Maßnahme aus Rücksicht oder aus Vorurteilen? Abstandsschilder in Schweden mit Ziegen und Elefanten
Das skandinavische Land Schweden weist recht hohe Todeszahlen von Menschen auf, die mit oder an dem Coronavirus verstorben sein sollen. Am Freitag lag die seit Beginn der Pandemie gemeldete Zahl der testpositiv Verstorbenen bei 8.279. Insgesamt wurden etwas mehr als 39.6000 Personen positiv auf das Virus getestet.
In Norwegen und Finnland ist dies anders. Für den schwedischen Staatsepidemiologen Anders Tegnell ist dies darauf zurückzuführen, dass Schweden angesichts der Zahl der Migranten im Land eher mit Ländern im Süden Europas vergleichbar sei. Mit seiner Aussage, Einwanderer hätten das Coronavirus "sehr stark vorangetrieben" hatte er scharfe Kritik einstecken müssen. Tegnell korrigierte seine Aussage schließlich. Diese sei unglücklich formuliert gewesen, erklärte er:
"Es war nicht so, dass ich gemeint hätte, sie hätten die Ausbreitung des Virus vorangetrieben."
Schweden setzt bei der Eindämmung des Virus auf die Freiwilligkeit der Bürger, die Ratschläge der Regierung zu befolgen. Dies muss man auch, denn eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit ist gemäß schwedischer Verfassung nicht erlaubt. Es fehlt an Krisengesetzen.
In den Städten und vor Geschäften finden sich Schilder wie diese, auf denen die Kunden eines Supermarktes angewiesen werden, 1,5 Meter Abstand zu halten:
An dem Eingang eines kleinen Einkaufszentrums in einem Teil der schwedischen Stadt Jönköping, in welchem vornehmlich "Nyanländer" (Schwedisch für Neuzugezogene) wohnen, wird Kunden die Abstandsregel anders verdeutlicht. Zwei Meter Abstand seien so viel wie zwei Ziegen, die zwischen zwei Personen laufen:
Innerhalb des Einkaufszentrums findet man auch den Hinweis, ein Elefant könnte als Abstandhalter zwischen zwei Personen spazieren:
Im April wurde eine Untersuchung der schwedischen Gesundheitsbehörde veröffentlicht. Diese zeigte, dass unter den vielen COVID-Patienten in den Krankenhäusern Migranten aus Somalia, Irak und Syrien vertreten waren. Während die Zahl der Bürger mit somalischen Wurzeln nur knapp über einem Prozent ausmacht, sind 5 Prozent der COVID-Patienten im Krankenhaus somalischen Ursprungs.
Dies bestätigte sich auch in dem international bekannten Bezirk Rinkeby-Kista. Das vermeintlich empfindliche Gebiet hatte bis 6. April insgesamt 238 COVID-19-Fälle gemeldet. Dies entsprach zu dem Zeitpunkt 47 Fällen pro 10.000 Einwohnern und war damit dreimal so viel wie im damaligen landesweiten Vergleich. Als Grund hierfür vermutet man, dass die Bevölkerungsgruppe der Migranten keine schwedischen Medien verfolgt. Während für Tegnell und die Vertreter der schwedischen Regierung klar ist, dass eine Empfehlung eine Anweisung ist, sieht dies ein Teil der Bürger Schwedens anders.
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