Russland will mehr Gas über die Ukraine nach Deutschland pumpen
Angesichts sich leerender Reservoire in Deutschland will der russische Energiekonzern Gazprom mehr Gas durch die Ukraine in Richtung Europäischer Union pumpen. Für März ist demnach ein Volumen von täglich 124,2 Millionen Kubikmeter geplant. Dies geht aus den Daten einer Auktion für die monatlichen Transportkapazitäten hervor, wie die Nachrichtenagentur Interfax am Montag aus Moskau berichtete. Ursprünglich waren 110 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag geplant.
Für den laufenden Monat Februar hatte der russische Gaskonzern ebenfalls 124,2 Millionen Kubikmeter pro Tag gebucht. Das ist allerdings weniger als noch vor einem Jahr. Hintergrund ist, dass Russland die Ukraine als Transitland umgehen will. Im Jahr 2019 war nach zähen Verhandlungen ein neuer Fünfjahresvertrag zustande gekommen. Demnach verpflichtet sich Gazprom, in diesem Jahr mindestens 40 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas über die Ukraine in den Westen zu liefern. Im Jahr 2019 waren es noch 89,6 Milliarden.
In Deutschland sind nach Daten des Verbands der Gaswirtschaft die Gasspeicher aktuell zu 34 Prozent gefüllt. Wegen des frostigen Wetters wird in diesem Winter deutlich mehr geheizt als vor einem Jahr. Ungewöhnlich leer sind die Gasspeicher aus Sicht von Experten dennoch nicht: So lag der Füllstand im April 2018 nach einem besonders kalten Februar bei lediglich 14 Prozent.
Die Ukraine meldet unterdessen Rekordvorräte in ihren Gasspeichern. Am Sonntag waren mit 19,6 Milliarden Kubikmetern etwa 3,2 Milliarden Kubikmeter mehr in den Speichern als im Jahr zuvor. Die meisten Gasdepots liegen im Westteil des Landes an der Grenze zur EU.
Die Ukraine befürchtet, mit der Inbetriebnahme der umstrittenen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 als Transitland überflüssig zu werden. Das finanziell angeschlagene osteuropäische Land ist aber dringend auf die Gelder angewiesen, die es von Russland in Form von Gebühren für den Transport von Erdgas in die EU einnimmt. Vor zehn Tagen hatte die Nord Stream 2 AG, der Betreiber dieser geplanten Ostseepipeline-Erweiterung, die Rohrverlegung vor der dänischen Küste wieder aufgenommen. Die USA wollen jedoch das deutsch-russische Projekt mittels Sanktionen noch auf den letzten Metern stoppen.
Die Bundesregierung bekräftigte in den vergangenen Wochen mehrmals ihren Standpunkt, trotz der gegenwärtig schlechten Beziehungen zu Russland an Nord Stream 2 festhalten zu wollen. Das Projekt sei strategisch geboten, erklärte die Bundeskanzlerin Anfang Februar. Angela Merkel sprach sich ebenfalls dagegen aus, Nord Stream 2 politisch mit dem Fall Nawalny zu verknüpfen.
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(rt/dpa)
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