"Dolchstoß in den Rücken": US-Partner in Syrien fühlen sich "verraten"
von Ali Özkök
Die Erklärung wurde veröffentlicht, nachdem das Weiße Haus angekündigt hatte, dass es die Weisung zum Abzug von US-Truppen aus Syrien gegeben hat. Stattdessen wollen die USA zur nächsten Phase ihrer Kampagne gegen die Terrorgruppe "Islamischer Staat" übergehen.
Die "Demokratischen Kräfte Syriens", kurz SDF, die von der Kurden-Miliz YPG angeführt werden, beklagten die Entscheidung der US-Regierung und nannten sie "einen Stich in den Rücken". Der Fernsehsender Sky News Arabia zitierte die Enttäuschung eines Vertreters der SDF mit folgenden Worten:
Das ist ein Verrat und ein Dolchstoß in den Rücken."
Tags darauf verabschiedeten die SDF eine weitere Erklärung. Darin heißt es:
Die Entscheidung des Weißen Hauses, sich aus dem Norden und Osten Syriens zurückzuziehen, würde sich negativ auf die Kampagne zur Bekämpfung des Terrorismus auswirken. Und sie würde dem Terrorismus und seinen Anhängern, dem militärischen Bereich und der politischen Macht die Möglichkeit geben, sich wieder zu beleben."
Gleichzeitig berichtete das Nachrichtenportal The National, dass die YPG-Miliz keine Nachricht über den Schritt von US-Präsident Donald Trump erhalten hatte, amerikanische Truppen aus Syrien abzuziehen.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, versuchte in einer Erklärung zu beruhigen. Die USA würden lediglich zur nächsten Phase ihrer Anti-IS-Kampagne in Syrien übergehen. Sie fügte hinzu, dass Washington weiterhin mit seinen Verbündeten zusammenarbeiten wird, um die radikale Organisation zu bekämpfen.
Zuvor erklärte US-Präsident Donald Trump in einem Tweet, dass die Terrorgruppe "Islamischer Staat" in Syrien besiegt worden sei, und betonte, dies sei der einzige Grund dafür, dass die Vereinigten Staaten während seiner Präsidentschaft noch in der arabischen Republik präsent sind.
Der Syrien-Analyst und Journalist beim kurdischen Nachrichtensender Rudaw, Karwan Faidhi, kommentierte im Gespräch mit RT Deutsch die US-Entscheidung. Er sagte:
Der Rückzug ist reiner Verrat. Die kurdischen Kämpfer haben in Syrien Millionen von Menschenleben gerettet, und sie haben die USA als einen Vater betrachtet, der seine Kinder sicher sehen will und diese beschützt. Der Rückzug kam für mich aber nicht überraschend, da wir im Falle von Afrin schon gesehen haben, dass die USA die YPG nicht schützen werden."
Noch beunruhigender als der Kampf gegen den IS ist für die YPG und die SDF die Gefahr eines türkischen Angriffs.
Das Bündnis zwischen den USA und den SDF hat die Türkei, einen NATO-Verbündeten, verärgert, welche die YPG wegen ihrer Verbindungen zur PKK als Terroristen betrachtet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versprach vergangene Woche, eine militärische Operation in Syrien gegen die Gruppe durchzuführen. Die Anwesenheit von US-Streitkräften neben den kurdischen Kämpfern wurde als Bollwerk gegen einen Angriff angesehen.
Die YPG hat bereits mit den Vorbereitungen für einen türkischen Angriff begonnen, indem sie Gräben nahe der Grenze aushebt. In seiner Rede am Donnerstag bekräftigte der türkische Verteidigungsminister die Drohung Ankaras:
"Im Moment heißt es, dass in Manbidsch und östlich des Euphrats einige Gräben und Tunnel gegraben wurden. Sie können Tunnel oder Gräben graben, wenn sie wollen. Sie können unter Tage gehen, wenn sie wollen. Wenn die Zeit und der Ort kommen, werden sie in den Gräben begraben werden, die sie ausgehoben haben. Daran sollte niemand zweifeln", so der Verteidigungsminister laut der türkischen staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
"Wegen des Rückzugs wird das YPG/SDF-kontrollierte Gebiet eine leicht verdauliche Mahlzeit für die Türkei sein, die ungeduldig darauf wartet, dass der Vater der SDF das Gebiet verlässt", bemerkte Karwan Faidhi und fügte hinzu:
Allerdings ist YPG auch für ihr Schicksal selbst verantwortlich, weil sie an der Ideologie der PKK festgehalten hat. Sie hätte sich von den Symbolen und Slogans der PKK und Öcalan fernhalten sollen. Vergessen wir nicht, dass YPG und sein politischer Flügel PYD die Präsenz anderer Parteien ablehnt. Selbst von den Peschmerga lehnte sie Hilfe ab."
Die USA unterhalten rund 2.000 Soldaten in Syrien. Laut türkischen Staatsmedien haben die USA in den letzten Jahren über 15 Militärbasen in der arabischen Republik errichtet.
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