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"Vom Staat im Stich gelassen": Bericht deckt Tod tausender Babies in Irlands Mutter-Kind-Heimen auf

Uneheliche Kinder galten im 20. Jahrhundert im traditionell katholischen Irland als Schande. Schwangere, aber unverheiratete Frauen wurden verachtet und in kirchliche Heime abgeschoben. Nun legt ein Bericht den jahrzehntelangen Horror in den Einrichtungen offen.
"Vom Staat im Stich gelassen": Bericht deckt Tod tausender Babies in Irlands Mutter-Kind-Heimen aufQuelle: Gettyimages.ru © Charles McQuillan

Der am Dienstag veröffentlichte Bericht über die Zustände in Heimen für unverheiratete Mütter von 1922 bis 1998 wirft ein Schlaglicht auf die katholisch geprägte Gesellschaft Irlands im 20. Jahrhundert. Demnach starben etwa 9.000 Kinder in Heimen, die von der Regierung kontrolliert und von religiösen Organisationen, oft unter dem Dach der katholischen Kirche, geleitet wurden. Das waren rund 15 Prozent aller Kinder in den untersuchten Heimen. Dort lebten unverheiratete Frauen mit ihren Kindern, die von der Gesellschaft verachtet wurden. Als Todesursachen wurden Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Entzündungen angegeben. 

Außereheliche Beziehungen waren damals verpönt, die Frauen wurden von den eigenen Familien verstoßen, selbst wenn es sich um Vergewaltigungsopfer handelte. "Staat und Kirche haben diese harte Einstellung unterstützt, dazu beigetragen und sie geduldet", stellte der Bericht fest. Schätzungen zufolge lebten insgesamt etwa 56.000 unverheiratete Frauen mit 57.000 Kindern in den Mutter-Kind-Heimen. Der Großteil der betroffenen Frauen war mittellos, für viele blieben diese Einrichtungen die letzte Zuflucht. 

Regierungschef Micheál Martin entschuldigte sich nun öffentlich für das Leid. Verantwortlich sei die Kirche, die den "perversen Moralkodex" überwacht habe. Aber auch der Staat habe versagt. Er sagte am Mittwoch im Parlament in Dublin:

"Der Staat hat Sie, Mütter und Kinder, in diesen Heimen im Stich gelassen. Ich möchte betonen, dass jede von Ihnen wegen des Unrechts Anderer in einer Einrichtung war."

Es sei zutiefst beunruhigend, dass den Behörden die hohen Kindersterblichkeitsraten in den Heimen bekannt waren, es jedoch kaum Hinweise auf staatliche Eingriffe gebe. Die Opfer sollen nun Entschädigung erhalten – auch die Kirche müsse sich beteiligen, forderte Martin.

Irische Kirchenvertreter zeigten sich reumütig. Der Erzbischof der westirischen Stadt Tuam, wo ein solches Heim existierte, nannte den Bericht "einen Grund zur Schande". "Die Kirche Jesu Christi sollte Hoffnung und Heilung bringen, doch sie brachte vielen dieser Frauen und Kinder Schaden und Schmerz", sagte Michael Neary. Auch zwei Nonnenorden, die Einrichtungen geleitet hatten, entschuldigten sich.

Betroffene und Angehörige zeigten sich dennoch unzufrieden. "Der Bericht bestätigt nicht, dass es Missbrauch gab, und er erkennt nicht an, dass es auch erzwungene Adoptionen gab", kritisierte Niall Boylan, der in einem Heim in Dublin geboren wurde. Das sei lächerlich. Paul Redmond, der in einem Heim in Castlepollard aufwuchs, forderte die Regierung zu Taten auf. Die Überlebenden würden älter und sterben, sagte er dem Sender RTÉ. Die Gräber vieler Kinder sind nach wie vor unbekannt.

"Es ist ein entscheidender Moment", wurde die heute 70-jährige Anne Harris in Medien zitiert. Die Frau brachte im Jahr 1970 in einem Heim ihren Sohn zur Welt. Sie erklärte:

"Die irische Gesellschaft war ziemlich starr und abschätzig gegenüber unehelichen Kindern. In diesen riesigen Institutionen wurden Frauen einfach außer Sichtweite gebracht."

Mittlerweile sind in Irland Abtreibungen und sogar homosexuelle Ehen erlaubt. Die Blasphemieklausel wurde aus der irischen Verfassung gestrichen.

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