Dem Druck aus Deutschland gebeugt? Griechenland verlangt Test für geimpfte russische Touristen

Noch vor Kurzem hieß es, dass mit Sputnik V geimpfte russische Touristen ohne weitere Auflagen nach Griechenland einreisen dürfen. Jetzt soll dies plötzlich nicht mehr gelten. Einige vermuten, dass sich das Land dem Druck aus Deutschland gebeugt hat.

Noch im April hatte der griechische Tourismusminister Haris Theocharis versichert, dass das nationale Impfkomitee den russischen Impfstoff als gleichwertig anerkenne, wenn es um touristische Reisen geht. Theocharis sagte damals:

"Es gibt daher kein Problem für russische Bürger, die geimpft sind, zu kommen, ohne sich Voruntersuchungen und zusätzlichen Tests unterziehen zu müssen."

Doch diese Aussage hielt nicht lange. Denn Griechenland hat jetzt beschlossen, von russischen Touristen für die Einreise auch dann einen negativen PCR-Test zu verlangen, wenn diese vollständig mit Sputnik V geimpft sind.

Hintergrund ist folgender: Die EU erkennt nur solche Impfstoffe an, die von der eigenen Zulassungsbehörde EMA genehmigt worden sind. Das betrifft derzeit Pfizer/BioNTech, Moderna, Johnson & Johnson und AstraZeneca. Einem Mitgliedsland ist es auch erlaubt, andere Impfstoffe anzuerkennen, wenn diese entweder von der WHO oder von der nationalen Zulassungsbehörde des entsprechenden Landes zugelassen worden sind.

Letzteres ist für Sputnik V bei einigen EU-Ländern wie beispielsweise Ungarn oder Kroatien der Fall – und genau dies hatte Griechenland noch bis vor Kurzem in Aussicht gestellt. Nun wird also auch dort die etwas groteske Situation eintreten, dass das Land zwar mit Sputnik V geimpfte Personen aus Ungarn oder Kroatien ohne Test einreisen lässt, in Russland mit dem gleichen Impfstoff geimpfte jedoch nicht.

Was genau diesen Sinneswandel versucht hat, ist nicht ganz klar. Presseberichten zufolge hätten jedoch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron auf dem EU-Gipfel in der vergangenen Woche den Umgang Griechenlands mit Sputnik V als zu lax kritisiert. Seine Wirksamkeit gegenüber der sogenannten Delta-Variante, die sich ausbreite, sei nicht bekannt. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis wies diese Berichte jedoch als "journalistische Übertreibungen" zurück.

Für die griechische Tourismusbranche dürfte es nach dieser Entscheidung jedenfalls nicht leichter werden. Nach mehreren aufeinanderfolgenden Lockdowns kämpft sie derzeit ums Überleben. Kritische Stimmen in Griechenland sprechen auch in dieser Angelegenheit von einem gewissen deutschen "Paternalismus" gegenüber dem Land. Einige mutmaßen auch, dass Merkel die Deutschen davon abhalten wolle, in den Urlaub nach Südeuropa zu reisen, wie das Onlineportal euractiv.com berichtet. Man wolle deutsche Urlauber womöglich lieber im eigenen Land halten, um den Inlandstourismus anzukurbeln.

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