Nahost

Nur ein Versprecher? Netanjahu bekundet Interesse am Krieg gegen Iran

Im Rahmen der Nahost-Konferenz in Polen sorgte Israels Ministerpräsident mit der Äußerung für Aufsehen, man habe gemeinsam mit arabischen Staaten ein Interesse an einem Krieg mit Iran. Netanjahus Aussage wurde korrigiert – war es nur ein Übersetzungsfehler?
Nur ein Versprecher? Netanjahu bekundet Interesse am Krieg gegen IranQuelle: Reuters

Gegenwärtig tagen in Warschau Vertreter aus 60 Ländern, um über "Frieden und Stabilität im Nahen Osten" zu reden. Zu dem Treffen hatten die USA und Polen eingeladen. US-Außenminister Mike Pompeo erklärte, Hauptziel der Konferenz sei es, den destabilisierenden Einfluss Irans in der Region einzuschränken. Dementsprechend wurde Teheran nicht zu der Tagung eingeladen. Beobachter sehen in der Veranstaltung den Versuch Washingtons, einen Keil in die EU im Umgang mit dem persischen Land zu treiben.

"Europa ist in der Iran-Frage nicht gespalten", erklärte SPD-Politiker Niels Annen. Man stehe gemeinsam zu dem Atomabkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe, aus dem die USA ausgestiegen sind. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt leitet in Warschau die deutsche Delegation. Berlin hatte - ebenso wie Paris - auf die Entsendung des Außenministers verzichtet.

Mehr zum Thema - US-Geheimdienstchef: Iran arbeitet nicht an Atomwaffen

Irans Erzfeind Israel ist dagegen hochrangig durch den Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vertreten, der am Mittwochabend beim Auftakt-Abendessen ebenso sprechen konnte wie die Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrains sowie der saudische Staatssekretär Adel al-Dschubair. Für Aufsehen sorgte dabei ein Tweet Netanjahus auf seinem amtlichen Account, dessen Inhalt dem vorgeblichen Anliegen der Konferenz - "Frieden und Stabilität" - diametral widerspricht. Darin heißt es:  

Wichtig an diesem Treffen ist – und dieses Treffen ist nicht geheim, denn es gibt viele davon – , dass es sich um ein offenes Treffen mit Vertretern führender arabischer Länder handelt, die sich mit Israel zusammensetzen, um das gemeinsame Interesse an einem Krieg mit dem Iran zu verfolgen.

Kurz nach diesem offenen Eingeständnis eines "Interesses am Krieg" wurde der Tweet korrigiert. In der entsprechenden Passage heißt es nun, man "verfolge das gemeinsame Interesse, den Iran zu bekämpfen".

Doch Nachrichtenagenturen wie Bloomberg hatten Netanjahus Aussage bereits als Schlagzeile aufgegriffen. Handelte es sich um einen Freud'schen Versprecher des Ministerpräsidenten? Laut dem Journalisten Yair Rosenberg beruht die Aussage lediglich auf einem Übersetzungsfehler. Netanjahu habe das Wort "Krieg" nicht in den Mund genommen.

Dem widerspricht der AP-Korrespondent Aron Heller: "Ich war dort und das Wort lautete 'milchama'='מלחמה', also Krieg." Zum Beleg veröffentlichte Heller in seinem Tweet ein Video mit Netanjahus Aussage.

Mehr zum Thema - Nach Jahren der Dementis: Israelischer Stabschef bestätigt Waffenlieferung an syrische Dschihadisten

(rt deutsch/dpa)

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.