Europa

Knatsch zwischen Bayern und Österreich wegen Skisaison

Der eine will die Pisten dichtmachen, die anderen nicht auf Wintertourismus verzichten – Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und die österreichische Regierung streiten sich um die kommende Skisaison. Auch Frankreich und Italien mischen mit.
Knatsch zwischen Bayern und Österreich wegen SkisaisonQuelle: AFP © Sven Hoppe

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) plädiert wegen der Corona-Krise für eine vorübergehende europaweite Schließung von Skigebieten und Skiliften. "Wenn wir Grenzen offen halten wollen, brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft. Ansonsten wird es eine schwierige Entwicklung", sagte Söder am Dienstag am Rande einer Landtagssitzung in München. Er verwies darauf, dass jemand, der in Risikogebieten Skifahren gehe, zehn Tage in Quarantäne müsse.

Söder betonte dann aber: "Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen überall beziehungsweise kein Urlaub überall." In einer TV-Sendung der Bild-Zeitung legte Söder noch einmal nach und erwähnte explizit Österreich. Es sei besser, "wenn wir nicht nur in Deutschland sagen: keine Skigebiete, kein Tourismus – sondern auch Österreich dazu bringen würden", so Söder am Dienstag in der Sendung. Das sei "ein Akt europäischer Solidarität".

Auslöser war der Vorschlag des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte, die Skigebiete angesichts der Corona-Krise mindestens bis zum 10. Januar geschlossen zu halten. Söder unterstützt den Vorschlag. Österreich, das seit Monaten betont, die Skigebiete mit entsprechenden Vorkehrungen um jeden Preis öffnen zu wollen, reagierte dagegen am Dienstag mit vehementer Ablehnung. Finanzminister Gernot Blümel forderte Entschädigungen in Milliardenhöhe von der EU, falls Skilifte tatsächlich über die Weihnachtsferien stillstehen sollen.

Auch Frankreich redet mit

Österreich rechne dadurch mit einem Umsatzausfall von 800 Millionen Euro für jede der Ferienwochen. "Wenn die EU tatsächlich vorgibt, dass die Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann bedeutet das Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro. Wenn die EU das wirklich will, dann muss sie dafür auch bezahlen", teilte Blümel am Dienstag mit. "Wir haben in Österreich für all jene Bereiche, die wir behördlich geschlossen haben, in kürzester Zeit einen Umsatzersatz auf die Beine gestellt. Wenn Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann muss die EU einen Skifahr-Ausfallsersatz leisten", so Blümel weiter.

Doch auch Frankreich mischt in dem Streit mit. Italien strebt demnach in Abstimmung unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron einen europäischen Fahrplan zur schrittweisen Öffnung der Skigebiete an. Einigkeit herrscht unter den Regierungschefs Medienberichten zufolge darüber, dass unkoordinierte und zu schnelle Öffnungen wie im Sommer ein Fehler wären.

Wenigstens eine länderübergreifende Regelung forderten auch die italienischen Regionen: Wenn Skipisten geschlossen würden, sollte das für ganz Europa gelten, sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, der Zeitung Corriere della Sera am Dienstag. Man könne das Skifahren nicht im italienischen Südtirol verbieten und es aber im österreichischen Kärnten erlauben.

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, sieht ein generelles Verbot der Skisaison kritisch. Der CDU-Politiker sagte gegenüber der dpa am Mittwoch:

Sicherheit geht auch im Winter vor. Aber ich bin davon überzeugt, dass Skifahren in einem gewissen Umfang und unter klaren Kriterien wie zum Beispiel einer maximal erlaubten Anzahl von täglichen Skipässen ohne Probleme möglich ist. Wir sollten Dinge möglich machen, wo man Sicherheit schaffen kann. Ein generelles Verbot halte ich für falsch.

Neben dem nachvollziehbaren Wunsch vieler Menschen, mal raus zu kommen, sei die Skisaison auch für viele Regionen Deutschlands ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.

Die gesamte Reise-, Tourismus- und Veranstaltungsbranche sei wirtschaftlich an einer Belastungsgrenze angekommen, so Bareiß. "Weitere Lockdown-Maßnahmen und Finanzhilfen müssen Hand in Hand gehen. Es wird eine finanzielle Herausforderung, aber die Menschen können sich drauf verlassen, wir lassen niemanden im Regen stehen." Bund und Länder wollen den Teil-Lockdown in Deutschland voraussichtlich bis kurz vor Weihnachten verlängern. Der Bund plant weitere Finanzhilfen.

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(rt/dpa)

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