Empörung nach Polizeigewalt gegen Fotografen in Frankreich
Das zum Teil brutale Vorgehen der Polizei bei Demonstrationen ist in Frankreich wieder auf der Tagesordnung angekommen. Nachdem die Proteste der Gelbwesten-Bewegung coronabedingt zunächst deutlich abflauten, kommt es in Frankreich nun wieder vermehrt zu Demonstrationen. Auslöser ist das neue "Sicherheitsgesetz", das unter anderem das Filmen von Polizisten während eines Einsatzes deutlich erschwert, wenn nicht gar unmöglich macht. Für die Demonstranten ist dies ein inakzeptabler Einschnitt in die Bürgerrechte.
Auch am Samstag, 28. November, wurde in Paris wieder gegen das Gesetz demonstriert. Während der Demonstration kam es zu vereinzelten Ausschreitungen. Laut Reporter ohne Grenzen wurde dabei der syrische Fotograf Ameer al-Halbi von der Polizei schwer im Gesicht verletzt. Die Verletzungen sollen durch den Einsatz eines Schlagstocks entstanden sein. Der Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen in Frankreich, Christophe Deloire, postete auf Twitter ein Foto des Verletzen Fotografen, das von seiner AFP-Kollegin Gabrielle Cézard im Krankenhaus aufgenommen wurde.
Der aus Syrien stammende Fotograf hatte während der Kundgebung über die Proteste auf dem Pariser Bastille-Platz berichtet. Al-Halbi sei als Journalist erkennbar gewesen, schrieb Deloire weiter auf dem Kurznachrichtendienst und fügte hinzu:
Diese Polizeigewalt ist inakzeptabel. Ameer kam wie mehrere andere syrische Journalisten aus Syrien nach Frankreich, um dort Zuflucht zu suchen. Das Land der Menschenrechte muss sie nicht bedrohen, sondern sie schützen.
Place de la Bastille, ajd, le jeune photographe indépendant d’origine syrienne Ameer al Halbi, collaborateur de l'@AFP et de @polkamagazine, a été blessé au visage par un coup de matraque. Identifiable comme journaliste, il couvrait la #marchesdeslibertes (Photo Gabrielle Cezard) pic.twitter.com/3SJUm4C4Ii
— Christophe Deloire (@cdeloire) November 28, 2020
Die Nachrichtenagentur AFP fordert am Sonntag polizeiliche Ermittlungen zu dem Fall. "Wir fordern die Polizei auf, diesen schweren Vorfall zu untersuchen und sicherzustellen, dass alle Journalisten ihre Arbeit ohne Angst oder Einschränkungen ausüben können", sagte Phil Chetwynd, Nachrichtendirektor der AFP. "Wir sind schockiert über die Verletzungen, die unserem Kollegen Ameer al-Halbi zugefügt wurden, und wir verurteilen diese unprovozierte Gewalt", fügte er hinzu. Al-Halbi, der seit drei Jahren als Flüchtling in Frankreich lebt, ist Gewinner mehrerer Auszeichnungen für seine Kriegsberichterstattung in Aleppo.
Nur wenige Tage zuvor war ein schwarzer Musikproduzent in seinem Studio von mehreren Polizisten brutal zusammenschlagen worden. Ein am Donnerstag veröffentlichtes Video zeigte, wie die Polizisten den Musikproduzenten im Eingang seines Produktionsstudios massiv misshandelten. Wegen des Angriffs haben die französischen Justizbehörden am Montag Anklage gegen die vier Polizisten erhoben. Das brutale Vorgehen der Polizisten hatte in den vergangenen Tagen in Frankreich landesweit für Empörung und Proteste gesorgt.
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