Um Migranten humanitäre Hilfe zu geben: Polnischer Abgeordneter durchbricht Militärkordon (Video)

Am Mittwoch sorgte ein Eklat an der polnisch-weißrussischen Grenze für viel Aufsehen. Der polnische Sejm-Abgeordnete Fanciszek Sterczewski versuchte, die Postenkette aus Militärs zu durchbrechen, um illegalen Migranten humanitäre Hilfe zu übergeben, wurde aber von Grenzbeamten gestoppt.

Auf einem kurzen Video des Vorfalls ist zu sehen, wie Sterczewski mit einer blauen Tüte in der Hand über das Feld im weißrussisch-polnischen Grenzgebiet rennt und versucht, den ihm hinterherlaufenden Grenzpolizeibeamten zu entweichen. Dabei stolpert er mehrmals und wird schließlich angehalten.

Nach Angaben des Telegram-Kanals DW Weißrussland besteht der Abgeordnete darauf, dass der aktuelle Aufenthaltsort der gestrandeten Flüchtlinge "entgegen der Behauptungen der PiS-Propaganda" (polnische Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit – Anm. d. Red.) im polnischen und nicht im weißrussischen oder neutralen Hoheitsgebiet liege. Sterczewski wies darauf hin, dass die Grenzschützer und Polizisten, die die Postenkette bildeten, sonst die Staatsgrenze Weißrusslands verletzt hätten, was unmittelbar eine Reaktion der Behörden in Minsk hervorgerufen hätte.

Deswegen sei es auch sein volles Recht gewesen, auf die Flüchtlinge zuzukommen und die Situation zu kontrollieren. Die Migranten hätten kein Essen und Wasser und seien gezwungen, "aus einem Bach zu trinken", behauptete Sterczewski. Zumindest vier Personen benötigten ihm zufolge außerdem sofortige medizinische Versorgung.

Polens Vize-Außenminister Marcin Przydacz hatte zuvor im polnischen Staatsfernsehen erklärt, dass die weißrussischen Behörden sich geweigert hätten, einen Transporter aus Polen mit Hilfsgütern für die gestrandeten Migranten durchzulassen.

Seit bereits rund zwei Wochen sitzen mehrere Dutzend Flüchtlinge aus Afghanistan im weißrussisch-polnischen Grenzgebiet nahe dem Dorfe Usnarz Górny in der Woiwodschaft Podlachien fest. Die Grenzpolizisten beider Staaten bildeten spezielle Kordone, um die Flüchtlinge zu bewachen und sie an illegalen Grenzübergängen zu hindern. Nach Angaben Warschaus wurden seit Anfang August bereits rund 2.100 Migranten beim Versuch aufgegriffen, sich über die weißrussische Grenze nach Polen abzusetzen. Im gesamten Vorjahr waren es 120.

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