Europa

Ukrainischer Facebook-Faktenchecker StopFake und seine Verbindungen zu der Neonazis-Szene

Das ukrainische Onlineportal StopFake, das seit März 2020 bei Facebook als "Faktenchecker" dient und, nach eigenen Angaben, "russische Propaganda" im Internet aufdeckt, soll in engen Beziehungen zu ukrainischen rechtsradikalen Gruppierungen stehen.
Ukrainischer Facebook-Faktenchecker StopFake und seine Verbindungen zu der Neonazis-Szene© Screenshot YouTube / StopFake

Nach Recherchen der ukrainischen unabhängigen Medienplatform Saborona soll das ukrainische Internetportal StopFake, das nach seinen eigenen Angaben gegen "russische Propaganda" im Internet kämpft, enge Kontakte zu ukrainischen rechtsradikalen Gruppierungen und Organisationen pflegen. Saborona führte die Untersuchung durch, nachdem ein Artikel der Plattform über einen russischen Staatsbürger, der derzeit in der Ukraine lebt und mit ukrainischen rechtsradikalen Gruppierungen verbunden ist, auf Facebook gelöscht worden war.

StopFake agiert im Internet seit dem Jahr 2014. Das Portal wurde Studenten und Professoren der Journalistenschule an der Nationalen Universität Kiew-Mohyla-Akademie gegründet. Die Gründer des Portals gaben als Ziel an, gefälschte Nachrichten und manipulierte Angaben im Netz aufspüren und deren weitere Verbreitung verhindern zu wollen. Das Projekt wird durch Spenden finanziert. Unter den Geldgebern sind das tschechische Außenministerium, die Botschaft Großbritanniens in der Ukraine, die aus dem US-Bundeshaushalt finanzierte Denkfabrik National Endowment for Democracy sowie die International Renaissance Foundation, die zu der Gruppe Open Society Foundations von George Soros gehört.

Am 27. März erklärte Facebook, dass StopFake an der "Faktenchecker-Plattform" des sozialen Netzwerkes teilnehmen wird, um Facebook im "Kampf gegen Fake News und Desinformationen zu unterstützen". Das Portal soll demnach gefälschte Informationen entdecken und sie entsprechend markieren. Durch Facebook-Algorithmen wird deren Verbreitung anschließend eingeschränkt. Zudem verlieren Internetseiten und Domains, die, nach Auffassung des Faktencheckers, zu oft bei der Verbreitung von Fake News erwischt werden, die Möglichkeit zur Monetarisierung ihrer Inhalte auf Facebook.

Nachdem Facebook StopFake zum Faktenchecker auserwählt hatte, twitterte der US-Journalist Christopher Miller, die Wahl des Internetkonzerns sei "besorgniserregend". Der BuzzFeed-Journalist wies dabei darauf hin, dass einer der Mitgründer des Projekts, Jewgeni Fedtschenko, politisch engagiert sei und sich gegen die Pressefreiheit und Nachrichten ausspreche, die regierungskritisch sind oder nicht die von ihm bevorzugte Sprache enthalten.

Tatsächlich hat Jewgeni Fedtschenko einige Persönlichkeiten aus der rechten Szene öffentlich unterstützt. Beispielsweise kritisierte er im Jahr 2018 den Bericht des ukrainischen TV-Senders Hromadske über die Inhaftierung des brasilianischen Militanten Rafael Lusvarghi, der auf der Seite der selbst ernannten Volksrepublik Lugansk kämpfte. Der Brasilianer wurde von Vertretern der Neonazi-Gruppierung C14 festgenommen, deren Mitglieder im Jahr 2018 ein Roma-Lager in Kiew attackiert hatten. Später, als der berüchtigte ukrainische Internetpranger "Mirotworez" (dt.: Friedensstifter) die persönlichen Daten von Journalisten, die in den Volksrepubliken der Ostukraine akkreditiert wurden, veröffentlicht hatten, stellte sich Fedtschenko auf die Seite von "Mirotworez".

Mehr zum Thema - Neuester Eintrag in der ukrainischen Abschussliste Mirotworez: "Russlandfreund" Wolfgang Ischinger

Ein weiterer Hinweis auf die Verbindung von StopFake zu Neonazis in der Ukraine ist der Mitarbeiter des Projekts, Marko Suprun. Dieser ist sehr aktiv an der Gestaltung der englischsprachigen Seite von StopFake auf Youtube beteiligt. In zahlreichen Videos analysiert er angebliche russische Propaganda. Inzwischen soll Suprun Kontakte zu rechtsradikalen Persönlichkeiten in der Ukraine unterhalten. So wurde er auf einer Bühne mit dem Gründer der unter Rechtsradikalen beliebten Bekleidungsmarke SvaStone und dem Chef der Musikgruppe Sokira Peruna, Arseni Bilodub, sowie mit dem Frontmann der Musikgruppe Komu Wnis, Andrei Sereda, gesehen.

Sokira Peruna ist eine der populärsten Musikgruppen in der rechtsradikalen Szene. Ihr Lied "Sechs Millionen Worte der Lüge" leugnet den Holocaust, der Track "17. August" ist dem Todestag von Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess gewidmet. Der Frontmann von Komu Wnis, Andre Sereda, sagte im Jahr 2011 bei einer Feierlichkeit zum 20. Jubiläum der rechtsradikalen Partei Swoboda, dass das ukrainische Land "die Mutter der arischen Rasse" sei.

Marko Suprun pflegt Kontakte zu einem der Anführer der Neonazi-Gruppierung C14, Alexander Woitko, sowie zu dem Vertreter der rechtsradikalen Partei Rechter Sektor, Dmitri Sawtschenko.

Mehr zum ThemaUkrainischer Regierungschef spricht bei Neonazi-Konzert von der Bühne: "Danke, dass es euch gibt!"

Bemerkenswert ist auch die Wahl von StopFake als vermeintlicher Faktenchecker der ukrainischen Sektion von Facebook. Die PR-Managerin für die Ukraine bei Facebook, Kateryna Kruk, hat zuvor bei StopFake gearbeitet. Im Jahr 2014 war sie eine der Euromaidan-Aktivistinnen und tatsächlich als Moderatorin mit StopFake zusammengearbeitet. Bevor sie sich Facebook anschloss, veröffentlichte sie im Februar 2019 ein Video, in dem sie sagte, dass sie an den Dreharbeiten von "Stop Faking News" in der ukrainischen Sprache beteiligt war und dass es ihr eine Ehre sei, mit dem StopFake-Team zusammenzuarbeiten.

Die Rolle von StopFake im Kampf gegen die angebliche "russische Propaganda" im Internet wird auch von den deutschen Medien hoch geschätzt. So hat der Tagesspiegel überaus positiv über die Tätigkeit des Portals berichtet. Der Artikel erzählt über die Geschichte und die angeblichen Aufgaben von StopFake und führt einige konkrete Beispiele von Meldungen an, die von StopFake als gefälschte Informationen eingestuft wurden. Die Verbindungen von StopFake zu fragwürdigen Persönlichkeiten und Organisationen in der Ukraine werden jedoch nicht erwähnt.

Mehr zum ThemaUEFA will nichts gesehen haben: Hitlergruß und Nazisymbole während EM-Qualifikationsspiel in Ukraine

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.