Europa

Corona-Mutation: Britische Wissenschaftler befürchten "sehr, sehr schlimme Welle"

Während die sogenannte zweite Corona-Welle noch nicht beendet ist, herrscht in Deutschland akute Impfmüdigkeit. Nun schlagen Wissenschaftler Alarm: Die in Südengland aufgetauchte Corona-Mutation B.1.1.7 habe das Zeug für eine weitere Welle mit verheerenden Folgen.
Corona-Mutation: Britische Wissenschaftler befürchten "sehr, sehr schlimme Welle"Quelle: www.globallookpress.com © Symbolbild

Vor wenigen Wochen erreichte eine neue Hiobsbotschaft die bereits verunsicherte Bevölkerung. Im Süden Englands wurde ein neuer infektiöserer Stamm des Coronavirus entdeckt, die um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form sei. Zu diesem Ergebnis kam zunächst die englische Gesundheitsbehörde Public Health England (PHS).

Die Ausbreitung der neuen Virusvariante veranlasste den britischen Premierminister Boris Johnson in Folge, in weiten Teilen des Landes erneut strenge Beschränkungen zu verhängen. In Deutschland herrschte derweil Verwirrung über die tatsächliche Gefährlichkeit der Mutation. So erklärte etwa der Leiter der Virologie an der Berliner Charité Christian Drosten am 21. Dezember im Deutschlandfunk, dass es "überhaupt nichts Schlimmes" sei, dass die Virusmutation womöglich schon in Deutschland sei.

Später schrieb er jedoch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter:

"Das sieht leider nicht gut aus."

Um möglichen Fehlinterpretationen seiner Aussage entgegenzutreten, erklärte Drosten dann, dass er sich mit seinen Worten "allein auf den jetzt deutlicheren Beleg der verstärkten Verbreitung der Mutante" bezogen habe. Ansonsten läge "keine Änderung" seiner Einschätzung vor. Diese lautete wiederum, dass er "nicht so sehr besorgt im Moment" sei.

Derweil zeigte sich der britische medizinische Forscher und Direktor des Wellcome Trust, Jeremy Farrar, alarmiert:

"Eine Sorge ist, dass B.1.1.7 mit seiner höheren Übertragung nun die dominante globale Variante wird und eine weitere sehr, sehr schlimme Welle auslösen wird."

Während der Verlauf der Pandemie im vergangenen Jahr noch ziemlich vorhersehbar gewesen sei, sei in Folge der Evolution des Virus davon auszugehen, "dass wir jetzt in eine unvorhersehbare Phase eintreten", wird der 60-Jährige vom Magazin Science zitiert.

Die entsprechende Besorgnis habe einige Länder dazu veranlasst, "Impfstoffzulassungen zu beschleunigen oder Dosierungsschemata zu diskutieren, die schnell mehr Menschen schützen könnten".

"Viele Wissenschaftler" forderten nun die Regierungen ebenfalls dazu auf, die bereits bestehenden "Kontrollmaßnahmen zu verstärken", heißt es weiter.

Es könne nicht angehen, dass die Regierungen jetzt die Hände in den Schoß legten, ist etwa die Virologin Emma Hodcroft überzeugt. Sie "habe das Gefühl, dass wir uns gerade in einer anderen Situation befinden, in der ein großer Teil Europas einfach nur zuschaut", so die britisch-US-amerikanische Epidemiologin.

"Ich hoffe wirklich, dass wir dieses Mal erkennen können, dass dies unsere frühe Alarmglocke ist, und dass dies unsere Chance ist, dieser Variante zuvorzukommen", ergänzte Hodcroft.

Und obwohl der Evolutionsbiologe von der University of Oxford, Oliver Pybus, von einem "komplexen Szenario" spricht, das es schwer mache, den Effekt der neuen Variante genau zu bestimmen, hätten sich die Beweise "schnell verdichtet, dass die vielen Mutationen von B.1.1.7, darunter acht im entscheidenden Spike-Protein, die Ausbreitung fördern", heißt es weiter.

Derweil meldete sich Drosten in seinem Podcast "Coronavirus-Update" erneut zu Wort.

"Das ist ganz schwer einzuordnen, immer noch", erklärte der Virologe.

Er gehe davon aus "dass wir, sagen wir, vielleicht bis Ostern oder bis Mai ganz klare experimentelle Evidenz haben, ob jetzt dieses Virus übertragbarer und gefährlicher ist oder nicht. Aber das wird einfach dauern". Man müsse das jedoch "wirklich ernst nehmen", ergänzte Drosten.

"Wir stützen uns auf mehrere Ströme von Informationen, die nicht perfekt sind, aber so gut wie alle diese Informationen weisen jetzt in dieselbe Richtung", erklärte Adam Kucharski von der London School of Hygiene & Tropical Medicine.

Bei der Tatsache, dass es bisher an Beweisen dafür mangele, dass die neue Variante "die Menschen kränker mache", sei jedoch "ein schwacher Trost". So sei "die erhöhte Übertragbarkeit eines Virus (…) viel tückischer als (eine) erhöhte Pathogenität". Dies läge darin begründet, so Kucharski weiter, dass "die Auswirkungen exponentiell zunehmen".

"Wenn Sie etwas haben, das ein Prozent der Menschen tötet, aber eine große Anzahl von Menschen es bekommt, wird das zu mehr Todesfällen führen als etwas, das eine kleine Anzahl von Menschen bekommt, aber zwei Prozent von ihnen tötet", argumentiert der Epidemiologe.

Am Dienstag waren es dann die Ministerpräsidenten, die sich nach den neuerlichen Beratungen von Bund und Ländern aufgrund der Corona-Mutation besorgt zeigten. Nach Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel stehe Deutschland aufgrund der neuen Variante des Coronavirus vor einer "neuen und besonderen Lage".

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