Greta Thunberg als Chefredakteurin: Wissenschaft vom Klimawandel statt Meinungsbeiträge

Am Sonntag ist es endlich soweit: Greta Thunberg wird Chefredakteurin der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter. Sie will eine Ausgabe der Zeitung frei von Meinungsbeiträgen. Den Lesern sollen die wissenschaftlichen Grundlagen eines Klimawandels beigebracht werden.

Wenn es um die Klimakrise geht, so meint Greta Thunberg, dann wiegen Meinungen oft genauso viel wie Ansichten. Ihrem Wunsch gemäß solle der Journalismus zentrale Erkenntnisse der Grundlagenforschung zum Klimawandel erklären: "Hier wird der Fokus liegen. Natürlich wird es auch viele andere Dinge geben."

Auf Meinungen und Debatten will sie in "ihrer" Sonntagsausgabe von Dagens Nyheter (kurz: DN) verzichten: 

"Ich habe kein Problem damit, dass Leute ihre Meinung äußern. Das muss in einem demokratischen Gespräch so sein. Aber wenn es um die Klimakrise geht, wiegen Meinungen oft genauso viel wie Ansichten."

Die 17-jährige Schwedin Greta Thunberg wurde bekannt, seit sie vor dem schwedischen Riksdag in Stockholm protestierte, statt in die Schule zu gehen. Die Schülerin wollte auf den Klimawandel aufmerksam machen und Politiker dazu bringen, mehr für das Klima zu tun. Es erwuchs daraus die internationale Protest-Bewegung "Fridays for Future". Immer freitags gingen weltweit Schüler auf die Straße, statt zur Schule. Am diesjährigen "Black Friday" rief Thunberg zum Konsumverzicht auf. Sie selbst ernährt sich vegan und verzichtet auf Flugzeuge als Transportmittel. 

Auf die Frage eines Journalisten, ob es ist nicht angebracht sei, auf Grundlage der von der Wissenschaft bereitgestellten Informationen eine politische Debatte darüber zu führen, welche Prioritäten zu setzen sind, antwortete Thunberg:

"Selbstverständlich muss es eine Debatte geben. Gleichzeitig muss man aber bedenkend, dass das Klimaproblem jenseits der Parteipolitik liegt."

Die verantwortliche Herausgeberin für aktuelle Tagesnachrichten wird die schwedische Klimaaktvistin allerdings nicht sein. In der schwedischen Presse war nach der Bekanntgabe, dass Thunberg für einen Tag die Chefredakteurin sein werde, die Rede von einem "Medienabsturz". Die DN-Nachrichten ruderten daraufhin zurück und stellten klar, dass die Rolle Thunbergs in der Redaktion eingeschränkt sei und der eigentliche Chefredakteur hierfür nicht seinen Posten räumen werde. 

Ihr Einfluss auf diese Ausgabe sei geringer als der Einfluss, den ein Chefredakteur normalerweise hat:

"Wir haben zusammengesessen und uns Gedanken gemacht. Sie (die Redaktion) haben Ideen und ich habe Ideen."

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