Warum lockert Österreich? – Laut Kanzler Kurz hat Lockdown nach sechs Wochen "Wirkung verloren"
Seit fast drei Wochen sind in Österreich Schulen, Einkaufszentren, Geschäfte und körpernahe Dienstleister wie Friseur-, Massage- und Kosmetikstudios wieder geöffnet. Nach sechs Wochen wagte die Alpenrepublik den Weg aus dem Lockdown. Das öffentliche Leben wird langsam wieder hochgefahren. Die Hauptsäule der neuen Strategie im Land ist massenhaftes Testen. Dabei sind vor allem die sogenannten Schnelltests gemeint, die innerhalb von rund 30 Minuten ein Resultat liefern sollen.
Wer etwa nun zum Friseur will, muss dafür einen Termin vereinbaren und einen negativen PCR- oder Schnelltest – nicht älter als 48 Stunden – mitbringen. Wer in den vergangenen sechs Monaten positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde und mittlerweile genesen ist, ist demnach von der Testpflicht ausgenommen. Ein ärztliches Attest oder ein positives PCR-Testergebnis aus dem entsprechenden Zeitraum kann nach Angaben des österreichischen Sozialministeriums dafür als Nachweis dienen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums rechne man künftig mit bis zu drei Millionen Antigen-Schnelltests und auch PCR-Tests pro Woche. Damit würde rechnerisch fast jeder dritte Österreicher einmal die Woche gecheckt. Seit Lockerung des Lockdowns ist die sogenannte Inzidenz – bestätigte SARS-CoV-2-Fälle je 100.00 Einwohner in sieben Tagen – von rund 100 auf etwa 133 gestiegen. Zugleich ist die Lage in den Kliniken stabil.
Ein Ansteigen der Corona-Befunde ist laut Experten erwartbar und auch zunächst nicht alarmierend. Wichtig sei, dass der Anstieg in etwa zehn Tagen abflache oder idealerweise aufhöre. Dann zeige sich, ob die Strategie des intensiven Suchens nach "symptomfreien Infizierten" und deren folgende Quarantäne die Verbreitung des Virus stoppen könne, sagte der Simulationsforscher Niki Popper der Nachrichtenagentur dpa.
Am heutigen Donnerstag wurden in Österreich offiziell neue 2.391 Corona-Befunde seit gestern vermeldet. Auf Deutschland projiziert wären das rund 23.000 neue SARS-CoV-2-Fälle. Derzeit müssen 1.291 Menschen aufgrund des Coronavirus im Krankenhaus behandelt werden, davon werden 251 auf Intensivstationen betreut.
Warum sich die Alpenrepublik für den Weg aus dem Lockdown entschieden hat, erklärte nun Bundeskanzler Sebastian Kurz in einem Interview mit der Bild. Laut Kurz habe man auf die Fallzahlen und die objektive Situation geschaut. Weiter erklärte er:
"Und die objektive Situation war in Österreich schlicht und ergreifend, dass nach sechs Wochen der Lockdown seine Wirkung verloren hat. Die Menschen haben sich immer weniger dran gehalten, es hat immer mehr Verlagerungen in den privaten Bereich gegeben und ein Lockdown, wo keiner mitmacht, der hat natürlich auch wenig Sinn."
Die Strategie des Freitestens, wie einige diesen Weg inzwischen nennen, verteidigte Kurz. Das Testen sei natürlich kein Allheilmittel, betonte der ÖVP-Politiker. Das Virus gebe es trotzdem. Er ergänzte aber:
"Es wächst auch, aber wir schaffen es dadurch, das Wachstum zu bremsen und die Öffnungsschritte vorsichtig vorzunehmen. Also durch viele Tests gibt es ein Stück weit mehr Freiheit als ohne Testungen."
Auf die Frage, ob er sich denn nicht sorge, infolge der steigenden Fallzahlen einen erneuten Lockdown verhängen zu müssen, verwies der 34-Jährige darauf, dass dies niemand ausschließen könne. Die dritte Welle komme jetzt auf uns zu. Das sei so und das lasse sich auch nicht verhindern, erklärte Kurz der Bild. Weiter führte er aus, dass es notwendig werde, "auch wieder Verschärfungen durchzuführen", wenn sich das Wachstum der Fallzahlen beschleunige. Er betonte aber:
"Ich kann nur sagen, ein Lockdown macht dann Sinn, wenn die Menschen mitmachen."
Kurz zeigte zugleich Verständnis dafür, dass Menschen wegen der Lockdowns frustriert sind. Man kämpfe seit einem Jahr mit der Pandemie, und das sei "zermürbend" und "anstrengend".
"Viele Menschen vereinsamen. Wirtschaftlich ist es eine extreme Belastung. Also, dass da die Menschen unglücklich und unzufrieden sind, das ist ganz klar."
Zugleich aber warnte er davor, die Situation eskalieren zu lassen. Es müsse verhindert werden, dass "unschuldige Menschen sterben, die nicht sterben müssen". Insofern sei es notwendig, "dass wir uns einschränken und Maßnahmen setzen". Kurz betonte erneut, dass er für die Einführung eines europaweit gültigen Corona-Passes sei – "am besten digital am Handy". All jene, die geimpft seien, bereits mit Corona infiziert waren und dadurch immun seien oder jene mit einem negativen Corona-Test sollen demnach "volle Freiheit" haben. Durch den "grünen Pass", etwa nach israelischem Vorbild, könnte man wieder Reisefreiheit, Sport und Kultur genießen.
Mehr zum Thema - Corona-Maßnahmen: Hälfte aller geschlossenen Einzelhändler droht die Pleite
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.