EU-Kommission: Noch keine Gespräche zur Aufnahme von Sputnik V in europäisches Vakzin-Portfolio

Obwohl die Stimmen aus Deutschland lauter werden, Brüssel solle mit der Zulassung von Sputnik V keine Zeit verschwenden, ließen sich die Bürokraten in Belgien nicht aus der Ruhe bringen. Hinter den Kulissen scheint jetzt Bewegung in die Sache zu kommen.

Die Zulassung für den russischen Impfstoff Sputnik V ist schon längst zum Politikum geworden. Für Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron ist das Vakzin ein "Propagandamittel", für seinen Außenminister Jean-Yves Le Drian handelt es sich "eher um ein Mittel der aggressiven Diplomatie als um eines der Solidarität und der Gesundheitshilfe".

Vor diesem Hintergrund eines möglichen "kalten Vakzin-Kriegs" ziehen die Regierungen Europas an verschiedenen Strängen. Deutschland drängt die EU-Kommission zu Taten. "Ich glaube, dass wir noch nichts verpasst haben. Aber wir würden es für richtig halten, wenn jetzt zeitnah die Gespräche aufgenommen werden", hieß es aus Regierungskreisen am Mittwoch. Andere EU-Staaten wie die Slowakei und Ungarn beziehen Sputnik mittlerweile auf eigene Faust.

Allein in Brüssel ließ man sich bisher Zeit. Auf Nachfrage von RT DE bei der Europäischen Kommission heißt es, im Moment gebe es keine Gespräche zur Integration von Sputnik in das europäische Vakzin-Portfolio. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hielt sich ebenfalls bedeckt und verwies auf das "Rolling-Review-Verfahren." Bei diesem Verfahren werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Ergebnisse vorliegen.

Ein nicht genannter deutscher Regierungsvertreter sagte der Zeitschrift Politico, dass jetzt Bewegung in die Sache komme. "Wir haben die Kommission gebeten, ein Beschaffungsverfahren für Sputnik zu starten", sagte der Beamte Reportern bei einem Briefing in Berlin und fügte hinzu, dass "wir jetzt feststellen, dass die Kommission dabei ist, dieses Verfahren zu starten".

Der Beamte erklärte, die Kommission müsse zuerst bei den EU-Hauptstädten "vorfühlen", um zu sehen, welche Länder am Kauf der russischen Aufnahme interessiert sind, bevor sie Vertragsverhandlungen über die Anzahl der Dosen einleitet. Nachdem dieser Vertrag abgeschlossen sei, könnten die EU-Länder potenziell Sputnik-Dosen über einen EU-Vertrag kaufen, so der deutsche Beamte.

EU in Spaltung vereint

Es ist zu bezweifeln, dass alle EU-Länder bei der Beschaffung mitziehen werden. Viele EU-Mitglieder sehen Sputnik ähnlich wie Frankreich. Litauens Premierministerin Ingrida Šimonytė warnte letzten Monat, dass "Sputnik mit vielen Schichten von Propaganda und sogar nicht versteckten Ambitionen kommt, um die EU-Länder und ihre Partner im Süden und im Osten zu spalten".

Mindestens vier EU-Länder sind nötig, um die Aufnahme von Gesprächen über Vorabkaufverträge zu fordern. Fraglich ist, ob Ungarn und die Slowakei aufgrund ihres Alleingangs qualifiziert sind. Laut der EMA hat der Hersteller von Sputnik V auch noch keinen Antrag auf Marktzulassung gestellt. Dieser Antrag ist erforderlich, um das Medikament innerhalb der EU nutzen zu können.

Derzeit prüfe die europäische Zulassungsbehörde EMA drei weitere Präparate in einem "Rolling-Review-Verfahren", sagte Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) am Samstag bei einer Online-Diskussionsveranstaltung der Bundesregierung, bei der Bürgerinnen und Bürger Fragen stellen konnten. Dies seien ein mRNA-Impfstoff des Tübinger Unternehmens Curevac, das russische Präparat Sputnik V sowie ein Vakzin des Unternehmens Novovax.

Cichutek betonte zudem, das Institut beobachte etwaige Nebenwirkungen nach COVID-19-Impfungen sehr aufmerksam. "Die Glocken läuten, wenn es notwendig ist", betonte Cichutek unter Verweis auf die zeitweilige Aussetzung der Impfungen mit dem Astrazeneca-Präparat nach mehreren Fällen von Hirnvenenthrombosen.

"Vaxzevria" von AstraZeneca war das zweite in der EU nach dem "Rolling-Review-Verfahren" zugelassene Vakzin. Es benötigte von Beginn der Prüfung im Oktober bis zur Zulassung Ende Januar ca. 17 Wochen. Damals handelte es sich auch nur um eine bedingte Marktzulassung.

Diese Zulassung kann auf der Grundlage von weniger umfassenden Daten als normalerweise erforderlich geschehen. Die verfügbaren Daten, so die EMA, "müssen darauf hinweisen, dass der Nutzen des Arzneimittels seine Risiken überwiegt, und der Antragsteller sollte in der Lage sein, die umfassenden klinischen Daten in Zukunft vorzulegen".

Nachdem es nach der Behandlung mit "Vaxzevria" zu teilweise heftigen Nebenwirkungen und Todesfällen gekommen war, wurde die Impfung zeitweise ausgesetzt. Einen direkten Zusammenhang wollte die EMA aber nicht erkennen. Man bekräftigte vergangene Woche, dass das AstraZeneca-Vakzin sicher sei.

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