaspreise;
- Freiwilliger gemeinsamer Erwerb strategischer Gasreserven durch die Gasfernleitungsnetzbetreiber. Diese Reserven können im Falle unvorhergesehener Umstände genutzt werden;
- Verpflichtung der teilnehmenden Länder, die Risiken zu bewerten und Maßnahmen zu ergreifen, wenn sich die Gasspeicher im Besitz ausländischer Unternehmen befinden. Wenn Risiken bestehen, müssten die Länder beispielsweise verbindliche Belegungsquoten für solche Lagereinrichtungen festlegen. Die Tochtergesellschaften von Gazprom in Europa kontrollieren mehrere große Speicheranlagen: Reden, Jemgum und Katharina in Deutschland, Haidach (bei Straßwalchen) in Österreich und Bergermeer in den Niederlanden. Vor Beginn des Herbstes waren sie nur zu 12,8 Prozent ausgelastet, was das Unternehmen auf einen Unfall in einer Kondensat-Aufbereitungsanlage in Nowy Urengoi zurückführte, der zu einer Verringerung der russischen Gaslieferungen über die Jamal-Europa-Pipeline geführt hatte.
Bloomberg schätzt, dass die Vorbereitung eines solchen Plans eine negative Nachricht für Russland ist: Moskau bestehe auf langfristigen Verträgen. Im September wies der russische Präsident Wladimir Putin auf die Ablehnung langfristiger Verträge durch die EU hin und kommentierte den raschen Anstieg der Gaspreis-Notierungen und damit verbundene Schuldzuweisungen gegen Russland. Putin erklärte:
"Auf dem freien Markt in Europa wird derzeit mit 650 Dollar (etwa 577 Euro) pro tausend Kubikmeter gehandelt. Aber es waren kluge Köpfe in der letzten Europäischen Kommission, die die Marktpreise für Gas entwickelt haben, und das ist das Ergebnis ... Und diejenigen, die mit uns in Europa langfristige Verträge abgeschlossen haben, können sich jetzt nur noch die Hände reiben und sich freuen – sonst müssten sie 650 Dollar (577 Euro) zahlen. Aber Gazprom verkauft Gas an Deutschland für 220 Dollar (etwa 195 Euro)."
Mitte Oktober hatte Bloomberg unter Berufung auf Quellen, die den russischen Behörden nahestehen, bereits zwei unterschiedliche Ansätze für Gasverträge beschrieben – einen europäischen und einen russischen. Putin wolle die Spielregeln auf dem Gasmarkt ändern und von Spotverträgen zu langfristigen Verträgen übergehen, wie sie auch Gazprom verwendet.
Der Preis an der Börse spiegelt nicht die tatsächlichen Kosten des Gases für die Verbraucher wider, da nur ein kleiner Teil des Gases über die Börse geht. Der größte Teil des Gases aus Russland wird bisher noch immer im Rahmen langfristiger Verträge nach Westeuropa geliefert. Mittlerweile beziehen die meisten von ihnen die Börsennotierungen in die Preisbildung mit ein, aber sie werden nicht allein dadurch bestimmt. Eine Alternative zu langfristigen Verträgen sind Spot-Verträge. Sie werden für einen kurzen Zeitraum abgeschlossen und innerhalb weniger Tage oder eines Monats realisiert. Der Preis des Rohstoffs in Spot-Verträgen kommt den Börsennotierungen so nahe wie möglich. Die wichtigste Drehscheibe für diese Art des Gashandels in Europa ist die niederländische TTF, wo die meisten Transaktionen nach einer Day-Ahead-Formel abgewickelt werden.
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