Europa

Zu viel AstraZeneca: Serbien lädt zum Impfen ein

Lange Warteschlangen bilden sich an den Grenzübergängen nach Serbien. Grund: Rund zehntausend Menschen aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, Montenegro und Nordmazedonien kamen, um sich dort kostenlos gegen COVID-19 impfen zu lassen.
Zu viel AstraZeneca: Serbien lädt zum Impfen einQuelle: www.globallookpress.com © Andrea Ronchini/Keystone Press Agency

Gespritzt wurde überwiegend der Impfstoff von AstraZeneca. Das Land verfügt über große Vorräte dieses Impfstoffs, dessen Haltbarkeitsdatum bald ausläuft. Serbien hatte rechtzeitig rund zwei Millionen Dosen des bewährten russischen Präparats Sputnik V bestellt und AstraZeneca zunächst aufgehoben. 

Für Serbien ist dieses erste "Impfwochenende" ein weiterer Erfolg seiner regionalen Impfpolitik, die wiederum wesentlich durch umfangreiche chinesische Lieferungen ermöglicht wurde.

Serbien weist in Europa nach Großbritannien die höchste Impfrate auf. In den Nachbarstaaten kommt man da nicht hinterher. So wurde etwa in Nordmazedonien bisher nur Krankenhauspersonal geimpft. Dies war vor allem durch eine Spende aus Serbien sowie eine Impfstofflieferung aus Russland möglich.

Am Wochenende riefen die Serben ausdrücklich alle Bürger der Nachbarstaaten auf, sich impfen zu lassen. Viele Tausende meldeten sich über die Regierungsseite euprava.gov.rs an. Andere kamen ohne Anmeldung nur mit ihrem Ausweis. Für Unangemeldete galt in den beiden Impfzentren in Belgrad sowie in der südserbischen Stadt Niš die Regel: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Die meisten kamen aus Bosnien und Nordmazedonien. Allein über die Wirtschaftskammer Serbiens, die Nachbarländer eine Impfinitiative angeboten hatte, erhielten am Wochenende rund 8.000 Personen ihre erste Dosis.

Auch der serbische Journalistenverband hatte Impfungen für etwa 100 mazedonische Medienschaffende organisiert.  

Der frühere bosnische Bundesligaprofi Sergej Barbarez, der früher bei Borussia Dortmund und dem HSV spielte, bedankte sich über Twitter bei Serbien für die Impfung seiner Mutter und Schwester.

Nach Darstellung serbischer Medien herrscht in der serbischen Regierung unterdessen die Sorge, dass es in Serbien für die einheimische Bevölkerung bald mehr als genügend Impfstoff geben könnte, allerdings zu wenig Impfwillige.

Serbische Staatsbürger, die bei der Anmeldung keine Präferenz für einen Impfstoff angeben, können sich schon jetzt ohne große Wartezeit impfen lassen. Wer den russischen Impfstoff Sputnik V oder auch jenen von BioNTech/Pfizer will, muss derzeit eine kürzere Wartezeit in Kauf nehmen. Diese ist jedoch nach Tagen oder in einigen Fällen nach wenigen Wochen bemessen, nicht nach Monaten wie etwa in Deutschland. 20,1 von hundert Einwohnern haben in Serbien ihre Erstdosis, 13,5 Prozent ihre Zweitdosis erhalten, in Deutschland liegt die Zahl bei 10,8 bzw. 4,6 Prozent (Quelle: our world in data). 

In Serbien ist die Zahl der "Impfskeptiker" hoch. Zu den bekanntesten Impfskeptikern des Landes gehört der populäre Tennisspieler Novak Đoković. Derzeit wird im Privatsektor in Serbien bereits mit Kampagnen zur Steigerung der Impfwilligkeit gearbeitet. Manche Firmen zahlen Mitarbeitern eine Prämie von umgerechnet 100 Euro gegen Vorlage eines Impfnachweises.

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