Nahost

Saudi-Arabien und Iran: Kann man den Feind nicht besiegen, mach ihn zum Freund

Die zuletzt vorsichtigen Töne aus Riad in Richtung Teheran deuten darauf hin, dass Kronprinz Mohammed bin Salman erkannt hat, dass Saudi-Arabiens Strategie gescheitert ist. Der Iran zeigt sich für eine Annäherung ohne Vorbedingungen bereit, um Spannungen abzubauen.
Saudi-Arabien und Iran: Kann man den Feind nicht besiegen, mach ihn zum FreundQuelle: AFP © Fayez Nureldine

Die Märkte haben den ersten Schock nach dem Angriff auf die saudischen Ölanlagen vom 14. September bereits verdaut. Verantwortlich dafür ist das Ausbleiben einer militärischen Vergeltungsaktion gegen den Iran, der von den USA, Saudi-Arabien und den üblichen europäischen Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland verantwortlich gemacht wurde. Nebst rhetorischen Hieben war die einzige konkrete Maßnahme die Entsendung von vier Sentinel-Radaranlagen, einer weiteren Patriot-Batterie und 200 US-Soldaten in das wahhabitische Königreich, die die bestehenden Luftabwehrsysteme bedienen sollen.

Damit signalisierte Washington, dass es keine Absichten gibt, für Saudi-Arabien einen Krieg gegen den Erzrivalen Iran zu führen. Die Entsendung von hauptsächlich Systemtechnikern zeigte zudem auf, dass den Saudis offensichtlich nicht genügend vertraut wird, die milliardenteuren Rüstungssysteme in Notlagen zu bedienen. Eine schwere Demütigung für Mohammed bin Salman (MbS), der den gesamten Apparat in Verteidigungsfragen an sich gerissen hat und damit zum mächtigsten Kronprinzen in der Geschichte des Clans der Al-Saud geworden ist.

Sein Ziel war es von Anfang an, das Königreich zum regionalen Hegemon aufzubauen. Diese Ambitionen wurden aber in Syrien und im Jemen mit einem extrem hohen Blutzoll zunichte gemacht, was den Iran mit jeder Niederlage strategisch stärker werden ließ.

Um kein größeres Ungleichgewicht der Machtbalance zu riskieren und mit der Erkenntnis, dass die USA kein Interesse haben, für Riad in einen Krieg zu ziehen, den Washington nicht gewinnen kann, zeigte sich MbS zuletzt plötzlich offen für eine Entspannungspolitik in der Region. In einem Interview mit dem US-Sender CBS forderte er sogar Präsident Donald Trump auf, sich mit dessen iranischem Amtskollegen Hassan Rohani an den Verhandlungstisch zu setzen, um eine Einigung zu erzielen.

In Teheran registrierte man diese Veränderung der Sprache mit Genugtuung. Dem katarischen Sender Al Jazeera sagte der iranische Parlamentssprecher Ali Laridschani, dass der Iran "offen dafür ist, einen Dialog mit Saudi-Arabien und anderen Ländern in der Region zu beginnen".

Ein iranisch-saudischer Dialog könnte viele der regionalen Sicherheits- und politische Probleme lösen.

Laridschani verwies auch darauf, dass Riad keine Abstimmung oder Erlaubnis der USA für einen Dialog mit dem Iran braucht, sondern dass die Saudis "ihre Vorschläge (für Themen) ohne Vorbedingungen unsererseits unterbreiten können, die an einem iranisch-saudischen Dialogtisch diskutiert werden sollen". Er begrüßte auch die Bemerkungen des Kronprinzen in dessen CBS-Interview und meinte, dass es "vielleicht gut zu wissen ist, dass Saudi-Arabien zuerst an die Interessen der Region denkt".

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