Europa

Gebot der Überparteilichkeit? BBC reagiert mit Schelte auf Regierungskritik einer Moderatorin

Der britische Premierminister Boris Johnson hält trotz zunehmender Kritik und Rücktrittsforderungen an seinem umstrittenen Berater Dominic Cummings fest. Dies veranlasste eine BBC-Moderatorin zu Kritik an der Regierung. Der Sender reagierte hierauf mit einer Schelte.
Gebot der Überparteilichkeit? BBC reagiert mit Schelte auf Regierungskritik einer ModeratorinQuelle: AFP © Daniel Leal-Olivas

Nach ihren kritischen Äußerungen in der Affäre um den britischen Regierungsberater Dominic Cummings hat der Sender BBC seine Moderatorin Emily Maitlis kurzfristig ersetzt. Maitlis hatte in der Anmoderation zur ihrer Sendung "Newsnight" am Dienstag Premierminister Boris Johnson "blinde Loyalität" gegenüber seinem Berater vorgeworfen. Damit habe die Journalistin gegen Regeln der Überparteilichkeit des Senders verstoßen, teilte die BBC mit.

Am Tag darauf moderierte eine Kollegin die Sendung 

Die Moderatorin wurde in der Sendung am Mittwoch von ihrer Kollegin Katie Razzall vertreten. Maitlis twitterte, sie habe selbst darum nach dem Vorfall gebeten. Die Schelte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt stieß auf scharfen Protest von Journalisten und Politikern. Gerade während einer Krise sei "ehrlicher und furchtloser Journalismus" gefragt, teilte die Gewerkschaft National Union of Journalists mit. Johnson ist als Kritiker der BBC bekannt und stellt die Rundfunkgebühr infrage.

Maitlis hatte dem Wahlkampfstrategen Cummings vorgeworfen, dass er die Regeln im Kampf gegen die Pandemie mit einer Reise zu seinen Eltern nach Durham in den Nordosten Englands gebrochen habe:

Das Land kann das sehen und ist geschockt, dass die Regierung das nicht kann.

Auch in Johnsons Konservativer Partei bröckelt die Unterstützung: Zwischen 40 und 50 Tory-Politiker fordern bereits den Rücktritt Cummings, berichteten britische Medien am Donnerstag.

Cummings lehnt Rücktritt ab

Der Wahlkampfstratege Cummings ist eine der umstrittensten Figuren in der britischen Politik. Derzeit steht er massiv in der Kritik, weil er Ende März mitten in der Corona-Krise von London ins rund 430 Kilometer entfernte Durham zu seinen Eltern gereist war. Cummings behauptet, keine andere Möglichkeit gehabt zu haben, die Betreuung seines vier Jahre alten Sohns sicherzustellen, weil sowohl er als auch seine Frau mit einer Coronavirus-Infektion rechnen mussten. 

Auf Empörung stieß vor allem seine Aussage, dass er nach überstandener Erkrankung von Durham aus einen Ausflug mit Frau und Sohn zu einem Schloss unternahm. Angeblich wollte er mit der Fahrt ins etwa 40 Kilometer entfernte Dorf Barnard Castle testen, ob er für die Rückreise nach London fit genug war und ob sich sein durch die Erkrankung eingeschränktes Sehvermögen wieder ausreichend verbessert hatte. Ein Anwohner hatte ihn dort gesehen und angezeigt. So kam der Vorfall auch ans Licht.

Einen Rücktritt lehnt der 48-Jährige ab. Cummings besteht darauf, im Rahmen der Regeln gehandelt zu haben. Er hat bislang auch die Rückendeckung des Premierministers.

Polizei: Johnson-Berater hat möglicherweise Lockdown-Regeln gebrochen, aber Verstoß geringfügig

Die Polizei der nordostenglischen Grafschaft Durham erklärte am Donnerstag, Cummings habe wohl gegen Corona-Regeln verstoßen, als er mit seiner Frau und seinem Sohn das Schloss in der Nähe seines Elternhauses besucht habe. Sie werde deswegen aber keine rechtlichen Schritte einleiten. Es handle sich um einen geringfügigen Verstoß gegen die Vorschriften, weil Cummings die Abstandsregeln eingehalten habe. Ein Regierungssprecher erklärte, damit sei der Fall abgeschlossen.

Cummings gilt als zweitmächtigster Mann nach Johnson. Ihm werden etwa der Erfolg der Brexit-Befürworter beim EU-Referendum 2016 und auch der Sieg der Konservativen bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr zugeschrieben. Doch ihm wird auch vorgeworfen, mit unsauberen Mitteln zu kämpfen. Beispielsweise soll er hinter der unwahren Behauptung stecken, Großbritannien habe als EU-Mitglied keine Handhabe, um einen Beitritt der Türkei in die Staatengemeinschaft zu verhindern.

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(dpa/reuters/rt)

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