Textilunternehmer aus Aleppo im Gespräch mit RT: "Westliche Regierungen haben Terroristen geschickt"
Die Ursachen für einen Krieg sind jeweils unterschiedlich, aber was allen bewaffneten Auseinandersetzungen gemein ist, ist eine typische Dynamik der betreffenden Bevölkerung. Solange die Menschen Hoffnung haben, dass ihre Lage nicht aussichtslos ist – und Menschen können sehr widerstandsfähig werden -, tragen sie dazu bei, dass ein minimales Maß an Normalität trotz widrigster Umstände aufrechterhalten wird. Wenn sie aber zu dem Punkt angelangen, wo es keine Hoffnung mehr für sie gibt, dann fällt die ganze Moral des Widerstandes zusammen.
In Aleppo ist die Moral nie zusammengebrochen, auch nicht dann, als ein Teil der Stadt von Dschihadisten besetzt worden war und als Basis für Angriffe auf den Rest der Stadt diente. Ajman Azizi ist so ein Mann, der nie die Hoffnung aufgebeben hat. In der Sheikh-Najjar-Industriezone im Osten Aleppos führt die Familie Azizi seit drei Generationen eine Textilfabrik. Die Geschäfte liefen bis 2012 prächtig, bis zu dem Zeitpunkt, als Dschihadisten in die Stadt einfielen. Die Angriffe, der vom Westen unterstützten "Rebellen", zerstörten die Produktionshalle der Azizi Company und schickten 50 Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit. Doch die Hoffnung hatte Ajman Azizi nie aufgegeben, wie er im Gespräch mit RT Deutsch beteuert.
"Vor dem Krieg waren unsere Märkte hauptsächlich im Mittleren Osten und Osteuropa", merkte er stolz an. Nach vier Jahren des Abwartens eröffneten die Azizis nach vier Jahren an einem anderen Standort in Aleppo einen kleinen Teil ihres Textilunternehmens wieder. "Aber nur maschinelles Weben und Bürsten" von Textilien, also im Auftrag von Dritten, sagte Ajman bedrückt. "Heute ist es aufgrund von teuren Transportkosten schwierig, unsere Produkte in den Export zu liefern." Aber immerhin konnten so zwölf der ehemaligen Mitarbeiter wieder einer geregelten Arbeit nachgehen, was nicht nur für die Moral dieser Männer wichtig war, sondern für deren ganze Familie.
Unsere Hoffnung für die Zukunft ist die Rückkehr zu unserem eigentlichen Produktionsstandort und die Produktion wie zuvor wieder aufzunehmen, nachdem der notwendige, aber teure Wiederaufbau von Maschinen und Gebäude gemacht worden ist.
Auf die Frage, was er von der Einmischung der arabischen und westlichen Länder hält, antwortete Ajman Azizi bestimmt:
Es wurde viel über den Krieg in Syrien gesagt, und jedermann weiß, dass die Regierungen im Westen Terroristen und Waffen geschickt haben, um Syrien, und insbesondere Aleppo, zu zerstören. Ich habe aber keine Zweifel daran, dass deren Unterstützung für diese Terroristen einen negativen Einfluss in deren Ländern haben wird, wenn diese Mörder nach Hause zurückkehren!
Zu den Terroristen zählt der Textilunternehmer aus Aleppo im Übrigen auch die sogenannten Weißhelme, denen er nichts Gutes oder Positives abgewinnen kann. "Sie sind doch nichts weiter als ein Teil der al-Kaida", antwortete er, die überall nur dort auftauchten, wo eben auch diese Terrororganisation aktiv war. In Zeiten der größten Not waren sie auf jeden Fall nicht da für die Menschen von Aleppo, sondern erschienen nur in den von Dschihadisten kontrollierten Gebieten.
Es sei an dieser Stelle erinnert, dass im Jahr 2012 das durch Frankreich unterstützte "Revolutionäre Komitee von Aleppo" die Herrschaft über "befreite Gebiete" von Aleppo übernahm und seitdem das Narrativ aufrechterhalten wird, dass die syrische Stadt eigentlich von der syrischen Regierung besetzt gehalten wurde. Dass aber das "Revolutionäre Komitee von Aleppo" aus Mitgliedern von Dschabhat al-Nusra, also dem offiziellen al-Kaida-Ableger in Syrien, und anderen Dschihadisten bestand, interessiert bis heute nur Wenige.
Ajman Azizi bestätigt, dass es viele Unternehmer wie ihn gibt, die damit begonnen haben, aus den Ruinen wieder einen normalen Produktionsstandort und somit Normalität in Syrien aufzubauen. Vor dem Krieg gehörte gerade die Textilindustrie zum Aushängeschild der syrischen Wirtschaft. 63 Prozent der gesamten industriellen Produktion stammte aus diesem Bereich, 12 Prozent des Bruttoinlandproduktes erwirtschaftete die Textilindustrie mit rund 20 Prozent der syrischen Arbeitskräfte. Aleppo war das industrielle Zentrum der Textilunternehmer und deshalb traf sie der Krieg besonders hart. Laut Feras Taki Eddine, Präsident des Verbands der syrischen Textilexporteure, wurden 70 Prozent der Produktionsunternehmen zerstört oder mussten schließen.
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