Europa

Großbritannien preist Militärübungen in "Russlands Hinterhof" an – und meint dabei die Ukraine

Das britische Verteidigungsministerium prahlt mit dem größten Einsatz seiner Fallschirmjäger "seit Jahrzehnten" und zeigt dabei Fotos eines Übungssprungs in der Ukraine, die es als Verbündeten bezeichnet – und als "Russlands Hinterhof".
Großbritannien preist Militärübungen in "Russlands Hinterhof" an – und meint dabei die Ukraine© Medium.com/Verteidigungsministerium Großbritanniens

von Nebojsa Malic

"In der ländlichen Ukraine, nur einen Katzensprung von Russlands Grenze entfernt, haben britische Fallschirmjäger einen schnellen Luftlandeeinsatz durchgeführt", hieß es in einem Beitrag des Verteidigungsministeriums auf Medium.com am Dienstag, der auch eine Fotogalerie seiner Soldaten enthielt.

Der begleitende Tweet verrät die Meta-Überschrift des Beitrags: "Wir sind in Russlands Hinterhof abgesprungen." Die URL des Artikels stimmt mit diesen Worten überein, obwohl die aktuelle Überschrift dies nicht tut – stattdessen wird darin mit "dem größten [britischen] Fallschirmjägereinsatz seit Jahrzehnten" geprahlt.

Der Absprung selbst fand Anfang dieser Woche statt. Etwa 250 Mitglieder der in Colchester stationierten 16. Air Assault Brigade nahmen daran teil. Sie wurden innerhalb von drei Tagen aus Oxfordshire in die Ukraine gebracht – als Beweis für die "Fähigkeit Großbritanniens, hochgradig fähige Truppen überall hinzuschicken, und das jederzeit, wenn sie gebraucht werden", sagte der Minister der Streitkräfte, James Heappey.

Ziel ist es, die Fähigkeit Großbritanniens zu testen, seine Verbündeten im Bedarfsfall rasch zu unterstützen, um unseren ukrainischen Partnern Beruhigung angesichts potenzieller Gegner zu gewähren.

Den britischen Fallschirmjägern schlossen sich Mitglieder des 3. Bataillons der 80. separaten Luftsturmbrigade der Ukraine an. Die Übung trug denselben Namen wie auch eine NATO-Operation in Bosnien-Herzegowina in den Jahren 1995/1996: "Joint Endeavour".

Sie selbst ist Teil der Operation "Orbital", eines Ausbildungsprogramms für ukrainische Truppen, das das Vereinigte Königreich im Jahr 2015 als Demonstration des "unerschütterlichen Engagements für die Unabhängigkeit, territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine" gegründet hat, wie es das Verteidigungsministerium formulierte.

Es ist jedoch seltsam, die Ukraine als ein souveränes Land zu behandeln und sie gleichzeitig als "Russlands Hinterhof" zu bezeichnen. Es ist auch nicht angemessen, die Ukraine als einen "Verbündeten" zu bezeichnen, da das Land kein Mitglied der NATO ist. Russland hat es zu einer "roten Linie" gemacht, und die führenden europäischen Mitglieder der von den USA angeführten Allianz zeigten sich nicht sonderlich interessiert, den instabilen Grenzstaat in seine Reihen aufzunehmen.

Was die NATO jedoch macht, ist die Durchführung von gemeinsamen Militärübungen mit dem ukrainischen Militär sowie die Entsendung von Waffen an die Ukraine, die seit Langem Russland der "Invasion" zweier ihrer östlichen Regionen und der "Besetzung" der Krim beschuldigt.

Seit Juni 2020 ist die Ukraine neben Australien, Finnland, Georgien, Jordanien und Schweden einer der sechs "Partnerstaaten mit verbesserten Möglichkeiten" der NATO, mit einer "maßgeschneiderten Beziehung (...), die auf der Grundlage von gegenseitigem Interesse beruht".

Die NATO-Staaten haben sich geweigert, die Entscheidung der Krim anzuerkennen, sich nach der Maidan-Revolution im Jahr 2014 von der Ukraine zu lösen und Russland wieder beizutreten.

Während das Verteidigungsministerium versucht, durch Übungen der Fallschirmjäger "unseren ukrainischen Partnern Beruhigung angesichts potenzieller Gegner zu gewähren", ist das britische Militär in einer so schlimmen Verfassung, dass es die Abschaffung seiner gesamten Panzertruppe vorgeschlagen hat. Wenn die etwa 227 Challenger-Panzer zugunsten von Hubschraubern und Elementen der Luftstreitkräfte abgeschafft werden, wäre dies das erste Mal seit 1916, dass ein Land, das den Panzer erfunden hat, keine Panzer mehr in seinem Dienstgebrauch hätte.

Nachtrag: Die im Artikel zitierten Beiträge des britischen Verteidigungsministeriums auf medium.com und auf Twitter wurden vom Urheber/Autor gelöscht.

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