Europa

Volksrepublik Donezk beschuldigt Ukraine, Wohngebiet beschossen und Zivilisten getötet zu haben

Ein frontnaher Donezker Wohnbezirk ist zum ersten Mal seit langer Zeit wieder unter Beschuss geraten. Und wieder ein Zivilist ist dabei getötet. Das teilen Vertreter der Volksrepublik Donezk im Gemeinsamen Zentrum für Kontrolle und Koordination mit.
Volksrepublik Donezk beschuldigt Ukraine, Wohngebiet beschossen und Zivilisten getötet zu haben© dnr-sckk.ru

Ein 57-jähriger Mann ist in seiner Wohnung in einem westlichen Außenbezirk in Donezk durch Artilleriebeschuss getötet. Das teilt die Vertretung der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk beim Gemeinsamen Zentrum für Kontrolle und Koordination (GZKK) mit. Die Einzelheiten des Vorfalls sowie zahlreiche Fotodokumente vom Tatort hat die Vertretung auf ihrer Webseite veröffentlicht.

Ihr zufolge haben die ukrainischen Streitkräfte das Wohngebiet im Donezker Kiewski Rajon am 14. April gegen 15 Uhr mit schwerkalibriger 122-Millimeter-Artillerie beschossen. Der Mann sei nach Zeugenangaben während der Explosion auf dem Balkon gewesen und wurde aus 30 Metern Entfernung von einem Splitter tödlich getroffen. Er wurde aber erst am nächsten Morgen in seiner Wohnung tot aufgefunden.  

Das Opfer sei ein Elektriker und guter Kollege gewesen, erst vor Kurzem sei er Großvater geworden, erzählten die Arbeitskollegen des Mannes im lokalen Fernsehsender. Er ist schon der dritte Zivilist auf dem Territorium der Volksrepublik Donezk, der in den letzten Wochen im Zusammenhang mit Kampfhandlungen stirbt. 

Das Donezker Militär hat auf einer Karte die Schussstelle geortet. Laut der Darstellung wurde aus circa acht Kilometern Entfernung geschossen. Die Reichweite der eingesetzten Waffen könne bis zu 22 Kilometer betragen. Alle gesammelten Materialien würden Strafverfolgungsorganen in Donezk und Russland "als Beweislast für Kriegsverbrechen der ukrainischen Führung" übergeben, so die Erklärung der Donezker GZKK-Vertretung. Die ukrainische Seite hat sich zu den Vorwürfen noch nicht geäußert. 

Nicht erst der Einsatz, sondern bereits die Präsenz von Haubitzen mit einem Durchmesser von 122 Millimetern ist im Kampfgebiet eigentlich verboten. Die OSZE meldete in den letzten zwei Wochen eine Verdreifachung der Waffenstillstandsverletzungen im Vergleich zum vorigen Jahr. Die ukrainischen Medien berichten von der Verlegung schwerer Panzertechnik in der Nähe der frontnahen Großstadt Mariupol. 

Die Hauptstädte der selbst ernannten Republiken Donezk und Lugansk bereiten sich offenbar auf eine ukrainische Offensive vor. Laut dem ukrainischen Nachrichtenportal strana.ua werden derzeit in Lugansk Bombenkeller kontrolliert und in Donezk Verwaltungsgebäude mit Sandsäcken gesichert. 

Am Donnerstag tagte in Kiew der Sicherheits- und Verteidigungsrat unter Beteiligung des Präsidenten Wladimir Selenskij. Nach dem Treffen teilte dieser mit, dass die Situation im Donbass unter Kontrolle sei. "Die Armee ist bereit – und das ist das Wichtigste", sagte er. 

Am Freitag findet ein Treffen Selenskijs mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris statt. Wie französische Medien mitteilen, wollen die beiden Staatsoberhäupter "Risiken in Zusammenhang mit der russischen Truppenverstärkung an der Grenze zur Ukraine" besprechen. Es wird auch eine Videoschaltung zur deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel geben. 

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