Weißrussische Literaturnobelpreisträgerin Alexijewitsch verlässt Heimat – "keine Flucht"
Am Montag flog die 72-Jährige nach Berlin-Schönefeld. Die politisch engagierte Autorin wolle nach ihrer Ausreise nach Deutschland bald in ihre Heimat zurückkehren, sagte ihre Assistentin Tatjana Tjurina dem Nachrichtenportal tut.by. Es handele sich nicht um Emigration. "Warum sollte Swetlana Alexandrowna ihr Land für immer verlassen? Nichts dergleichen. Sie flog aus persönlichen Gründen ins Ausland. Sie hat geplante Treffen, eine Buchmesse in Schweden und sie wird in Sizilien mit einem Preis ausgezeichnet", sagte Tjurina. Ihre Rückkehr sei abhängig von der Lage in Weißrussland und ihrem Gesundheitszustand. Außerdem wolle sie sich in Deutschland medizinisch behandeln lassen.
Die international bekannte Schriftstellerin bekam im Jahr 2015 den Nobelpreis für Literatur verliehen und ist die einzige Weißrussin, die den Preis erhielt. Im Jahr 2013 hatte Alexijewitsch den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Sie gehört zu den schärfsten Kritikern Lukaschenkos und forderte wiederholt seinen Rücktritt. Als Mitglied im Präsidium des von der Opposition gegründeten Koordinierungsrates hat sie sich für einen friedlichen Machtwechsel in ihrem Land engagiert. Wegen ihrer Funktion in dem Gremium war sie unlängst von Ermittlern vorgeladen worden. Am 20. August erklärte der weißrussische Generalstaatsanwalt Alexander Konjuk den Koordinierungsrat für illegal und beschuldigte ihn des Versuches einer Machtergreifung.
Von den sieben Mitgliedern des Koordinierungsrates war Alexijewitsch neben dem unlängst aus der Haft entlassenen Gewerkschafter Sergei Dylewski die einzige, die in Minsk noch in Freiheit war. Die übrigen Mitglieder, darunter die Oppositionsführerin Marija Kolesnikowa, sind in Haft oder ebenfalls ins Ausland ausgereist. Westliche Diplomaten engagierten sich zuletzt für den Schutz der 72-Jährigen und richteten einen Bereitschaftsdienst ein, nachdem die Schriftstellerin sich in ihrer Wohnung in Minsk von den Behörden bedroht gefühlt hatte.
Alexijewitsch hatte Lukaschenkos Rivalin Swetlana Tichanowskaja bei der Präsidentschaftswahl unterstützt. Die Autorin ergriff dann auch Partei für die friedlichen Proteste gegen den Staatschef. Oft meldete sie sich zu Wort: "Erst haben sie uns das Land gestohlen, jetzt greifen sie die Besten von uns auf", sagte sie. Aber es würden Hunderte andere an ihre Stelle treten. Das Land bäume sich auf gegen den Machtapparat auf, sagte sie. Es gehe aber nicht um einen Umsturz, wie von Lukaschenko behauptet. "Wir wollten keine Spaltung in unserem Land. Wir wollten, dass in der Gesellschaft ein Dialog beginnt."
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