
Netanjahu hat sein Ziel im Krieg gegen die Hamas nicht erreicht – Was nun?

Von Abbas Djuma
Wie auch immer die Geschichte mit dem sogenannten Trump-Plan für den Gazastreifen enden mag: Der 13. Oktober 2025 wird als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem die Parteien der Möglichkeit, den Krieg zu beenden und sich zu einigen, näher gekommen sind als je zuvor. Die Hamas übergab sieben israelische Staatsbürger an den Roten Halbmond, und Israel entließ 1.966 palästinensische Gefangene.
Dies ist jedoch nur die erste Phase des Abkommens. Ob die Parteien die folgenden Phasen umsetzen können, ist unklar.
Trumps Erklärungen, dass der Krieg in Gaza beendet sei , erinnern sehr an seine jüngsten Äußerungen über die "Zerstörung des iranischen Potenzials zur Urananreicherung". Und das, obwohl die Iraner ihr angereichertes Uran vorher abtransportiert hatten, worüber alle renommierten internationalen Medien berichteten.
In dieser Hinsicht haben sich alle längst an Donald Trumps Stil gewöhnt. Er muss es nur sagen. Und zwar so, dass es laut klingt.

Allerdings muss man dem amerikanischen Präsidenten heute konkret Anerkennung zollen. Es scheint, als habe er endlich Druck auf seinen israelischen Kollegen ausgeübt. Sonst ist es schwer vorstellbar, dass Netanjahu sich auf Verhandlungen eingelassen hätte. Denn es ist offensichtlich, dass der israelische Ministerpräsident sein Hauptziel nicht erreicht hat. Vor zwei Jahren versprach er, die Hamas zu vernichten und keine Einigung zuzulassen. Danach wiederholte er diese Worte noch viele Male. Insbesondere in seiner jüngsten Ansprache an die Nation anlässlich des zweiten Jahrestages des Angriffs der Hamas auf Israel.
Dennoch musste ein Abkommen mit der Hamas unterzeichnet werden. Trotz zweijähriger brutaler Bombardierungen, die hunderttausende Palästinenser das Leben gekostet haben, ist der palästinensische Widerstand in dem Gebiet nach wie vor aktiv. Und das ist das größte Hindernis auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden.
Netanjahu hat sich selbst in die Falle gelockt. Auf der einen Seite stehen Trump und seine Hoffnungen auf den Friedensnobelpreis zumindest im Jahr 2026, auf der anderen Seite die verärgerten rechtsextremen Politiker im eigenen Kabinett. So drohte der Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, mit dem Sturz der Regierung, falls "die Hamas in Gaza bleibt." Und der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich erklärte unverblümt, dass nach der Freilassung der Geiseln die Hamas vernichtet und eine vollständige Entmilitarisierung des Gazastreifens erreicht werden müsse.
Die Hamas hat jedoch nicht die Absicht, sich zu entwaffnen, solange eine offensichtliche Bedrohung besteht und die israelische Armee den Gazastreifen nicht vollständig verlassen hat. Außerdem ist die Hamas nicht bereit, auf eine Beteiligung an der politischen Zukunft Gazas zu verzichten und die Regierungsgewalt an eine dritte Partei zu übertragen.
Somit hat Israel formelle Gründe, den Krieg unmittelbar nach dem Austausch fortzusetzen. Diese "Gründe" hat Netanjahu gewissermaßen von vornherein in einen vorhersehbar nicht realisierbaren Plan zur Zerschlagung der Hamas und zur Entmilitarisierung des Gazastreifens eingebaut und damit einen wahrhaft endlosen Konflikt ausgelöst.
Der einzige Ausweg aus der derzeitigen Sackgasse ist die Entsendung von Friedenstruppen aus muslimischen Staaten nach Gaza. Diese sollten so lange dort bleiben, bis Israel sich mit der Tatsache abgefunden hat, dass Bombardierungen nichts bringen. Und auch, bis Israel sich selbst bereinigt und sich von Fanatikern befreit hat, die den Völkermord als einzige Lösung für ihre Probleme ansehen.
Übersetzung aus dem Russischen. Abbas Djuma ist ein russischer Journalist mit syrischen Wurzeln. Sein Themenschwerpunkt liegt im Nahen und Mittleren Osten.
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