Eichstätter Bischof nach Solidaritätsbesuch in Syrien: Weg mit den Sanktionen!
Das von der Stabstelle Medien- und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Eichstätt geführte Interview zeigt einen sichtlich bewegten und tief beeindruckten Bischof Gregor Maria Hanke. Der Geistliche erzählt dabei von seinen Eindrücken und Erlebnissen während einer Solidaritätsreise nach Syrien, die ihn nach Damaskus, Aleppo und Homs geführt hatte. Das syrisch-katholische Patriarchat hatte ihn zu dieser achttägigen Reise eingeladen.
In dem Interview sprach der Bischof immer wieder von "befreiten Gebieten" in Syrien, allerdings nicht im Sinne der westlichen Politik. Hiesige Medien und Politiker gehen abstruserweise davon aus, dass die syrische Armee ihr eigenes Land besetzt hält, und sprechen von Befreiung, wenn Extremisten Gebiete erobern.
Ich konnte in den befreiten Gebieten problemlos reisen. Es mag da und dort, etwa in Palymra, noch etwas schwieriger sein. Aber Aleppo, Homs, die anderen Großstädte, da konnte ich keinerlei Gefahrenpotenziale erkennen. Natürlich ist immer noch ein Problem das von Rebellen besetzte Gebiet in Idlib.
Das Bild, das Hanke von Syrien zeichnet, ist deprimierend und hoffnungsvoll zugleich. Er lässt die Bilder von zerbombten Stadtteilen aufleben und spricht dennoch von "der Kraft und dem Überlebenswillen" der Menschen, die ihr Leben und Stück für Stück auch ihr Land wieder in den Griff bekommen wollen.
Die Politik sollte sich viel mehr damit befassen, was können wir Gutes tun für die Menschen, die dort geblieben sind, die den Wiederaufbau wollen, die bereit sind, alles zu geben für den Wiederaufbau, weil sie ihr Land lieben.
Bischof Hanke sprach auch die religiöse Vielfalt an, die vor dem Krieg in Syrien herrschte und eigentlich nach wie vor herrscht. Die Eroberungen von islamistischen Extremisten, deren Gewaltherrschaft und schrecklichste Massaker haben aber leider dazu geführt, dass die Zahl der Christen "sehr abgeschmolzen" sei. Und das, obwohl in Syrien – wie auch im Irak – die ältesten christlichen Gemeinden überhaupt existierten und deren Mitglieder von Ländern, die über christliche und westliche Werte sprechen, direkt und indirekt aus der Region vertrieben wurden.
Obwohl Syrien in den vergangenen Jahren von außen unterstützten religiösen Extremismus erleiden musste und wie gesagt gerade die christlichen Gemeinden dezimiert wurden, konnte sich der Eichstätter Bischof ganz offen in seinem klerikalen Gewand auf den Straßen von Aleppo und Damaskus zeigen:
Ich bin in Aleppo mit dem Talar, mit dem Habit gelaufen, ich bin in Damaskus damit gelaufen. Man wird da sogar sehr wohlwollend angesprochen, die Menschen verstehen die Sprache dieser Kleidung.
Selbst eine Versöhnung zwischen den teilweise noch immer verfeindeten Ethnien und Religionen hält er für möglich:
Syrien war eine sehr tolerante Gesellschaft, in der die verschiedenen Religionsgruppen gut miteinander umgehen konnten. Und man muss sagen, dort, wo das Land befreit ist, da versucht man, diesen Weg auch wieder zu gehen, sowohl von christlicher Seite, von muslimischer Seite, von alawitischer Seite, sofern das eben möglich ist aufgrund des immer noch eingeschränkten Lebens.
Deshalb müsste es doch eigentlich ein Anliegen der westlichen Regierungen und Länder sein, die syrische Gesellschaft zu stärken und das brutale Embargo gegen die Regierung von Baschar al-Assad einzustellen. Immer wieder betonte Hanke, wie nicht nur der Krieg und die Zerstörung den Menschen das Leben schwermachen, sondern vor allem eben auch das Embargo.
Das trifft vor allem die einfachen Leute auf der Straße, die Leute, die wenig zum Leben haben. Sie werden durch das Embargo in Haft genommen und führen ein teilweise sehr, sehr beschwerliches, elendes Leben.
Das Embargo, das die USA und EU bereits vor Ausbruch des Krieges 2011 verhängt und seitdem immer wieder verlängert haben, verhindert jetzt den Wiederaufbau des Landes. Es fehlt an allem, und Menschen müssen sterben, weil sie krank sind und es den "Krankenhäusern an den entsprechenden Ausrüstungen" fehlt, wie Gregor Maria Hanke berichtet.
Man hat mir in Aleppo erzählt, die Rebellen haben die gesamten eingenommenen Industriekomplexe abgebaut und verkauft. Da ist nichts mehr da. Das Embargo ermöglicht aber auch nicht, jetzt neu anzufangen. Und das trifft wieder die einfachen Menschen auf der Straße – egal ob Christen, Muslime oder sonst einer Religion zugehörig.
So stehen nach wie vor viele Familien, vor allem junge Familien, vor der existenziellen Frage, ob sie aus wirtschaftlichen Gründen nicht doch ihrem Heimatland den Rücken kehren und eine bessere Zukunft in der Fremde suchen sollen:
Damit müssen wir rechnen. Das wird uns im Westen vor neue Herausforderungen stellen. Aber ich muss dazu sagen, solange wir uns nicht den Menschen dort vor Ort zuwenden, den Menschen in Not versuchen zu helfen, schaffen wir uns selbst unsere Probleme.
Mit seiner Reise nach Syrien wollte Bischof Hanke ein Zeichen der Solidarität setzen und den Menschen vor Ort zeigen, dass man sie hier, in jenen Ländern, die aktiv an der Zerstörung ihres Landes gearbeitet haben und vielleicht sogar noch immer daran arbeiten, trotz allem nicht vergessen hat.
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