Kinder mit Waffen: Wie die jüngsten Gangmitglieder in Stockholm ihr Taschengeld aufbessern
In Schweden war man lange der Ansicht, dass man die Banden sich selbst überlassen sollte, damit sich die Gewalt nicht gegen die unschuldige Bevölkerung richtet. Der Mord an einem unbeteiligten Mädchen an einem Sonntagmorgen in Stockholm besiegelte das Ende dieses Glaubens. Die Zwölfjährige starb durch eine Schießerei zwischen verfeindeten Bandenmitgliedern.
Nun stehen sich die Banden "Husky's Hyenas" und "Filterlösa grabbar" (FLG) aus dem berüchtigten Rinkeby seit Juli feindlich in Järvafältet in der Region Stockholm gegenüber. Vier junge Männer starben bereits durch den Einsatz von Schusswaffen im Zuge der Auseinandersetzungen.
Rinkeby gilt als Problembezirk. Angestellte einer neuen Polizeidienststelle, die im September eröffnet werden soll, werden Polizeischutz auf dem Weg zur und von der Arbeit brauchen.
Die FLG werden auch als "Shottaz yngre" bezeichnet. In Rinkeby haben sie seit mehreren Jahren gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Gruppe "Dödspatrullen". Dabei starben zehn Kriminelle. Vor Gericht musste sich einer der Anführer von "Dödspatrullen", Mohamed Ali, für zwei Morde behaupten. Er erhielt eine lebenslängliche Haftstrafe. Drei weitere Anführer sitzen bereits in Haft. Die Polizei versuchte im Jahr 2017 einen Schlag gegen die Husby-Bande. Der vorbestrafte Anführer wurde verhaftet und wegen vielfacher Delikte mit schweren Waffen verurteilt. Dennoch erlaubte das schwedische Recht nur eine dreimonatige Haftstrafe in Verbindung mit einer zusätzlichen Bewährungsstrafe. Auch die Beweise in den sozialen Medien, auf denen er mit schweren Waffen posierend zu sehen war, erlaubten keine härtere Strafe. Die Hyenas schmücken sich mit Designerkleidern, Designeruhren und Waffen. Sie verbreiten das Märchen einer kriminellen Karriere, die bei Minderjährigen aus mittellosen Zuwandererfamilien Anklang findet. Hinzu kommt die Tatsache, dass ein schwedischer Rapper zu den führenden Figuren des kriminellen Netzwerks gehört. Zu einer Verhaftung kam es bislang nicht.
Finanziell geht es der FLG gut. Sie verdienen durch den Drogenhandel. Lange warnten die Sozialdienste vor der Gefahr, dass die Banden Kinder zu Kriminellen machen. Es war bekannt, dass "Dödspatroullen" 15-Jährige als Drogenkuriere einsetzte. Dabei spielt den Banden das Jugendstrafrecht in die Hände. Schwere rechtliche Folgen haben die Minderjährigen nicht zu befürchten.
In Schweden soll es rund 40 kriminelle Clan-Netzwerke geben. Laut Angaben des stellvertretenden Polizeichefs Mats Löfving sind diese nach Schweden gekommen, um ihre Macht auszubauen und reich zu werden. Ihr Geld verdienten sie durch Drogen- und Gewaltverbrechen sowie Erpressung. Die Polizei kritisiert, dass es an Unterstützung durch die Politik fehle. Die Diskussion um das Thema Integration sei naiv. Es ist nicht unüblich in den Clans, Ehen zu arrangieren, um Machtgefüge zu festigen. Die Kinder der Clans werden nicht dazu erzogen, Teil der schwedischen Gesellschaft zu sein.
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