Europa

Italien schafft Filmzensur ab

Seit 1913 war es der italienischen Regierung möglich, bestimmte Szenen aus Filmen entfernen zu lassen – oder die Filme auch komplett zu verbieten. Das betraf unter anderem Pasolinis "Salò oder die 120 Tage von Sodom" sowie Bertoluccis "Letzter Tango in Paris".
Italien schafft Filmzensur abQuelle: Gettyimages.ru © AGF/Universal Images Group via Getty Images

Zwar wurde die Zensur praktisch nicht mehr angewendet, dennoch handelt sich um einen symbolträchtigen Schritt der italienischen Regierung. "Das System von Kontrollen und Eingriffen, die es dem italienischen Staat noch erlaubten, in die Freiheit der Künstler einzugreifen" sei nun endgültig passé, erklärte der italienische Kulturminister Dario Franceschini, am Montag. Franceschini veröffentlichte, neben seiner politischen Tätigkeit, zwischen 2006 und 2007 auch zwei Romane.

In den Jahrzehnten, als die Zensur in Italien noch aktiv angewendet wurde, verbot die Regierung hunderte von Filmen aus der ganzen Welt. Zum Teil aus "moralischen", aber auch aus politisch motivierten Gründen. Nach dem neuen Dekret sollen die Filmverleiher nun ihre eigenen Filme selbst klassifizieren, basierend auf den bestehenden Altersklassen für das Publikum wie "über 14" (oder ab 12 Jahren in Begleitung eines Elternteils) und "über 18" (oder ab 16 Jahren in Begleitung von Erwachsenen).

Anschließend soll eine neue Kommission, bestehend aus Vertretern der Filmindustrie sowie Bildungsexperten und Tierschützern, die Einstufung des Films überprüfen. "Es ist eine epochale Veränderung, auf die die Industrie stark gedrängt hat und die eine Selbstregulierung einleiten wird", erklärte der Chef der italienischen Verleiher, Luigi Lonigro, in einem Statement.

Laut einer Umfrage von Cinecensura, einer Webseite, die vom italienischen Kulturministerium gefördert wird, und Fälle von Zensur dokumentiert, wurden in Italien seit 1944 rund 274 italienische Filme, 130 amerikanische Filme und 321 Filme aus anderen Ländern verboten, bei mehr als 10.000 Filmen wurden die Macher gezwungen, Szenen zu schneiden.

Der letzte Fall liegt 23 Jahre zurück

Pasolinis Film "Salò" von 1975, der auf dem Roman "Die 120 Tage von Sodom" von Marquis de Sade basiert, war eines der italienischen Zensuropfer. Der Roman, 1785 geschrieben, skizziert eine 120-tägige Gewaltorgie und eine breite Palette sexueller Praktiken, die von den Protagonisten an einer Gruppe entführter und versklavter Jugendlicher beiderlei Geschlechts ausführt werden. Pasolini verlegt die Handlung in die Zeit des italienischen Faschismus. Der Film lief in Italien nur kurz im Kino, bevor er im Januar 1976 verboten wurde.

Bertoluccis "Letzter Tango in Paris", der von einem Amerikaner und einer jungen Französin erzählt, die sich in einer Pariser Wohnung zu Gesprächen und Sex treffen, wurde noch vor seinem Erscheinen verboten. Das Verbot galt bis 1987. Der Film polarisierte die Kritik, einige Sexszenen wurden als inakzeptabel und erniedrigend empfunden. Zu der viel diskutierten Vergewaltigungsszene in dem Film wurde die Hauptdarstellerin Maria Schneider, einem Eingeständnis von Bertolucci 2016 zufolge, von ihm genötigt. Schneider hatte 2007 erklärte, sie habe sich in dieser Szene "vergewaltigt gefühlt". Der Film war unter anderem auch in Spanien, Chile, Südafrika und der Sowjetunion verboten. Einige Spanier umgingen das Verbot, indem sie extra Busreisen nach Frankreich organisierten, wo der Film freigeben wurde.

Der letzte größere Fall von Zensur in Italien ereignete sich 1998 mit der grotesken Komödie "Totò che visse due volte" des sizilianischen Duos Daniele Ciprì und Franco Maresco. Der Film wurde wegen Szenen, in denen Zoophilie und Vergewaltigung vorkamen kritisiert. Italienische Katholiken störten sich auch an den religiösen Anspielungen.

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