Europa

Vorwürfe gegen Kardinal: Priorisierung von Kirchenruf statt Hilfe für missbrauchte Kinder

Papst Franziskus hat den englischen Kardinal Vincent Nichols gebeten, nicht zurückzutreten. Laut eines Berichts der IICSA-Kommission stelle der Kardinal den Ruf der Kirche über die Verantwortung den Kindern gegenüber, die von Priestern sexuell missbraucht wurden. Dies stieß auf breite Kritik.
Vorwürfe gegen Kardinal: Priorisierung von Kirchenruf statt Hilfe für missbrauchte KinderQuelle: Reuters © POOL

Vincent Nichols, der höchste Würdenträger der katholischen Kirche in England und Wales, erklärt, er hätte Papst Franziskus kürzlich gemäß den Regeln des Vatikans geschrieben, um seinen Rücktritt anzubieten. Papst Franziskus habe ihn gebeten, weiter als Kardinal zu fungieren.

Mittlerweile veröffentlichte die englische Aufarbeitungskommission Independent Inquiry into Child Sexual Abuse (IICSA) einen Bericht, in dem behauptet wird, dass Kardinal Nichols "den Ruf der Kirche scheinbar über seine Pflicht gegenüber Opfern sexueller Übergriffe gestellt hat". Die Ergebnisse des Berichts sorgten für Aufforderungen zum Rücktritt von Kardinal Nichols. Ein Opfer sexueller Gewalt teilte in einem Interview mit:

Kardinal Nichols hat jegliche moralische Autorität verloren und muss gehen. Dieser Bericht zeigt erneut, dass die katholische Kirche kein sicherer Ort für Kinder ist.

Richard Scorer, Fachanwalt für Missbrauch bei der englischen Anwaltskanzlei Slater und Gordon, meint:

Dies ist ein absolut entlarvender Bericht. Das ist eine Kirche, der man Kinderschutz nicht zutrauen kann.

Vor diesem Hintergrund wurde Kardinal Vincent Nichols gefragt, ob er trotz der Ergebnisse des Berichts die richtige Person sei, um die katholische Kirche in England und Wales zu leiten. Darauf antwortete der Geistliche folgendermaßen:

Ich tue, was mir gesagt wurde. Der Heilige Vater hat mich hierher gebracht und er sagt mir, ich soll hier bleiben – das reicht mir.

Dem Bericht von IICSA zufolge gab es zwischen den Jahren 1970 und 2015 931 Vorwürfe beziehungsweise Bedenken gegen Geistliche, Mitglieder religiöser Institute und Laien wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Diese Beschwerden umfassten mehr als 3.000 Fälle von vorgeworfenem Missbrauch gegen 936 mutmaßliche Täter.

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