Sacharowa zu Frankreichs Ablehnung von Sputnik V: "Rassismus, imperialer Hegemonismus, Neonazismus"

Mit scharfen Worten kritisiert die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa Frankreichs Ablehnung des russischen Impfstoffs Sputnik V. Zuvor hatte der französische Staatssekretär für europäische Angelegenheiten, Clément Beaune, vor Sputnik V gewarnt.

Für Aufregung sorgten am Donnerstag Äußerungen des französischen Staatssekretärs für europäische Angelegenheiten Clément Beaune. Der Politiker sagte während eines Gesprächs mit dem Sender France 2: "Die Impfstoffe, die anerkannt werden, um in das Gebiet zu kommen, müssen wirklich auf die beschränkt werden, von denen wir sicher sind, das heißt, die vier, die heute in Frankreich und in Europa zugelassen sind."

Beaune erklärte weiter:

"Derzeit werden in Frankreich und Europa sowie in einer Reihe anderer Länder nur vier Impfstoffe anerkannt. Bei einer Reihe anderer Impfstoffe, insbesondere der russischen und chinesischen, sagt Frankreich seinen Partnern: Seien Sie vorsichtig, sagen Sie Nein zu diesen Impfstoffen."

Zudem kritisierte er EU-Länder "wie zum Beispiel Spanien", die die russischen oder chinesischen Impfstoffe anerkennen wollten.

Die Worte Beaunes sorgten in Moskau für großen Unmut. Auf Facebook schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa:

"Dies ist eine Mischung aus Rassismus, imperialem Hegemonismus und Neonazismus. Ganzen Völkern werden gleiche Rechte und Chancen verweigert, was gegen Gesetze, Ethik und Moral verstößt, was die Welt zur Konfrontation treibt, zu einem Zeitpunkt, an dem sie eine der härtesten Prüfungen durchmacht, die einer Pandemie."

Sacharowa ergänzte:

"Besonders auffällig ist die Kaltblütigkeit, der Zynismus und die Grausamkeit, mit der die westlichen Länder in der Zeit, in der die Menschheit gegen die Epidemie kämpft, ihre eigenen humanistischen Ideale verletzen, für den Profit kämpfen, ohne an das Schicksal von Millionen von Bewohnern unseres Planeten zu denken."

Frankreich torpediert Annäherung zwischen Brüssel und Moskau

Auch der stellvertretende Sprecher des russischen Föderationsrates Konstantin Kosachev meldete sich zu Wort und erklärte, dass solche Argumente den Interessen der Bürger Frankreichs zuwiderlaufen würden. Impfstoffe hätten keine nationale Identität und sollten vielmehr für jeden verfügbar sein, so Kosachev. Dabei hatte sich gerade ein Tauwetter zwischen Moskau und Brüssel angekündigt. Die EU bot Russland die gegenseitige Anerkennung digitaler Corona-Impfpässe an. Das russische Gesundheitsministerium hat den Eingang eines entsprechenden Briefs bestätigt. 

Ein Sprecher von Gesundheitsminister Michail Muraschko begrüßte die Initiative gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass: "Wir sind bereit, uns zu treffen und das zu erörtern." Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow befürwortete die Initiative. Zuvor hatte der EU-Botschafter in Moskau Markus Ederer gesagt, dass es den Vorschlag aus Brüssel gebe, die elektronischen Zertifikate für eine Impfung gegen das Coronavirus gegenseitig anzuerkennen. Zurzeit erkennt weder die EU den in Russland entwickelten Impfstoff Sputnik V an, noch sind in Russland westliche Impfstoffe wie BioNTech oder Moderna zugelassen. 

Russland wartet seit langem auf eine EU-Zulassung seines ersten von insgesamt drei eigenen Impfstoffen. In der EU wird Sputnik V über eine nationale Zulassung in Ungarn und auf ausdrücklichen Wunsch auch in der Slowakei genutzt. Zudem erkennen etwa die EU-Mitglieder Kroatien oder Zypern eine Sputnik-Impfung russischer Touristen an. Griechenland beugte sich hingegen Berichten zufolge dem Druck einiger mächtiger EU-Staaten - Deutschland und Frankreich werden genannt - und verlangt von vollständig mit Sputnik V geimpften Touristen aus Russland, dass sie bei Einreise einen negativen PCR-Test vorweisen müssen.

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