Die tschechische Justizministerin Marie Benešová hat der Nachrichtenwebsite Novinky mitgeteilt, es gebe im Fall der Explosionen im Munitionslager in Vrbětice im Jahr 2014 neben der Selbstdetonation der Munition im Lager und der Beteiligung ausländischer Geheimdienste noch weitere Versionen.
Die Ministerin erzählte, sie sei bei der Regierungssitzung zu den Vorfällen in Vrbětice anwesend gewesen. Dann erwähnte Benešová weitere mögliche Versionen zur Erklärung der Explosionen aus dem Jahr 2014, wobei sie darauf verwies, dass ihre Meinung mit der des Präsidenten Miloš Zeman übereinstimme. Die Politikerin wörtlich:
"Meine Meinung ist der des Präsidenten ähnlich, nachdem wir einen Bericht des Sicherheits- und Informationsdienstes (BIZ) gesehen haben. Ich habe einige andere mögliche Versionen erwähnt."
Benešová weigerte sich, ausführlicher über andere Versionen zu sprechen:
"Was sind die Versionen? Ich kann hier nicht darüber spekulieren. Diese Details können nicht bekannt gegeben werden. Es ist alles im Protokoll, das während der Regierungssitzung mitgeschrieben wurde."
Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš und Innenminister Jan Hamáček betonen dagegen, es gebe nur eine Version, an die sie sich hielten, nämlich die Beteiligung russischer Geheimdienstagenten.
In einem Interview für das russische Fernsehen erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag, Russland werde die unfreundlichen Schritte Tschechiens und Bulgariens nicht tolerieren. Ihm zufolge lehnen die USA und Europa den Wunsch Russlands ab, ein gutes Verhältnis zu ihnen zu haben.
"Die Hauptsache ist schließlich Russlands Wunsch, ein gutes Verhältnis [zu anderen Staaten] zu haben. Aus irgendeinem Grund weigert man sich hartnäckig, diesem ersten Teil und der Hauptbotschaft von Präsident [Wladimir] Putin zuzuhören – in Washington wie auch in Brüssel oder in [anderen] europäischen Hauptstädten."
Am 17. April hatte die Tschechische Republik mehrere Mitarbeiter der russischen Botschaft wegen der Explosionen im Munitionslager in Vrbětice im Jahr 2014 des Landes verwiesen. Die tschechische Regierung behauptet, russische Geheimdienste seien in die Vorfälle verwickelt gewesen. Das russische Außenministerium wies den Vorwurf als grundlos zurück und kündigte die Ausweisung von 20 tschechischen Diplomaten als Gegenmaßnahme an.
Der tschechische Präsident Zeman erklärte am 25. April, es gebe bisher keinerlei Beweise für eine russische Beteiligung an den Explosionen. Der Staatschef rief dazu auf, die Ergebnisse der Ermittlung zu den Vorfällen abzuwarten. Wenn der Verdacht gegen Russland widerlegt würde, handelte es sich um ein "Geheimdienstspiel mit ernsten Folgen für unser innenpolitisches Leben".
Am Mittwoch wurde bekannt gegeben, dass die bulgarische Regierung die mögliche Beteiligung von sechs russischen Staatsbürgern an vier Explosionen in Munitionslagern in Bulgarien zwischen 2011 und 2020 und einen möglichen Zusammenhang zwischen diesen Vorfällen und den Explosionen in Vrbětice untersucht.
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