Weißrussland-Umfliegung verursacht täglich 250.000 Kilogramm zusätzlicher CO2-Emissionen

Britische und EU-Fluggesellschaften umfliegen den weißrussischen Luftraum und nehmen dabei weite Umwege in Kauf. Während Verbände von Piloten und Fluggesellschaften den Umweg begrüßen, zeigt sich eine gesteigerte Umweltbelastung durch den erhöhten Treibstoffverbrauch.

Die EU-Sanktionen gegen Weißrussland sehen unter anderem vor, dass Fluggesellschaften aus der EU den weißrussischen Luftraum umfliegen müssen. Für britische Fluggesellschaften gilt die gleiche Vorgabe. Als Umleitung werden nun meist die baltischen Staaten überflogen – zum Teil mit erheblichen Verlängerungen des Flugwegs. Das Nachrichtenportal Euractiv meldet unter Berufung auf die Flugsicherungsbehörde Eurocontrol, dass durch diese Umwege britischer und EU-Fluglinien schätzungsweise 250.000 Kilogramm zusätzliche CO2-Emissionen pro Tag entstehen.

Laut dem Bericht führten vor Einführung der Sanktionen täglich etwa 300 Flüge durch den weißrussischen Luftraum – davon etwa 100 von EU- oder britischen Fluggesellschaften. Durch die nun vorgeschriebene "Umfliegung" werden jeden Tag etwa 79.000 Kilogramm Treibstoff zusätzlich verbrannt und der Ausstoß von Stickoxiden um rund 1.200 Kilogramm erhöht.

Als Begründung für die "Umfliegung" diente die erzwungene Landung eines Ryanair-Flugzeugs in Minsk am 23. Mai und die Festnahme des weißrussischen Bloggers Roman Protassewitsch, gegen den in Weißrussland ein Haftbefehl vorlag. Als Reaktion darauf brachten die EU-Staats- und Regierungschefs am 24. Mai umfangreiche Sanktionen auf den Weg. Als Teil dessen empfahl die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) am 25. Mai den Fluggesellschaften, den weißrussischen Luftraum zu meiden, da laut der EASA "ernsthafte Zweifel an der Einhaltung der internationalen Zivilluftfahrtregeln durch Weißrussland" aufgekommen seien. Die EASA folgte damit dem Beschluss des EU-Rats, wonach "alle in der EU ansässigen Fluggesellschaften den Überflug von Weißrussland vermeiden sollten".

Gegenüber Euractiv äußerte sich Arik Zipser, ein Sprecher der European Cockpit Association (ECA), eines Dachverbands der Berufsverbände und Gewerkschaften der Piloten und Flugingenieure. Zipser begrüßte die Entscheidung der EU, den weißrussischen Luftraum zu umfliegen, da Weißrussland "sich als Teil des zivilen Luftfahrtsystems selbst in Verruf gebracht" habe. Er betont:

"Wenn Piloten ein Land überfliegen und den Informationen der Flugsicherung nicht trauen können, dann kann sich niemand auf diesem Flug sicher fühlen."

Zudem warnte Zipser, dass die Piloten zukünftig womöglich "bei ihrer Entscheidungsfindung auch ein Urteil über die Motivationen und die Vertrauenswürdigkeit der bereitgestellten Informationen des jeweiligen Landes, das sie gerade überfliegen, berücksichtigen müssen". Eine derartige Verantwortung bewertete er als "nicht realistisch".

Die Sprecherin des europäischen Luftfahrtdachverbands Airlines for Europe (A4E), Jennifer Janzen, sprach bei Euractiv von einer "Herausforderung" für alle Fluggesellschaften. Dennoch stellte sie sich hinter die von der EU geforderten "Umfliegung" von Weißrussland.

"A4E steht an der Seite unseres Mitglieds Ryanair und der Luftfahrt- und internationalen Gemeinschaft im Allgemeinen. Wir verurteilen jeglichen rechtswidrigen Eingriff in den Passagierflugverkehr."

Damit bezog sie sich auf die erzwungene Landung der Ryanair-Maschine in Minsk, die mit einer angeblichen Bombendrohung begründet wurde. Am 31. Mai musste eine Ryanair-Maschine auf dem Flughafen BER zwischenlanden, ebenfalls wegen einer angeblichen Bombendrohung, und wurde daraufhin von der Bundespolizei durchsucht. Zu diesem Vorfall nahm Janzen keine Stellung.

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