80 Jahre nach dem Überfall auf die Sowjetunion: Linke mahnt zur Völkerverständigung
Die Gedenkveranstaltung ist eine gemeinsame gewesen: Neben Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag, und der Publizistin Gabriele Krone-Schmalz sprachen auch der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, sowie die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Partei "Gerechtes Russland", Jelena Drapenko und Oleg Shein. Ergänzt wurde die Veranstaltung durch ein künstlerisches Programm sowie Auszüge aus Interviews mit Veteranen der Roten Armee.
Politischer Kampf um historische Wahrheiten
In historischer Perspektive wurde, neben dem Erinnern an die grausamen Verbrechen der Wehrmacht selbst, vor allem die zeitgenössische Erinnerungskultur thematisiert. Vielfach wurde seitens der Redner wie auch Teilnehmer beklagt, dass in der deutschen Politik, aber ebenfalls in den Medien, versucht werde, die Geschichte "umzuschreiben". Dabei geht es vor allem um den Vorwurf, dass die Rolle der Roten Armee bei der Befreiung Deutschlands geschmälert und die deutsche Kriegsschuld relativiert würde.
Sehr kritisch wurde auch gesehen, dass der Bundestag und die Bundesregierung im Vorfeld abgelehnt hatten, eine zentrale Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalles auf die Sowjetunion abzuhalten. Positiv wurde aber allerseits die einfühlsame Rede aufgenommen, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am vergangenen Freitag bei einer Gedenkveranstaltung im Deutsch-Russischen Museum Karlshorst gehalten hatte.
Schuld und Verantwortung – Perspektiven für die Gegenwart
Es ging also nicht allein um das historische Erinnern an den Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion – auch der Bezug zur Gegenwart spielte bei der Gedenkveranstaltung eine große Rolle.
Die Linke setzt sich insbesondere für eine weltweite Abrüstung ein. Sie kritisiert die aktuelle Erhöhung der Rüstungsausgaben ebenso wie das aggressive Verhalten der NATO gegenüber Russland, das sich unter anderem in den jüngsten Militärmanövern in Osteuropa zeige.
Anstelle von Konfrontation, darin sind sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig, müsse auf Dialog gesetzt werden. Deutschland sei besonders gefragt, den mühsam errungenen Frieden und die Versöhnung zwischen beiden Völkern nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Wirtschaft und Kultur als Mediatoren
Jenseits der Rhetorik vom "Feind Russland" zeigen Meinungsumfragen, dass sich die meisten Deutschen ein gutes Verhältnis zu Russland wünschen: In einer Forsa-Umfrage zur Partnerschaft von EU und Russland sprachen sich 62 Prozent für engere Beziehungen aus. Dies ist ein Indikator, dass gerade die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen den Völkern den Dialog in Gang halten könnten. So sieht es auch Dietmar Bartsch:
"Kappen Sie nicht die Drähte nach Russland und zu den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. Nicht die Gesprächsfäden, nicht die Handelswege und auch nicht die Pipelines. Fördern Sie die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen, den Jugendaustausch und alle Städtepartnerschaften, die möglich sind."
Die Rolle der Kultur für die Völkerverständigung wurde auch im Programm der Gedenkveranstaltung deutlich. Sänger Tino Eisbrenner interpretierte russische Lieder in deutscher Sprache – mit dem erklärten Ziel, die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschen und Russen aufzuzeigen. Gina Pietsch sang viele Lieder von Bertolt Brecht – und betonte die Wichtigkeit von Kunst als Medium, das sich für Völkerverständigung und Frieden fruchtbar machen lasse: "Wichtig ist mir natürlich überhaupt, dass die Kunst sich einmischt. Die Kunst kann sich einmischen, sie kann sich manchmal leichter und besser einmischen als irgendwelche politischen Reden, weil sie einen großen Kreis von Hörern hat."
Die Botschaft lautet: Aus der Geschichte lernen
Durchweg alle Beiträge der Veranstaltung mahnen direkt oder indirekt dazu, aus der Geschichte zu lernen und Dialog statt Konfrontation zu suchen. Fast durchgängig betonten die Redner, dass der Westen seinen ethnozentrischen Überlegenheitsgestus gegenüber Russland aufgeben müsse, damit zu einem fruchtbaren Dialog zurückgefunden werden kann. Gerade Deutschland stehe dabei historisch in der Verantwortung.
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