
Israel: Schriftsteller fordert Landsleute zum "gewaltlosen Krieg" gegen Regierung Netanjahu auf

Der regierungskritische israelische Krimi-Autor und Literaturdozent Dror Mishani hat sich in Haaretz nicht nur für einen internationalen Boykott Israels ausgesprochen, sondern zum gewaltlosen Widerstand gegen die Regierung Netanjahu aufgerufen.

Eine andere Art Kriegserklärung
Während ihr Sohn von der Hamas in Gaza festgehalten werde, habe Einav Zangauker der Regierung Israels "den Krieg erklärt", schreibt Mishani in der Zeitung – und fordert seine Landsleute auf, dem Beispiel Zangaukers zu folgen. Obwohl die bereits angerichteten Verwüstungen immens und möglicherweise irreparabel sind, stellt sich Mishani die Frage, weshalb der Widerstand gegen Netanjahu von israelischer Seite nicht schon längst eingesetzt habe. Das Online-Portal transition news zitiert den israelischen Schriftsteller mit folgender Feststellung:
"Einige in Netanjahus Regierung planen, die Deportationen und Zerstörungen in Gaza und im Westjordanland fortzusetzen, und sie werden sicherlich nicht aufhören, wenn wir nicht versuchen, sie zu stoppen."
Um die israelische Regierungspolitik zu ändern, plädiert Mishani für alle Formen des gewaltlosen Widerstandes und hofft zusätzlich auf einen internationalen Boykott seines Landes. Allerdings glaubt der Autor und Journalist nicht daran, dass von außen allein eine Änderung der israelischen Regierungspolitik bewirkt werden könne. Der entscheidende Widerstand müsse von den Bürgern Israels selbst kommen. Dazu Mishani weiter:
"Wir dürfen nicht einfach hoffen, dass uns externe Boykotte und Sanktionen vor unserer Regierung retten. Wir müssen selbst gegen die Regierung kämpfen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat uns Sparta und Autarkie versprochen. Doch damit eine solche Wirtschaft existieren kann, braucht die Regierung die Produktivität von uns allen. Und genau darauf setzt er: auf unseren unterwürfigen Gehorsam als Bürger, Eltern und Berufstätige."
Mut und Nüchternheit
Dabei macht sich der Schriftsteller keine Illusionen über die Folgen, die ziviler Ungehorsam, Arbeitsverweigerung, verschiedene Widerstandsaktionen und Streiks haben können. Die Regierung werde einen "hohen Preis" fordern. Doch alle Einschränkungen – bis zu Beeinträchtigungen der Lebensgrundlagen –, ja der Zerstörung des bisherigen Lebens der Israelis, seien "nichts [...] im Vergleich zu der Zerstörung, die die israelische Regierung in Gaza anrichtet."
Die Bürger Israels müssten daher dafür sorgen, dass der Gegensatz zwischen ihrem Alltag und der Katastrophe, die sich im Namen Israels in Gaza vor sich geht, verringere. Nur so ließen sich die Zerstörung und die fortdauernde Vertreibung beenden.
Appell
Wenn Netanjahu ein neues Sparta errichten wolle, so Mishani, könne ihm das nur gelingen, wenn er aus den Israelis Spartaner machen könnte. Um dies zu verhindern, appelliert der Literat an seine Landsleute, aber auch an die Weltöffentlichkeit, wie transition news schreibt:
"Wir werden die Regierung nicht mit Munition, Brot und Kultur versorgen. Wir rufen die Welt dazu auf, sich uns anzuschließen und in den Krieg einzugreifen, um die Maschinerie der Vernichtung und Zerstörung zu stoppen. Wenn wir das nicht tun, wird er weiterhin Straßen, Viertel und Städte verschlingen – und das Leben hunderttausender Menschen zerstören."
Geisel-Video veröffentlicht
Unterdessen hat die Hamas ein weiteres Video von der deutsch-israelischen Geisel Alon Ohel ins Netz gestellt. Bundeskanzler Merz bezeichnete diesen Vorgang als "unerträglich". Die Aufnahmen nannte der Kanzler "menschenverachtend". Die Hamas müsse alle Geiseln sofort freilassen. Merz forderte darüber hinaus einen unverzüglichen Waffenstillstand und ein Ende des Leidens.
Die menschenverachtenden Aufnahmen des deutsch-israelischen Staatsangehörigen Alon Ohel, die die Hamas ausgerechnet zu Rosh ha-Schana veröffentlicht hat, sind unerträglich. Hamas muss sofort alle Geiseln freilassen. Der Waffenstillstand muss jetzt kommen, das Leiden muss enden.
— Bundeskanzler Friedrich Merz (@bundeskanzler) September 22, 2025
Der 24-jährige Alon Ohel besitzt neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Eltern des jungen Mannes riefen Öffentlichkeit und Medien auf, den Clip mit ihrem Sohn nicht weiterzuverbreiten. Der Musiker Alon Ohel war am 7. Oktober 2023 von der Hamas entführt worden, als er am Nova-Festival an der Grenze zum Gazastreifen teilnahm. Auf den nun veröffentlichten Aufnahmen erscheine er abgemagert und ängstlich, so die Eltern. Möglicherweise drohe ihm der Verlust des Sehvermögens auf dem rechten Auge, berichtet die Welt.
Daher verlangten die Eltern Alon Ohels in ihrer Stellungnahme die Untersuchung und Behandlung ihres Sohnes durch einen Augenarzt – als Vorbedingung weiterer Verhandlungen mit der Hamas. An Netanjahu gewandt, sprachen Ohels Eltern davon, dass das Schicksal junger Israelis nun in der Hand des Premieministers liege. Das Wichtigste sei, alle Geiseln wieder zu ihren Familien zu bringen.
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