Explosion in Göteborg: Mutmaßlich krimineller Hintergrund bringt schwedischen Premier in Bedrängnis

Am Dienstag ereignete sich eine schwere Explosion in einem Mehrfamilienhaus in Göteborg. Zwanzig Menschen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Es liegt der Verdacht nahe, dass die Katastrophe einen kriminellen Hintergrund hat. Der schwedische Premierminister übt sich medial in Schadensbegrenzung.

An brennende Autos, Schießereien und Auseinandersetzungen zwischen Bandenkriminellen in "empfindlichen Gegenden" hat sich die schwedische Öffentlichkeit fast gewöhnt. Nun scheint das ungelöste Problem der Bandenkriminalität einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben. 

Am Dienstagmorgen gegen 5 Uhr kam es im Göteborger Stadtteil Annedal zu einer Explosion in einem Mehrfamilienhaus. Anschließend brach ein Feuer aus. Mehrere Bewohner des Hauses retteten sich nur durch einen Sprung vom Balkon. Videos und Bilder der Katastrophe verbreiteten sich im Netz, der schwedische Premierminister Stefan Löfven (Sozialdemokraten) berief eine Pressekonferenz ein. 

Die schwedische Polizei leitete Voruntersuchungen "wegen allgemeiner Zerstörung ein", erklärte der Polizeisprecher Thomas Fuxborg. Es gibt keine Hinweise, dass es sich um eine "natürliche Explosion" und damit um einen Unfall handelte. Die Vermutung, dass das Unglück einen kriminellen Hintergrund hat, wurde durch die Tatsache erhärtet, dass in diesem Gebäude ein Kronzeuge in einem Bandenprozess wohnt.

Die schwedischen Medien erinnern an große Explosionen wie in Norrköping im Jahr 2019 und in Östermalm in Stockholm 2020. Der schwedische Premierminister Stefan Löfven teilte auf einer Pressekonferenz am Tag der Explosion mit, die schwedische Gesellschaft unternehme alles, um die Bandenkriminalität zu besiegen. Jede Explosion sei eine zu viel. Aber generell sei es so, dass sich die Gesellschaft in ihrem Alltag sicher fühlen könne.  

Ein Twitter-Nutzer aus Schweden fasst es so zusammen: 

"Die Explosion in Göteborg ist Teil einer Entwicklung, in der sich die Gewalt schwerer Kriminalität gegen die gesamte Gesellschaft richtet, eine gefährliche Konsequenz einer Relativierung, die weitgehend auf Distanzen und Deklamationen beruhte, jetzt muss gegen kriminelle Gruppen vorgegangen werden ..."

Insgesamt zwanzig Personen mussten nach der Explosion medizinisch behandelt werden. Vier davon zogen sich schwere Verletzungen zu. Die evakuierten Anwohner übernachteten in bereitgestellten Hotelunterkünften, bei Verwandten oder bei Freunden. Am Nachmittag versammelten sich die betroffenen Anwohner der evakuierten Wohnungen, um Informationen bei der Polizei über das weitere Vorgehen einzuholen. Aber es fehlt an einem Zeitplan, wann sie wieder zurück in ihre Wohnungen dürfen. Auch das weitere Vorgehen ist nicht bekannt. Insgesamt 140 Wohnungen sind schwer oder leicht beschädigt und dürfen derzeit nicht betreten werden.

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