Nach Anschlag in Nizza: Höchste Terrorwarnstufe in ganz Frankreich ausgerufen
Nach dem mutmaßlich islamistischen Terrorangriff in Nizza hat Frankreich die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen, wie Regierungschef Jean Castex mitteilte. Der "Plan Vigipirate" – die höchste französische Terrorwarnstufe – gelte landesweit. Castex verurteilte die "feige und barbarische Tat, die das ganze Land in Trauer versetzt". Auch die Diözese Nizza erklärte den Opfern, deren Angehörigen, den Strafverfolgungsbehörden, den Priestern und den Gläubigen ihr Beileid. Sämtliche Kirchen in Nizza seien bis auf Weiteres geschlossen und stehen unter Polizeischutz.
In Lyon wurde unterdessen ein weiterer mutmaßlicher Anschlag verhindert. Ein mit einem Messer bewaffneter Mann wurde am Donnerstagmorgen im Zentrum von Lyon verhaftet. Informationen der Zeitschrift Le Progrès zufolge wurde er an einer Straßenbahnhaltestelle gesichtet, als er ein Messer mit einer dreißig Zentimeter langen Klinge schwang. Nach Polizeiangaben wollte er auf Passanten einstechen, als er in eine Straßenbahn stieg. Der im Jahr 1994 geborene Mann afghanischer Herkunft soll bereits zuvor psychisch auffällig und den Geheimdiensten wegen "radikalen Islamismus" bekannt gewesen sein. Der Polizei zufolge erklärte er, dass ihn "Stimmen zu der Tat aufriefen".
Er wurde in Gewahrsam genommen, die Ermittlungen sind im Gange. Noch ist nicht bekannt, ob die Verhaftung in Zusammenhang mit dem Terroranschlag steht, der am Donnerstagmorgen in Nizza verübt wurde. Der Bürgermeister des 2. Bezirks von Lyon, Pierre Oliver, dankte der Polizei, die möglicherweise eine neue Tragödie verhindert hat. Später wurde bekannt, dass es um 11 Uhr morgens einen weiteren Polizeieinsatz in Lyon gab, bei dem ein offensichtlich psychisch labiler Mann gewalttätige Absichten kundtat. Der Tatverdächtige konnte jedoch schnell überwältigt werden.
Viele ausländische Politiker und Regierungschefs drückten unterdessen ihre Solidarität mit Frankreich aus. Russlands Präsident Waldimir Putin sprach dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron sein tiefstes Beileid aus und bestätigte, mit Frankreich bei der Terrorbekämpfung aufs Engste zu kooperieren:
Russland teilt die Empörung und die Trauer des französischen Volkes. Besonders empörend ist das zynische und grausame Verbrechen, das in der Kirche begangen wurde. Wir haben uns ein weiteres Mal davon überzeugt, dass die Begriffe der menschlichen Moral den Terroristen absolut fremd sind. Es ist offensichtlich, dass der Kampf gegen den internationalen Terror eine reale Bündelung der Kräfte der ganzen internationalen Gemeinschaften erfordert", schrieb Putin in einem Telegramm.
Auch Boris Johnson, der Premierminister des Vereinigten Königreichs, zeigte sich solidarisch mit Frankreich und sprach den Angehörigen sein Beileid aus:
Ich bin entsetzt über die Nachricht aus Nizza von einem barbarischen Angriff auf die Basilika Notre-Dame heute Morgen. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien, und das Vereinigte Königreich steht fest mit Frankreich gegen Terror und Intoleranz.
I am appalled to hear the news from Nice this morning of a barbaric attack at the Notre-Dame Basilica. Our thoughts are with the victims and their families, and the UK stands steadfastly with France against terror and intolerance.
— Boris Johnson (@BorisJohnson) October 29, 2020
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte die Messerattacke ebenfalls:
Ich bin zutiefst schockiert über die barbarischen Angriffe in Nizza. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen zu den Franzosen und zu Frankreich. Gemeinsam, in Europa und in der Welt, werden wir Hass und Terror bekämpfen.
Je suis profondément choqué par les attentats barbares perpétrés à #Nice, #Avignon, @FranceinKSA.Mes pensées vont aux victimes et à leurs proches. Nous sommes aux côtés des Français et de la France.Ensemble, en Europe et dans le monde, nous combattrons la haine et la terreur.
— Josep Borrell Fontelles (@JosepBorrellF) October 29, 2020
Auch das türkische Außenministerium verurteilte die Messerattacke. Es gebe nichts, dass Gewalt und das Töten von Menschen rechtfertige. Menschen, die derartig brutale Angriffe an einem solch heiligen Ort verübten, hätten keine religiösen, humanitären oder moralischen Werte. Man stehe solidarisch mit den Menschen in Frankreich gegen Terror und Gewalt, hieß es.
12. Muslims have a right to be angry and to kill millions of French people for the massacres of the past.
— Dr Mahathir Mohamad (@chedetofficial) October 29, 2020
Eine vollkommen andere Meinung vertrat hingegen der ehemalige Ministerpräsident von Malaysia und Träger des König-Faisal-Preises für Verdienste um den Islam Mahathir bin Mohamad. Ihm zufolge sind die Muslime "zu Recht wütend über die Karikaturen". In einem Tweet erklärte er:
Muslime haben das Recht, wütend zu sein und Millionen von Franzosen für die Massaker der Vergangenheit zu töten.
Der deutsche Außenminister Heiko Maas erklärte, dass Deutschland Fest an der Seite seiner französischen Freundinnen und Freunde stehe:
Der Grausame Mord in Nizza ist Terror. Wir stehen fest an der Seite unserer französischen Freundinnen und Freunde und denken in diesen schweren Stunden an die Opfer und ihre Angehörigen. Radikaler Islamismus tötet und darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.
Der grausame Mord in #Nizza ist #Terror.Wir stehen fest an der Seite unserer französischen Freundinnen und Freunde und denken in diesen schweren Stunden an die Opfer und ihre Angehörigen. Radikaler Islamismus tötet und darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.
— Heiko Maas 🇪🇺 (@HeikoMaas) October 29, 2020
Der FDP-Abgeordnete Konstantin Kuhle hatte eine Spontanversammlung angemeldet: Um 18 Uhr soll es an der französischen Botschaft am Pariser Platz in Berlin eine Schweigeminute geben.
Ich habe eine Spontanversammlung angemeldet: Lasst uns heute um 18:00 Uhr zu einer Schweigeminute an der französischen Botschaft am Pariser Platz in Berlin treffen, um die Opfer des islamistischen Terrors in Paris, Dresden und #Nizza zu betrauern. Masken bitte nicht vergessen.
— Konstantin Kuhle (@KonstantinKuhle) October 29, 2020
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