Nahost

Sicherheitsüberprüfung: Irans Revolutionswächter verbieten Nutzung von Kommunikationsgeräten

In Iran findet eine groß angelegte Sicherheitsüberprüfung statt. Dabei werden alle technischen Instrumente, aber auch die Mitglieder des Elitekorps selbst überprüft, um potenzielle Mossad-Agenten in den eigenen Reihen zu detektieren. Die Nutzung jeglicher Kommunikationsgeräte wurde verboten.
Sicherheitsüberprüfung: Irans Revolutionswächter verbieten Nutzung von KommunikationsgerätenQuelle: www.globallookpress.com © Iranian Presidency / Keystone Press Agency

Das iranische Elitekorps der Revolutionsgarden (IRGC) hat alle Mitglieder angewiesen, keinerlei Kommunikationsgeräte mehr zu benutzen, nachdem in der vergangenen Woche Tausende von Pagern und Walkie-Talkies bei Hisbollah-Verbündeten im Libanon explodiert waren. Dies berichteten zwei hochrangige iranische Sicherheitsbeamte gegenüber Reuters.

Über die Aussagen der beiden iranischen Regierungsvertreter berichtete U.S.News am Montag. Einer der Sicherheitsbeamten sagte, dass der IRGC derzeit eine groß angelegte Überprüfung aller technischen Instrumente durchführe, nicht nur der Kommunikationsgeräte. Die meisten dieser Geräte seien entweder aus eigener Herstellung oder aus China und Russland importiert worden.

Iran sei besorgt über die Infiltration durch israelische Agenten, es stünden dabei auch Iraner auf der Gehaltsliste Israels. Inzwischen habe eine gründliche Untersuchung des Personals begonnen, die sich auf mittlere und hochrangige Mitglieder des IRGC konzentriere. Der Beamte wollte aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden. Zu den Details der Überprüfung erklärte er: "Dazu gehört auch die Überprüfung ihrer Bankkonten sowohl in Iran als auch im Ausland sowie ihrer Reisegeschichte und der ihrer Familien."

In einem koordinierten Angriff detonierten die Pager-Geräte am 17. September in den Hochburgen der Hisbollah. Am Folgetag explodierten Hunderte von Hisbollah-Walkie-Talkies. Bei den Anschlägen wurden 39 Menschen getötet und mehr als 3.000 verletzt. Der Libanon und die Hisbollah beschuldigten Israel für die Anschläge. Israel hat eine Beteiligung weder dementiert noch bestätigt.

Der iranische Sicherheitsbeamte wollte keine Einzelheiten über die Kommunikationsmethoden der 190.000 Mann starken IRGC-Truppen nennen. Diesbezüglich äußerte er: "Im Moment verwenden wir eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in den Nachrichtensystemen." Demselben Beamten zufolge ist der iranische Regierungsapparat sehr besorgt. Vertreter des IRGC haben die Hisbollah um technische Einschätzungen gebeten, und mehrere Exemplare explodierter Geräte wurden zur Untersuchung durch iranische Experten nach Teheran gesandt.

Massive Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen

Ein anderer iranischer Regierungsvertreter erklärte, die Hauptsorge der Islamischen Republik sei der Schutz der Atom- und Raketenanlagen des Landes, insbesondere der unterirdischen Anlagen. Seit dem letzten Jahr seien die Sicherheitsmaßnahmen an diesen Standorten deutlich erhöht worden. Mit dieser Aussage bezog sich der Beamte auf die verschärften Maßnahmen nach dem von den iranischen Behörden behaupteten Versuch Israels, das iranische Raketenprogramm im Jahr 2023 zu sabotieren. Israel hat sich dazu nie geäußert. Aktuell seien die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal massiv verstärkt worden. Gegenüber der Nachrichtenagentur erklärte der Iraner: 

"Noch nie gab es so strenge Sicherheitsvorkehrungen und extreme Maßnahmen wie jetzt."

Der IRGC stellt in Iran eine mächtige politische, militärische und wirtschaftliche Kraft dar, die eng mit dem Obersten Führer Ali Chamenei verbunden ist. Die Organisation wurde nach der Islamischen Revolution von 1979 zum Schutz des klerikalen Herrschaftssystems gegründet. Mit einer eigenen Bodentruppe, Marine und Luftwaffe überwacht sie die strategischen Waffen Irans.

Iran übt seinen Einfluss im Mittleren Osten über seine für Auslandseinsätze zuständige Al-Quds-Truppe aus. Darüber werden verbündete Gruppen wie die Hisbollah im Libanon, die Hamas im Gazastreifen, die Huthi im Jemen und Milizen im Irak mit Geld, Waffen, Technologie und Ausbildung versorgt.

Nach Angaben der iranischen Quelle verwendet das iranische Militär zur sicheren Kommunikation eine Reihe von verschlüsselten Kommunikationsgeräten, darunter Walkie-Talkies. Die spezifischen Modelle und Marken könnten zwar variieren, aber zumeist handele es sich um einheimische Geräte oder um eine Kombination aus einheimischen und ausländischen Anbietern. Ihm zufolge würden die iranischen Streitkräfte seit über zwei Jahrzehnten keine Pager mehr verwenden.

Teheran habe seine eigenen militärischen Funkgeräte entwickelt, um nicht auf ausländische Importe angewiesen zu sein. Dies sei insbesondere auf die westlichen Sanktionen zurückzuführen, die wegen des mutmaßlichen iranischen Atomprogramms gegen Teheran verhängt wurden. In der Vergangenheit hatte Iran Kommunikationsgeräte aus Ländern wie China, Russland und sogar Japan importiert.

Iran und Israel befinden sich seit Jahrzehnten in einem Schattenkrieg, der von gegenseitigen Sabotagevorwürfen und Attentatsplänen geprägt ist. Dieser Konflikt, der auch zwischen Israel und der Hisbollah besteht, hat sich seit den Angriffen vom 7. Oktober im vergangenen Jahr parallel zum Gaza-Krieg noch verschärft.

Iran und die Hisbollah haben Israel für die Ermordung des Hamas-Führers Ismail Haniyya in Teheran und des ranghöchsten militärischen Befehlshabers der Hisbollah, Fuad Schukr, in Beirut verantwortlich erklärt. Im Juli waren beide innerhalb weniger Stunden getötet worden. Israel bekannte sich zwar zur Tötung von Schukr, übernahm aber nicht die Verantwortung für Haniyyas Tod.

Iran erkenne das Existenzrecht Israels nicht an, so Reuters. Chamenei habe Israel bereits früher als "Krebsgeschwür" bezeichnet, das "zweifellos ausgerissen und zerstört werden wird". Für Israel stelle Iran eine existenzielle Bedrohung dar. Nach israelischer Auffassung würde Iran auch heimlich versuchen, Atomwaffen zu entwickeln, Iran bestreitet dies jedoch.

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