Nahost

Nasrallah-Ermordung: Sicherheitsarchitektur in Nahost wankt - Iran in der Zwickmühle

Der Tod des Hisbollah-Chefs hat die Abschreckungsregeln im Nahen Osten auf auf den Kopf gestellt. Manche Kräfte in Iran drängen schon auf eine entschlossene konzertierte Aktion – sonst werde Israel sich nach Libanon und Syrien auch noch Iran zuwenden.
Nasrallah-Ermordung: Sicherheitsarchitektur in Nahost wankt - Iran in der ZwickmühleQuelle: AP © Adil al-Khazali

Von Armin Schmitt

Am Freitag wurden sechs Wohngebäude nördlich von Beirut durch schwere Explosionen völlig zerstört, als Israel das Hauptquartier der Hisbollah angegriffen hat. Dabei wurde Ihr Generalsekretär Hassan Nasrallah ermordet.

Nasrallahs Tod, den zunächst Israel und dann auch die Hisbollah bestätigte, hat die Sicherheitsarchitektur der Region und die Abschreckungsregeln im Nahen Osten auf einmal auf Kopf gestellt.

Nach dem Überfall der Hamas auf Israel und dem anschließenden Gaza-Krieg eröffnete die Hisbollah im Oktober 2023 aus Solidarität mit den Palästinensern eine zweite Front im Norden gegen Tel Aviv. Die Hisbollah wollte damit die Hamas entlasten. Ihr Kalkül, Israel durch einen Mehrfrontenkrieg zur Waffenruhe im Gazastreifen zu drängen, ging jedoch am Ende nicht auf. Im Gegenteil ließ Israel den Konflikt im Norden eskalieren. Die israelische Offensive im September, die mit den explodierenden Hisbollah-Pagern sowie der gezielten Ermordung von Hisbollah-Militärführern in Serie begann und in der Tötung des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah mit bunkerbrechenden Bomben gipfelte, überrumpelte Iran und dessen Stellvertreter Hisbollah.

Die Ermordung Hassan Nasrallahs hat die Sicherheitsarchitektur des Irans in einer nicht gekannten Weise infrage gestellt. In der von Iran angeführten "Achse des Widerstands", einer Allianz von Teherans Stellvertretern zur Umsetzung der iranischen Vorwärtsverteidigungsstrategie, spielte der Hisbollah-Chef eine herausragende Rolle.

Nach der Tötung des Hamas-Führers Ismail Haniyeh im Juli in Teheran schwor Iran Vergeltung. Bislang blieb diese jedoch aus. Viele Beobachter in Iran bezeichneten den ausbleibenden Gegenschlag als einen schweren Fehler der Führung in Teheran. Irans Passivität hätte demnach Tel Aviv ermutigt, noch wesentlich heftiger gegen die Stellvertreter Irans vorzugehen.

Manche Kräfte in Iran drängen schon auf eine entschlossene konzertierte Aktion – sonst werde Israel sich nach dem Libanon und Syrien auch noch Iran zuwenden. Die iranische UN-Mission in New York teilte am Freitag mit, dass die "Spielregeln" sich mit dem Angriff auf das Hauptquartier der Hisbollah geändert hätten. Es bleibt abzuwarten, wie Iran seine Abschreckung gegenüber Israel wiederherzustellen versucht, während das Land derzeit jegliche direkte Konfrontation mit Israel eher vermeidet. 

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