Nahost

Russisches Militär: NYT-Bericht über "Luftangriffe auf Krankenhäuser" in Syrien ist Fehlinformation

Der Bericht der New York Times, dass Russland vier UN-geschützte Krankenhäuser in Syrien bombardiert hat, ist ein Produkt von Fehlinformationen durch Terroristen und westliche Geheimdienste, so der Sprecher des russischen Militärs Generalmajor Igor Konaschenkow.
Russisches Militär: NYT-Bericht über "Luftangriffe auf Krankenhäuser" in Syrien ist FehlinformationQuelle: Sputnik

Ein Bericht der New York Times vom Sonntag besagt, es gebe unwiderlegbare Beweise dafür, dass die russischen Luft- und Weltraumkräfte vier Standorte in Syrien bombardiert hätten, von denen sie gewusst hätten, dass sie Standorte von Zivilkrankenhäusern seien. Der Vorwurf sei das Ergebnis einer Analyse von Beiträgen in den sozialen Medien, Zeugenbefragungen, Daten von ortsansässigen Flugzeug-Beobachtern und Aufzeichnungen abgefangener Funksprüche des in Syrien operierenden russischen Militärs. Die Luftangriffe, die am 5. und 6. Mai stattfanden, seien nur ein Bruchteil von Angriffen auf die zivile Infrastruktur, für die Moskau die Verantwortung trage, so die Zeitung.

Den Anschuldigungen hielt der russische Militärsprecher Generalmajor Igor Konaschenkow am Montag entgegen, dass der Bericht der New York Times aus mehreren Gründen fehlerhaft ist. So habe man dort geflissentlich ausgelassen, dass die Provinz Idlib, in der die vier angeblichen Krankenhaus-Bombardements stattfanden, unter der brutalen Herrschaft von Dschihadisten der al-Nusra-Front (ihrerseits Ableger beziehungsweise "re-branding" von Al-Qaida) steht. Schon dieses Detail rückt das gesamte Narrativ des Artikels in ein ganz und gar zweifelhaftes Licht und deutet auf die Fehlerhaftigkeit der zugrunde liegenden Recherche hin.

Gadgets, moderne Funkscanner, geschützte Notebooks, Internetanschluss – das sind alles Dinge, die sich die Zivilbevölkerung vor Ort einfach nicht leisten kann. Deren Hauptsorge ist vor allem das tägliche Überleben unter dem Joch der Terroristen", entgegnete Konaschenkow der Zeitung.

Er bezog sich auf die Ausrüstung der "Flugzeug-Spotter", die ihre Daten an die New York Times weitergaben. Dem Artikel zufolge bestanden diese Beobachter "zu ihrer Sicherheit auf Anonymität". Doch der Militär spottete, bei der Zeitung hätte man sich keine Mühe machen müssen, sondern die angeblichen Hobbyfunker sofort als Operatoren eines "Feld-Aufklärungssystems" identifizieren sollen. Das Aufklärungssystem basiert auf vom US-Unternehmen Hala Systems entwickelten Ausrüstung, erklärte Konaschenkow.

Das unter dem Markennamen Sentry bekannte System besteht aus mehreren etwa koffergroßen Sensoranlagen mit einem Netzwerkanschluss sowie einem KI-Algorithmus, der Ausgangssignale dieser Sensoren und Daten aus sozialen Netzwerken auswertet. In Idlib wird das System dafür eingesetzt, bereits erfolgte Luftangriffe in der Provinz zu analysieren und zukünftige vorherzusagen und, so das Unternehmen, Warnungen an die Bevölkerung vor Ort zu verschicken, die sie vermittels einer App auf ihren Mobilfunkgeräten empfangen könne – auf diese Nutzungsstrategie bezog sich die eingangs erwähnte Kritik Konaschenkows an der leichten Realitätsferne der NYT bezüglich des Lebensstandards der Bevölkerung von Idlib.

Hala Systems erklärt, ein ganz normales gewinnorientiertes Unternehmen zu sein und Sentry unter Finanzierung durch die Regierungen Kanadas, des Vereinigten Königreichs, der Niederlande, Dänemarks, der Vereinigten Staaten und Deutschlands zu entwickeln und auch zu betreiben.

Das Unternehmen hielt es für notwendig, im Abschnitt "Häufig gestellte Fragen" auf der eigenen Homepage zu erklären, kein Tarnunternehmen der CIA zu sein. Dafür räumt man dort aber ein, das System in enger Zusammenarbeit mit den berüchtigten Weißhelmen einzusetzen – der angeblichen "humanitären Hilfsorganisation", die ausgerechnet in von Dschihadisten besetzten Teilen Syriens als Propagandaorgan des Wertewestens gegen die legitime Regierung Syriens unter Baschar al-Assad und die russische Luftwaffe in Syrien operiert und dabei, so der dringende Verdacht, Verbindungen zu westlichen – vor allem britischen – Geheimdiensten unterhält.

Die Entscheidung, diese Details auszulassen, traf die New York Times nur deswegen, weil sie ihre Quelle eindeutig als potenziell kompromittiert entlarven würden – und nicht, weil jemand geschützt werden sollte, erklärte Konaschenkow weiter. "Wir würden an dieser Stelle gern unser Bedauern darüber äußern, dass ein so seriöses Blatt Opfer der Manipulation durch Terroristen und britische Geheimdienste wurde." Gerade die britischen Geheimdienste kontrollierten die Aufstellung des Sentry-Systems in Idlib seit dem Jahre 2016.

Doch auch abgesehen von diesen Details gibt es Unstimmigkeiten im NYT-Artikel, die Sachkundigen sofort auffallen. Vor allen Dingen, zitiert RIA Nowosti Konaschenkow, "werden den russischen Kampfbomberpiloten die Zielkoordinaten nicht mündlich über eine offene Funkverbindung durchgegeben" – dies würde einen groben Verstoß gegen die militärischen Betriebsverfahren darstellen.

Doch auch der Kern der Vorwürfe hält keiner eingehenden Prüfung stand. Als Beispiel führte der russische Militärsprecher die Identifizierung eines der von der New York Times genannten Orte als ziviles Krankenhaus an, an dessen Stelle sich jedoch tatsächlich eine von den Terroristen als Bunker, Waffen- und Materiallager genutzte Höhle befand.

Darum sind die von der New York Times veröffentlichten 'Beweise' selbst das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurden", empörte sich der Generalmajor.

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