Frankreich will nicht zur "Geisel" britischer Politik werden

Frankreich wird sich in der Migrantenkrise im Ärmelkanal nicht zur Geisel der britischen Innenpolitik machen lassen. Das verkündete der französische Innenminister Gerald Darmanin. Er signalisierte jedoch seine Bereitschaft zu Verhandlungen mit London.

Nach einem Treffen mit seinen belgischen, deutschen und niederländischen Amtskollegen in der nordfranzösischen Stadt Calais am Sonntag erklärte der französische Innenminister Gerald Darmanin vor Reportern:

"Großbritannien hat Europa verlassen, aber nicht die Welt. Wir müssen ernsthaft an diesen Fragen arbeiten... ohne von der britischen Innenpolitik als Geisel gehalten zu werden."

Das Vereinigte Königreich sei selbst schuld am Zustrom von Migranten, die versuchten, die britische Küste zu erreichen und dafür eine waghalsige Reise über den Ärmelkanal in Kauf nehmen würden. Die Migranten würden von England und insbesondere von seinem Arbeitsmarkt angezogen, "was bedeutet, dass man in England ohne Ausweis arbeiten kann", fügte er hinzu. Darmanin betonte:

"Großbritannien muss seine Verantwortung wahrnehmen und seine wirtschaftliche Attraktivität begrenzen."

Großbritannien wurde von dem Treffen in Calais ausgeschlossen. Darmanin informierte seine britische Amtskollegin Priti Patel am Freitag über die Absage ihrer Einladung. Auslöser war ein offener Brief des britischen Premierministers Boris Johnson, der Paris aufforderte, alle illegalen Migranten einfach zurückzunehmen. Paris wies dies jedoch zurück.

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