Europa

"Unverantwortlich" – Kurz vor dem Wembley-Spiel wettert deutsche Politik gegen hohe Zuschauerzahlen

Beim Achtelfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen England dürfen 45.000 Fans in das Wembley-Stadion. Im Halbfinale und beim Endspiel sollen es noch mehr werden. Dies sorgt bei einigen deutschen Politikern für Fassungslosigkeit und Unverständnis.
"Unverantwortlich" – Kurz vor dem Wembley-Spiel wettert deutsche Politik gegen hohe ZuschauerzahlenQuelle: AFP © Justin Setterfield

Vor dem EM-Achtelfinale zwischen England und Deutschland wird die Kritik an der Erhöhung der zugelassenen Zuschauerzahl im Wembley-Stadion und am Fanverhalten in der Coronavirus-Pandemie lauter. Innenminister Horst Seehofer (CSU) sagte mit Blick auf die Delta-Variante, vor allem in Großbritannien würden sich Zehntausende Zuschauer im Stadion unverantwortlich verhalten. In der Süddeutschen Zeitung appellierte Seehofer an die Union Europäischer Fußballverbände UEFA und die britische Regierung, die Zuschauerzahlen "deutlich nach unten zu korrigieren". Bis zu 45.000 Fans sind am Dienstagabend zugelassen. Für die Halbfinalspiele und das Endspiel sollen sogar 60.000 Zuschauer in das Wembley-Stadion dürfen.

Nachdem die Corona-Zahlen durch die Delta-Variante zuletzt in Großbritannien wieder anstiegen, ist der Schritt umstritten. Dass die Partien überhaupt dort ausgetragen werden sollen, bezeichnete der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann als "eigentlich nicht zu verantworten". Dies ginge "nur mit harter Einhaltung der Regeln und der Abstände", sagte der 73-Jährige dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die UEFA und der Deutsche Fußball-Bund müssten dringend dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden.

"Der Plan, jetzt noch mehr Leute in die Stadien zu lassen wie in Wembley, ist unverfroren", sagte der Grünen-Politiker. Manche Bilder würden den Eindruck vermitteln, die Pandemie sei vorbei. "Das ist ein absolut falsches Signal", sagte Kretschmann. Spiele in vollen Stadien und Zuschauer ohne Abstand oder Masken könnten zum Superspreader-Event werden. "Dieser Leichtsinn macht mich fassungslos", sagte Kretschmann dem RND.

"Wir machen so alles kaputt"

Zur Vorsicht mahnte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Am Spielort München und in Deutschland allgemein sei es bislang "gut gelaufen", sagte er der Bild. Man habe sich "ganz bewusst dafür entschieden, so lange abzuwarten, bis klar war, wie sich die Inzidenzen bei uns entwickeln", erklärte Söder mit Blick auf eine Zulassung von Fans und betonte: "Ich möchte halt nicht, dass es uns einholt."

Dass in Budapest mehr als 55.000 Zuschauer in das Stadion durften, hält Söder für einen Fehler. "Ich hätte das in Ungarn so nicht gemacht, hätte das nicht verantworten wollen. Ausgangspunkt für ein Superspreader-Event zu sein, das ist der Fußball in dem Verhältnis nicht wert. Genießen ja, aber genießen mit Verstand", sagte Söder.

Auch EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas mahnte die UEFA zur Vorsicht. Der Verband müsse eine Entscheidung über ein EM-Halbfinale und EM-Finale in einem stark gefüllten Stadion in Wembley sorgfältig abwägen, sagte er. Er erinnerte daran, dass Großbritannien die Reisemöglichkeiten seiner Bürger einschränke und es eine "gewisse Symmetrie" und Verhältnismäßigkeit bei diesen Entscheidungen brauche.

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen warnte vor Nachlässigkeit. "Es besorgt mich als Gesundheitspolitiker und Arzt gleichermaßen, wenn trotz des rasanten Anstiegs gefährlicher Virusvarianten an den dicht gedrängten Fußballstadien, oftmals ohne ausreichenden Abstand und Maske, festgehalten wird", sagte der Bundestagsabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin.

Dahmen wandte sich generell gegen den derzeitigen Corona-Kurs der EM-Verantwortlichen. "Inzwischen sind ja sogar Nationalspieler mehrerer Mannschaften infiziert", sagte er. "Wir machen so alles kaputt, was wir uns an niedrigen Fallzahlen aufgebaut haben."

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(rt de/dpa)

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