Die französische Regierung hat den Vorschlag Londons, eine gemeinsame britisch-französische Patrouille im Ärmelkanal zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung einzurichten, abgelehnt. Die formelle Absage wurde in einem Brief des französischen Regierungschefs Jean Castex an seinen britischen Amtskollegen Boris Johnson ausgesprochen. Auszüge aus dem Brief wurden am späten Donnerstag von den Medien veröffentlicht – der vollständige Text soll in Kürze ebenfalls offiziell veröffentlicht werden. Der französische Premierminister schrieb:
"Wir können nicht akzeptieren, dass britische Polizisten oder Soldaten an unseren Küsten patrouillieren. Das ist eine Frage der Souveränität. Ich weiß, wie sensibel Ihre Regierung die Souveränität anderer respektiert."
Gleichzeitig bekräftigte Castex die Bereitschaft von Paris, die "operative Zusammenarbeit" mit London fortzusetzen, ohne jedoch konkrete Maßnahmen in diesem Bereich zu nennen.
Das Dokument ist eine Antwort auf einen offenen Brief, den Johnson letzte Woche an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron geschickt hatte. Darin schlug der britische Regierungschef nicht nur gemeinsame Patrouillen im Ärmelkanal vor, sondern auch die Rückführung aller Migranten, die auf dem Seeweg nach Großbritannien gekommen sind, nach Frankreich. Diesen brisanten Vorschlag ließ Castex in seinem Schreiben jedoch unbeantwortet.
Während Johnson argumentierte, dass dies "die Überfahrten erheblich reduzieren – wenn nicht gar stoppen – würde", sorgte der Vorschlag in Paris für Aufruhr. So erklärte Innenminister Gerald Darmanin, Frankreich werde sich nicht "von der britischen Innenpolitik als Geisel nehmen lassen", und forderte London auf, seine "wirtschaftliche Attraktivität" zu verringern, die nach Ansicht von Paris die Ursache für die illegale Migration ist.
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