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Frankreich nach Ausschreitungen in Vororten von Dijon: Ratlosigkeit und Entsetzen

Die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Tschetschenen und mehrheitlich nordafrikanisch stämmigen Gruppen bei Dijon sorgen derzeit in Frankreich für Entsetzen und gleichzeitig Ratlosigkeit. Für Marine Le Pen sind die Vorfälle eine Steilvorlage.
Frankreich nach Ausschreitungen in Vororten von Dijon: Ratlosigkeit und EntsetzenQuelle: AFP © Philippe Desmazes

Es seien mittlerweile zwei Einheiten eines Spezialeinsatzkommandos zur Unterstützung der Polizei vor Ort im Einsatz, sagte Innenstaatssekretär Laurent Nuñez am Dienstag in Dijon. Er habe keinen Zweifel, dass durch die eingeleitete Untersuchung der Vorfälle die Täter ermittelt würden. Im Vorort Grésilles im Nordosten von Dijon waren mehrere Nächte in Folge Gegenstände und Autos in Brand gesetzt und Barrikaden errichtet worden.

Hintergrund der Zusammenstöße war der Polizei zufolge ein Streit zwischen Mitgliedern einer tschetschenischen und einer Gruppe von Bewohnern Grésilles' mit nordafrikanischen Wurzeln. Die Tschetschenen hätten ab Freitag in sozialen Netzwerken gegen die andere Gruppe mobil gemacht, erklärte der Staatsanwalt von Dijon, Eric Mathais, im Radiosender France Bleu.

Zuvor sei ein Jugendlicher aus der tschetschenischen Gruppe verletzt worden. Es wird gemutmaßt, dass es sich bei den Tätern um Drogendealer mit nordafrikanischen Wurzeln gehandelt haben soll, wofür es aber noch keine Belege gibt. Da die Täter von der Polizei nicht belangt wurden, seien deshalb bis zu 140 Tschetschenen nach Grésilles gekommen, so Mathais. Mehrere Personen seien verletzt worden. Es habe zunächst vier Festnahmen gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.

Darüber hinaus wurde auch ein Team von Journalisten des Senders France 3 Bourgogne France-Comté von einer oder mehreren Personen angegriffen, als sie auf dem Weg in den Bezirk Grésilles waren. Die Scheiben des Fahrzeugs waren zum Teil eingeschlagen, zum Teil schwer beschädigt. Der Direktor von France 3 Bourgogne France-Comté, Samuel Peltier, verurteilte "den gewalttätigen Angriff".

Während am Montagabend die Situation in Grésilles ruhig blieb, wurden Medienberichten zufolge im südwestlichen Vorort Chenôve mehrere Fahrzeuge angezündet. Dijon ist ein eher ungewöhnlicher Schauplatz für gewalttätige Auseinandersetzungen in Frankreich. Während es in den Vorstädten der Hauptstadt Paris oder der Küstenmetropole Marseille häufiger zu Zusammenstößen mit der Polizei kommt, gilt die Stadt in der ostfranzösischen Region Burgund als ruhiges Pflaster. Er verstehe, dass die Bevölkerung nun verunsichert sei, sagte Nuñez. Bei der Ermittlung der Täter gebe es Hinweise, so der Staatssekretär.

Die Einsatzkräfte hätten es teilweise mit 50 bis 100 Menschen zu tun gehabt, die "mit Schlagstöcken, Sturmgewehren und Kriegswaffen" ausgerüstet gewesen seien, sagte der regionale Vorsitzende der Gewerkschaft der Nationalpolizei Alliance PN, Stéphane Ragonneau, der Nachrichtenplattform Franceinfo. Der Vorfall könne nicht mit anderen Auseinandersetzungen in Vororten verglichen werden.

Für die Rechte in Frankreich sind die gewalttätigen Ausschreitungen eine Steilvorlage. Marine Le Pen, Vorsitzende des ehemaligen Front National, jetzt Rassemblement National (RN), machte ihrem Unmut auf Twitter Luft. Sie schrieb:

Unser Land versinkt im Chaos! Was macht [Christophe] Castaner? Banden führen einen ethnischen Krieg mit einer automatischen Waffe in der Hand. Dies ist in die Realität der Verwilderung. Müssen wir an den RAID [Spezialeinheit der französischen Polizei in der Terrorbekämpfung] appellieren, um die Ordnung wiederherzustellen?!

Die Linke ruft derweil zur Bekämpfung des Waffenhandels auf. Nachdem der Vorsitzende der (RN) in der Region Bourgogne Franche-Compté den Oppositionsführer Jean-Luc Mélenchon von La France Insoumise (LSI) per Twitter mit der Frage "Und wenn wir mit der Entwaffnung der tschetschenischen Milizen beginnen würden?" (Mélenchon hatte zuvor "eine möglichst unbewaffneten Polizei" gefordert) provoziert hatte, entgegnete der auf Twitter:

"Wir müssen die tschetschenischen Milizen in der Tat entwaffnen, den Waffenhandel bekämpfen und die Milizen Ihrer identitären Freunde auflösen, die auf den Dächern von Paris Nazi-Grüße ausführen."

Einig sind sich rechts und links nur bei dem Vorwurf, dass die Sicherheitskräfte zu spät eingegriffen hätten.

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