Nahost

Netanjahus Sprecher erntet heftige Kritik nach fragwürdigem Tweet

Ofir Gendelman ist Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu für arabische Medien. In einem fragwürdigen Tweet warf er palästinensischen Frauen vor, IS-Anhängerinnen zu sein. Dafür hagelte es heftigste Kritik, einschließlich des Vorwurfs von Rassismus.
Netanjahus Sprecher erntet heftige Kritik nach fragwürdigem TweetQuelle: AFP © Jack Guez

Anlässlich der Proteste am Samstag im Gazastreifen und Westjordanland zum "Tag des Bodens" der Palästinenser veröffentlichte Netanjahus Sprecher einen Tweet, in dem er mit einem Niqab verschleierte Frauen als "ISIS-Frauen" verunglimpfte:

ISIS-Frauen nehmen heute auch an den von der Hamas geführten Ausschreitungen an der Gazagrenze teil. Das ist keine Überraschung, weil die Hamas der Ableger von ISIS in Gaza IST. Die gewalttätigen #LandDay Ausschreitungen sind #NichtEinFriedlicherProtest. 

Der "Land Day" oder "Tag des Boden" wird seit dem 30. März 1976 jedes Jahr von Palästinensern im besetzten Westjordanland, im Gazastreifen und manchmal auch innerhalb des israelischen Staatsgebietes begangen, obwohl es in Israel verboten ist. Auslöser für diese Proteste war die Entscheidung der israelischen Regierung am 11. März 1976, insgesamt 21.000 Dunams (21 Quadratkilometer) Land in Galiläa zu enteignen und zu verstaatlichen. Davon waren nach israelischen Angaben 31 Prozent im "arabischen", also palästinensischem, Besitz. Geplant war auf diesem Gebiet der Ausbau der Ortschaft Madschar und der Bau von öffentlichen Gemeindehäuser für die umliegenden palästinensischen Dörfer, was danach nicht mehr möglich war. Für den 30. März 1976 wurde ein Generalstreik ausgerufen, der zu gewalttätigen Protesten und dem Tod von sechs Palästinensern führte. 

Dieser Tag hat also nichts mit der Hamas oder sonst irgendeiner politischen Fraktion zu tun und wird nicht nur im Gazastreifen begangen. Doch mit dem Tweet von Ofir Gendelman soll genau das suggeriert werden, und der "Tag des Bodens" soll zudem durch die Behauptung delegitimiert werden, dass sich der sogenannte Islamische Staat im Gazastreifen breitgemacht hat. Als Beweis sollen Gendelman wohl die verhüllten Frauen mit Palästinaflaggen dienen.

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Für diese Behauptung wurde er auf Twitter heftig kritisiert. Manche Kommentatoren wiesen ihn darauf hin, dass eine ISIS-Anhängerin niemals eine Nationalflagge schwenken würde, da der sogenannte Islamische Staat jeglichen Nationalstaat als säkulare Gotteslästerung betrachtet. Zudem wird er korrekterweise darauf aufmerksam gemacht, dass die Hamas zur Muslimbruderschaft gehört, welche den IS bekämpft und ablehnt. Außerdem hat der IS selbst einen Krieg gegen die Hamas ausgerufen.  

Ein weiterer Kommentator warf dem Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten vor, dass das "nichts weiter als Rassismus, Islamophobie und politische Propaganda" sei. 

Gendelman hat bis jetzt keine Stellung bezogen, wie er zu der Erkenntnis gelangte, dass es sich bei diesen Frauen um IS-Anhängerinnen handelt. Stattdessen bestätigte er, dass die israelische Armee weiterhin in "voller Einsatzbereitschaft rund um den Gazastreifen" bleiben wird. 

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