Europol-Aktion: Schwedische Polizei verhaftet 400 Mitglieder krimineller Banden

Eine Europol-Aktion gegen die organisierte Kriminalität führte zu 400 Festnahmen in Schweden. Mittels Ausspähung scheinbar sicherer Chats konnten die Kriminellen ausfindig gemacht werden, darunter viele Bandenanführer. Ungelöst bleibt das Problem der Rekrutierung.

Die Operation Europols lief unter dem Namen "Operation Trojanerschild". Die schwedische, niederländische, US- und australische Polizei stellten ihre Ergebnisse gemeinsam in Den Haag vor. Drei Jahre soll die Operation unter der Beteiligung von insgesamt 16 Ländern angedauert haben.

Eine wichtige Rolle spielte dabei der Zugriff auf verschlüsselte Chatdienste wie ANOM. Die Kriminellen nutzen den Dienst für die Planung von Drogenimporten und Geldwäsche bis hin zu Auftragsmorden. Die verschlüsselte Kommunikations-Plattform ANOM entstand, nachdem das US-amerikanische FBI zwei ähnliche Dienste (Phantom Secure und Sky Global) geknackt hatte. Hierdurch entstand ein Vakuum.

Die Idee zu ANOM soll einem Spitzel des FBI-Agenten bei einem Bier gekommen sein. Dieser hatte einen Draht zu den Kriminellen, da er ihnen zuvor Phantom-Secure-Geräte verkauft hatte. Er nutzte seine Kontakte und verkaufte scheinbar sichere ANOM-Geräte. Drei Jahre lang sollen das FBI und die Australian Federal Police (AFP) die Plattform betrieben haben. Den Dienst ließen sie sich bezahlen. Dies sollte die Glaubwürdigkeit unter den Kriminellen schüren. Die Falle der Behörden schnappte nun weltweit zu.

1.600 der 12.000 ANOM-Nutzer wiesen einen schwedischen Bezug auf. Anfang Juni hieß es, dass 155 der 800 durch die Operation Festgenommenen einen Bezug zur schwedischen Bandenkriminalität hätten. Die Zahl der Festnahmen in Schweden wuchs auf 400 Personen.

Die Geheimdienstchefin der schwedischen Polizei Linda Staaf erklärte den hohen Anteil des kleinen skandinavischen Lands:

"Schweden hat hier im Vergleich zu vielen anderen Ländern die Nase vorn. Wir sind früher als andere Länder in die Operation involviert gewesen, konnten Verdachtsmomente verfolgen und Festnahmen durchführen."  

Der schwedische Innenminister Mikael Damberg räumte ein, dass Schweden Probleme mit der Bandenkriminalität habe. Dies sei "offensichtlich": 

"Es gibt auch Diskussionen darüber, dass Bandenkriminelle in Schweden gut darin sind, Technologien und unterschiedliche verschlüsselte Dienste zu verwenden, um nicht erwischt zu werden. Alles in allem hat dies dazu geführt, dass wir in Schweden beispiellos viele Bandenkriminelle gleichzeitig festnehmen konnten." 

Unter den Festgenommenen sollen zahlreiche ranghohe Bandenkriminelle sein. Polizeichef Anders Thornberg zeigte sich von der Zahl der Festgenommenen überrascht: 

"Ich bin seit 40 Jahren Polizist und habe so etwas noch nie gesehen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir den Zugriff auf so viele erhalten. Die Bemühungen der Polizeibehörde machen mich stolz. Wir haben die Zahl der Anführer der schweren organisierten Kriminalität in unserem Land dezimiert."

Es konnten diejenigen Führungsköpfe ausfindig gemacht werden, die niemals Waffen anfassten, die niemals Drogen in der Hand hielten, so Thornberg. Das Problem aber sei nach wie vor die hohe Zahl der Rekrutierungen der kriminellen Banden. Nach den Festnahmen habe die Polizei Hinweise darauf, dass junge Leute den Platz der festgenommenen Anführer einnehmen wollen. In Deutschland soll es mehr als 70 Festnahmen gegeben haben. 

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