Bargeldabschaffung durch Corona-Krise? Bundesbank warnt vor erhöhtem Druck auf Banken

Die COVID-19-Pandemie beschleunigt das bargeldlose Bezahlen. Alternativen dazu gibt es mittlerweile viele. Eine gemeinsame europäische Lösung kommt nicht so schnell voran wie erhofft, was die Bundesbank als bedenklich ansieht.

Die Bundesbank dringt angesichts des Trends zum bargeldlosen Bezahlen auf Fortschritte bei den Bemühungen um eine europäische digitale Bezahlinfrastruktur. Der Weg in Richtung eines gemeinsamen Angebotes in Europa müsse "konsequent weitergegangen werden", forderte Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz am Donnerstag in Frankfurt.

"Das Jahr 2021 wird für dieses Projekt einer europäischen Zahlungsverkehrsinitiative ganz wesentlich sein", betonte dieser.

Große Euro-Banken unter anderem aus Deutschland, Frankreich und Spanien wollen ein einheitliches europaweites System aufbauen, das das Bezahlen per Karte und Smartphone abdeckt. Auch angesichts wachsender finanztechnologischer Konkurrenz sowie elektronischer Bezahlangebote wie Apple Pay oder Google Pay sei die Kreditwirtschaft gefordert, mahnte Balz. Insgesamt sehe er die deutschen Banken und Sparkassen beim Thema Zahlungsverkehr "auf einem guten Weg". Die Institute hätten demnach "die Bedeutung des Themas Zahlungsverkehr voll auf dem Schirm".

Im Krisenjahr 2020 bekam das Bezahlen ohne Bargeld einen Schub, wie auch jüngste Bundesbank-Daten belegen. Von allen erfassten Zahlungen zum Beispiel an der Ladenkasse oder beim Einkaufen im Internet wurden demnach 30 Prozent per Karte getätigt. Bei der vorigen Erhebung im Jahr 2017 lag der Wert noch neun Prozentpunkte niedriger. Gleichzeitig sank der Anteil der Barzahlungen von 74 Prozent auf 60 Prozent.

Immer mehr zur Normalität werde für Verbraucher das kontaktlose Bezahlen, stellte die Bundesbank fest. 78 Prozent der Befragten, die eine Girocard mit dieser Funktion besitzen, nutzten diese zum Bezahlen. Gut ein Fünftel der Befragten, die kontaktlos bezahlten, probierte dies nach eigenen Angaben erstmals während der COVID-19-Pandemie aus. Händler hatten auch aus Hygienegründen für diese Form des Bezahlens geworben. Beim kontaktlosen Bezahlen muss der Kunde seine Kreditkarte oder Girocard nicht in ein Lesegerät einschieben. Die Daten werden verschlüsselt mit dem Terminal an der Kasse ausgetauscht, wenn die Karte vor das Lesegerät gehalten wird.

Dagegen sind Zahlungen per Smartphone noch eine Seltenheit in Deutschland. Nur 13 Prozent der befragten Smartphone-Besitzer gaben an, schon mobil an der Kasse bezahlt zu haben. "Corona hat den Wandel hin zum bargeldlosen Bezahlen beschleunigt", bilanzierte Balz. "Die Bundesbank steht uneingeschränkt zum Bargeld, das wird auch weiterhin so bleiben."

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(dpa/RT)