Bisher haben rund 142.000 Menschen in Dänemark eine Dosis des AstraZeneca-Impfstoffs verabreicht bekommen. Nun wird die Immunisierung gegen SARS-CoV-2 mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens für zwei Wochen ausgesetzt. Grund dafür seien Berichte über schwere Fälle von Blutgerinnseln bei Personen, die mit dem Mittel geimpft worden seien, teilte die dänische Gesundheitsverwaltung am Donnerstag mit.
Die europäischen Arzneimittelbehörden hätten vor diesem Hintergrund eine Untersuchung des Impfstoffes eingeleitet. Ein Bericht beziehe sich auf einen Todesfall in Dänemark. Man könne jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststellen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Vakzin und den Blutgerinnseln bestehe.
Regierungschefin Mette Frederiksen bestätigte Reportern vor einem Krankenhaus im dänischen Herlev, dass die Verabreichung des AstraZeneca-Impfstoffes unterbrochen werde. Dies sei ärgerlich, da man stark davon abhängig sei, dass alle geimpft würden. Gesundheitsminister Magnus Heunicke sprach ebenso wie die Gesundheitsverwaltung von einer "Vorsichtsmaßnahme". Die Vorfälle sollten gründlich untersucht werden, schrieb er auf Twitter.
Nach Behördenangaben wird der Stopp zunächst 14 Tage dauern, danach wird überprüft, wie es weitergeht. Es sei wichtig zu unterstreichen, dass man den AstraZeneca-Impfstoff nicht ablehne, sondern die Verabreichung aussetze. Es sei gut dokumentiert, dass das Mittel sowohl sicher als auch effektiv sei. Man müsse jedoch auf Berichte zu möglichen ernsthaften Nebenwirkungen reagieren.
AstraZeneca gab sich zunächst zurückhaltend. Man sei sich der dänischen Entscheidung bewusst, sagte ein Sprecher des britisch-schwedischen Pharmakonzerns. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa hieß es:
"Die Sicherheit des Impfstoffs ist in klinischen Phase-III-Studien ausführlich untersucht worden, und die von Experten begutachteten Daten bestätigen, dass der Impfstoff generell gut verträglich ist."
Im EU-Land Dänemark mit seinen gut 5,8 Millionen Einwohnern haben bislang rund 560.000 Menschen ihre erste Corona-Impfdosis erhalten, knapp 220.000 auch ihre zweite. Bei mehr als 70 Prozent der bislang verabreichten Impfungen kam das Mittel von Pfizer/BioNTech zum Einsatz, bei vier Prozent das von Moderna. Die Impfkampagne ist in Dänemark zügiger als in Deutschland und den meisten anderen Ländern Europas angelaufen.
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Österreich Impfungen mit einer Charge des AstraZeneca-Impfstoffs nach einem Todes- und einem Krankheitsfall gestoppt hatte – als Vorsichtsmaßnahme.
Im Landesklinikum Zwettl im Bundesland Niederösterreich war eine Krankenschwester an den Folgen schwerer Gerinnungsstörungen gestorben, eine weitere erlitt eine Lungenembolie.
Nach Dänemarks AstraZeneca-Impfstopp reagierten inzwischen auch weitere EU-Länder. Auch Norwegen setzte den Einsatz des Impfstoffes des schwedisch-britischen Konzerns vorläufig aus, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Dies sei eine "Vorsichtsmaßnahme", erklärt der Abteilungsleiter für Infektionskrankheiten am norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit, Geir Bukholm.
In Italien etwa kündigte die italienische Medizin-Aufsichtsbehörde AIFA an, die Verwendung bestimmter Chargen des AstraZeneca-Vakzins zu verbieten. Bei der Partie mit der Kennung ABV 2856 habe es einige ernst zu nehmende negative Auswirkungen gegeben. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, da noch kein Zusammenhang zwischen den Vorkommnissen und den Impfungen festgestellt werden konnte, zitiert Reuters die Behörde.
In Deutschland empfahl die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) vor wenigen Tagen die Verabreichung des Vakzins auch für Menschen ab 65 Jahren. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums äußert sich nun zurückhaltend zur Entscheidung Dänemarks, Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Pharmakonzerns zu stoppen. "Nach jetzigem Stand gibt es noch keine Hinweise darauf, dass der Todesfall in Dänemark mit einer Corona-Impfung ursächlich in Verbindung steht." Aktuell untersuchten die europäischen Arzneimittelbehörden den Fall.
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(rt/dpa/reuters)