Nahost

Präsident Jitzchak Herzog bestreitet Verbindung Israels zu den Pager-Explosionen im Libanon

In einem Interview mit dem britischen Sender "Sky News" hat der Präsident Israels, Jitzchak Herzog, die Beteiligung seines Landes an den Sprengstoffanschlägen im Libanon diese Woche abgestritten. Selbst der Nahost-Korrespondent des Senders ist skeptisch, mauschelt aber bei der Aufzählung der sonstigen Verdächtigen.
Präsident Jitzchak Herzog bestreitet Verbindung Israels zu den Pager-Explosionen im LibanonQuelle: Gettyimages.ru © Antonio Masiello/Getty Images

Der israelische Präsident Jitzchak Herzog hat in einem Interview mit dem britischen Sender Sky News am Sonntag jede Beteiligung Israels an den Explosionen von Pagern und anderen elektronischen Geräten im Libanon in der zurückliegenden Woche abgestritten.

Auf die ausdrückliche Frage, ob es sich um eine Aktion Israels gehandelt habe, sagte Herzog er streite "jede Verbindung zu dieser oder jener Operationsquelle entschieden ab." Weiter sagte der israelische Staatschef:

"Es gibt viele Feinde der Hisbollah da draußen, ziemlich viele in diesen Tagen. Die Hisbollah hat den Libanon erstickt, den Libanon zerstört und im Libanon immer wieder Unheil angerichtet. Wir sind nur hier, um uns zu verteidigen. Das ist alles, was wir tun. Und wir machen deutlich, dass wir Maßnahmen ergreifen müssen. So wie es jede normale Nation tun würde, wie es Großbritannien tun würde, oder jede andere souveräne Nation, um ihr Volk zu verteidigen."

Sky News selbst sieht dieses Dementi skeptisch. Der Nahost-Korrespondent des Senders, Alistair Bunkall, schreibt in einem spontan verfassten Kommentar zu dem Interview: 

"Das deckt sich nicht mit den Gesprächen, die ich in den letzten Tagen mit Vertretern aus Politik und Sicherheitsbehörden geführt habe. Zugegebenermaßen hat sich niemand offen zu den Anschlägen bekannt, aber die Diskussion über die Anschläge und die möglichen Folgen werden im Allgemeinen mit einem metaphorischen Nicken und einem Augenzwinkern umrahmt, und die Gespräche liefen nach dem Motto 'Wir wissen alle, was passiert ist, auch wenn wir darum herumtanzen'."

Weiter schreibt Bunkall:

"Herzog mag recht haben, wenn er behauptet, die Hisbollah habe andere Feinde, aber abgesehen von den USA, die wiederholt bestritten haben, von den Anschlägen zu wissen, fällt mir kein anderer Staat ein, der die Fähigkeit, den Willen und die Absicht hätte, diese Anschläge durchzuführen."

Zum Letzteren kann man angesichts der historischen Erfahrungen Russlands allerdings anmerken, dass der Brite Bunkall "die Fähigkeit, den Willen und die Absicht" der Geheimdienste seines eigenen Landes zu Unrecht "unter den Scheffel" stellt. 

Am 17. September explodierten im Libanon zu praktisch derselben Zeit rund 3.000 Pager, kleine Funkrufempfänger. Dabei wurden 14 Personen getötet und Hunderte zum Teil schwer verletzt. Unter den Getöteten und Verletzten waren in erster Linie Mitglieder der schiitischen Partei und Miliz Hisbollah, aber auch unbeteiligte Zivilisten. Am nächsten Tag kam es zu weiteren Explosionen, von denen vor allem Walkie-Talkies, aber auch andere elektronische Geräte betroffen waren. Auch hier gab es Tote und Verletzte. 

Zu den Anschlägen hat sich bislang niemand bekannt. Recherchen westlicher Medien zufolge war in den Geräten Sprengstoff platziert, der durch ein Funksignal ausgelöst wurde. Dieser soll noch in der Produktionsphase in die Geräte eingebaut worden sein. Im Verdacht stand zuerst ein Subunternehmer des taiwanesischen Herstellers in Ungarn, dann zeigte sich, dass es sich dabei um eine Briefkastenfirma handelte. Derzeit steht Bulgarien im Mittelpunkt der Recherchen, ein aus Norwegen stammender Geschäftsführer soll inzwischen untergetaucht sein.

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