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Sechs Jahre Krieg in der Ostukraine: Ukraine setzt nun mehr auf Drohnenkrieg

Die Donezker Behörden meldeten im letzten Monat drei Tote Zivilisten – der schwelende Krieg geht trotz Friedensversprechen und der Quarantäne aufgrund der Corona-Pandemie weiter. Derweil jährt sich der Beginn der Militäroffensive im Donbass zum sechsten Mal.
Sechs Jahre Krieg in der Ostukraine: Ukraine setzt nun mehr auf Drohnenkrieg© US Army National Guard Photo by Spc. Amy Carle 69th Public Affairs Detachment

Am 9. April starb eine 25-jährige Bewohnerin der Stadt Gorlowka bei Donezk durch einen Militärangriff. Ihr Name war Miroslawa Woronzowa, sie absolvierte die Hochschule für Auslandssprachen, arbeitete in der Touristikbranche und wollte heiraten, berichtet das ukrainische Portal strana.ua. Gezeigt wurde auch ihr ukrainischer Pass, denn sie hatte keinen anderen – weder einen russischen noch einen der Donezker Volksrepublik. 

Laut des Ministerpräsidenten der selbsternannten Donezker Volksrepublik (DVR) Denis Puschilin ist dies bereits der dritte zivile Tote in der DVR in einem Monat. Doch in einigen ukrainischen und Donezker Medien sowie auf Telegram-Kanälen wurde ausführlich über den Vorfall berichtet. Warum? Die junge Frau starb durch den Angriff einer Kampfdrohne und das mitten in der Corona-Quarantäne.

Der Metropolit der Städte Gorlowka und Slawjansk, durch dessen Diözese sich die Trennlinie zieht, wendete sich daraufhin an den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij in einer Videobotschaft.

Sie nennen Menschen, die hier leben, ukrainische Bürger. Ist es möglich, eine solche Gräueltat so ungestraft, ohne Gerichtsverfahren, wie in einem Computerspiel zu begehen, fragte der Geistliche den Präsidenten.

Vom ukrainischen Militär folgten weder ein Dementi noch die Bestätigung für den Angriff. In ihrer täglichen Zusammenfassung der Operation der Gemeinsamen Streitkräfte (OGS) erwähnte es nur den Tod eines "russischen Besatzers" bei den Gefechten. Am 11. April besuchte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij die Positionen der ukrainischen Streitkräfte im Kampfgebiet.

Er präsentierte sich als Beschützer der Soldaten und übergab ihnen Geschenke. Auch ein Militärlazarett für COVID-19-Patienten besuchte er. Bislang verzeichnete das ukrainische Militär allerdings keine Infizierten. Er bat das Militär, für das Leben und die Gesundheit zu sorgen. Viele Internetnutzer bemerkten auf den Fotos das Totenkopfabzeichen an der Tarnjacke des Präsidenten.

Seit März 2019 ist der Totenkopf zusammen mit dem Slogan "Ukraine oder Tod" auf Anordnung des Generalstabschefs das offizielle Symbol der 72. Mechanisierten Brigade. 

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Der Einsatz von Drohnen, um den Feind von hinten anzugreifen, bedeutet eine neue Eskalationsstufe. Das heißt, es gibt kein "Einfrieren" des Konflikts, das Selenskij und sein Team angeblich verfolgen", schreibt strana.ua.

Es ist unbekannt, welcher Bauart die Drohne war. Doch einiges deutet darauf hin, dass es eine billigere und einfachere Drohne aus der heimischen Produktion gewesen sein könnte. Vor einem Monat präsentierte das ukrainische Militär im Landesfernsehen Drohnen, die bis auf 20 Kilometer in das gegnerische Territorium eindringen und dort Minen, Granaten und andere Zündstoffe abwerfen können. Auch zuvor wurden Drohnen aktiv für Aufklärungszwecke und kleinere Angriffe eingesetzt, was viele Videos im Internet dokumentieren. Die Einwohner der grenznahen Dörfer litten besonders oft unter diesem Einsatz, wie ein Bericht des russischen Fernsehens zeigt. 

Beeindruckt von Idlib

Noch vor einem Jahr hat die Ukraine sechs Kampf- und Aufklärungsdrohnen Bayraktar TB2 und drei mobile Steuerungsmodule bei der Türkei für 70 Millionen US-Dollar gekauft. Diese wurden vor ein paar Monaten zum ersten Mal in der Ukraine erprobt. Ein Video des US-Staatssender Radio Liberty vom 22. März zeigt, wie vertraut inzwischen die ukrainischen Spezialisten mit der Steuerung der türkischen Kampfdrohne sind. Nach dem Einsatz der türkischen High-Tech-Geräte im syrischen Idlib, als sie der syrischen Armee in Februar innerhalb nur weniger Tage große Verluste zufügte, zeigt die Ukraine nun größere Bereitschaft, diese auch im Donbass-Krieg einzusetzen.

Ein anderer ukrainischer Kriegsreporter des Fernsehkanals 1+1 lobt die türkische Strategie, die Soldatenleben schont. "Hätten wir derzeit eine Drohne, würde ich nicht mit einem Maschinengewehr herumlaufen, sondern drüben mit Kaffee sitzen und am Bildschirm verfolgen, wie sie sterben", sagt der Soldat namens Witali in die Kamera. Dann zeigt er, wie eine kleinere Drohne mit VOG-25 Granaten bestückt wird: "Auch mit dieser einfachen Technik können die Schläge effektiv sein."

Der Einsatz der Drohnen kann den Verlauf des Krieges ändern", sagt ein Brigankommandeur auf dem Übungsplatz, wo duzende Drohnen erprobt werden.

Allerdings meint er nicht mehr die einfachen fliegenden Granatwerfer, sondern Präzisionsdrohnen, die bis zu zwei Kilogramm schwere Munition tragen können. Diese könnten den Feind ohne Verlust von Soldatenleben bezwingen. 

Krieg jährt sich zum sechsten Mal

Miroslawa Woronzowa half ihren Verwandten im Garten, als sie die Granate tödlich traf. Ein Verwandter wurde bei dem Beschuss verwundet. Die junge Frau reiste gern und führte aktiv ihren Instagram-Kanal, erzählt der Donezker Fernsehsender TK Union. "Während des Krieges ist ihre Schwester auf die Welt gekommen. Die andere Schwester hat der Krieg genommen", sagt die Journalistin mit betroffener Stimme.  

Am 14. April endete das sechste Jahr des ukrainischen Krieges. An diesem Tag im Jahre 2014 befahl der damalige Interimspräsident Alexander Turtschinow den Beginn der sogenannten Antiterror-Operation unter dem Einsatz der ukrainischen regulären Streitkräfte, der neu formierten Nationalen Garde und der sogenannten "Freiwilligen Bataillone" im Osten des Landes. Der Krieg kostete bislang mehr als 3.300 Zivilisten das Leben – überwiegend im Rebellengebiet – während die UN derzeit von insgesamt mehr als 13.000 Toten ausgeht. Im Februar 2014 kam es zu einem gewaltsamen Machtwechsel, der in die Geschichtsbücher als Kiewer Euromaidan eingegangen ist. Im postrevolutionären Taumel rutschte das Land schnell in diesen Krieg. Ein Ende ist aber trotz des diplomatischen Einsatzes aus der EU und Russland nicht in Sicht.

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